Abo

ChristuskircheSingkreis Leverkusen meistert den Spagat zwischen Trauer und Hoffnung

2 min
Der Singkreis Leverkusen und das Kammerorchester gaben ein Adventskonzert in der Christuskirche.

Der Singkreis Leverkusen und das Kammerorchester gaben ein Adventskonzert in der Christuskirche.

Das gemeinsame Konzert von Singkreis und Kammerorchester war bei den Proben von einem Todesfall überschattet worden.

Zu aller erst, sagt Pfarrer Detlev Prößdorf, komme einem der Gedanke, ob man ein Konzert wie dieses unter diesen Umständen überhaupt geben solle. Und dann, beim weiteren Überlegen, werde es einem klar: Den Konzertnachmittag des Singkreises Leverkusen, geleitet von Theresia und Karl-Heinz Schlechtriem, abzusagen, wäre sicher nicht im Sinne von Ulrich Faßbender gewesen. Der für das Konzert als Solotrompeter eingeplante Faßbender war Ende vergangener Woche bei einer Probe in der Christuskirche plötzlich zusammengebrochen und gestorben. Herzinfarkt, wie Prößdorf sagte.

Dass sich die Beteiligten dazu entschlossen, das Konzert, an dem auch das Kammerorchester unter der Leitung von Klaus Müller erneut mitwirkte, stattfinden zu lassen, war die richtige Entscheidung. Das zeigt die Resonanz, die Christuskirche war voll, und das zeigt das Erscheinen der Familie von Ulrich Faßbender.

Zur Tagesordnung übergehen, als wäre nichts gewesen, konnten und wollten die Musikerinnen und Musiker aber natürlich trotzdem nicht. Es sei ein „Singen unter besonderen Vorzeichen, die sich keiner gewünscht hat“, sagt Prößdorf. Sprachlos und betroffen habe alle der Tod von Faßbender gemacht.

Leverkusen: Sensibilität ohne Schwermut

„Singt dem Herrn der Welt“, das Stück, in dem der Trompeter ein Solo spielen sollte, fiel weg. Dafür sang der Sängerkreis das anrührende „Tråg mi wind“. Eine Komposition von Christian Dreo, der den Text von Brigitte Hubmann vertont hat. Aus dem Österreichischen heißt es darin übersetzt: „Trägt der Wind mich unvermutet heim in ruhiger Stund', kannst nichts machen, musst’s annehmen, hat ja all’s ’nen Grund. Trag mich, Wind, trag mich übers Land, übers Meer. Wie ein Blatt, wie ein Traum flieg’ ich hin, flieg’ ich her.“

Aber bei aller Behutsamkeit und angebrachtem Taktgefühl, mit dem die Musikerinnen und Musiker von Ulrich Faßbender Abschied nahmen, gelang ihnen etwas, was dem Trompeter ganz sicher gefallen hätte: Sie schafften es, dem Konzert keine Schwermut aufzuerlegen und die Zuschauerinnen und Zuschauer trotz der „besonderen Vorzeichen“ mit einem guten Gefühl in den verbleibenden Advent zu schicken.

Das gelang mit Werken unter anderem von John Rutter, Anton Bruckner und Gustav Holst. Das Kammerorchester spielte einige Stücke allein und trumpfte dabei mit zwei Solistinnen auf: mit Anita Ridinger an der Querflöte in Mozarts Andante für Flöte und Orchester und mit Katja Müller an der Geige im „Winter“ aus Vivaldis Vier Jahreszeiten.

Der Chor setzte unter anderem die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukas-Evangelium in kleinen Passagen um, die Theresia und Karl-Heinz Schlechtreim für Chor und Instrumente gesetzt hatten. Am Ende sang die ganze Christuskirche gemeinsam „O du Fröhliche“.