Der Kurt-Lorenz-Preis wird seit 1989 an Kulturschaffende in Leverkusen verliehen.
Kurt-Lorenz-PreisWieso die Leverkusener Christusgemeinde wichtig für die Demokratie in der Stadt ist

Detlev Prößdorf (2.v.l.) und Siegfried Eckert (3.v.l.) bekommen für ihr kulturelles Engagement den Kurt-Lorenz-Preis, zu den Gratulanten gehörten die Jury und OB Stefan Hebbel (l.).
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Der Kurt-Lorenz-Preis wird zwar bereits seit 1989 an Kulturschaffende in Leverkusen verliehen. In diesem Jahr, oder vielmehr in diesen Zeiten, ist es vielleicht aber besonders wichtig, mit solchen Auszeichnungen ein Zeichen zu setzen. Das wissen sicher auch die Vorstands- und Jurymitlglieder des Kurt-Lorenz-Preises, die als Laudator den Kabarettisten Wilfried Schmickler eingeladen hatten: Die Kultur sei „das schärfste Schwert gegen die Totengräber der Demokratie“ sagte der Leverkusener, der den Preis 1995 selbst erhalten hatte, im Spiegelsaal von Morsbroich am Sonntagvormittag.

Eckert und Prößdorf (v.l.) nahmen den Preis stellvertretend für die ganze Gemeinde der Christuskirche entgegen.
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Detlev Prößdorf und Siegfried Eckert, Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Mitte, die in der Wiesdorfer Christuskirche ihre Heimat hat, sind zwei Leverkusener, die mit ihrem Engagement dafür sorgen, dass Menschen zueinander finden. Dafür haben sie den Kurt-Lorenz-Preis bekommen. Beziehungsweise: Sie haben ihn in Empfang genommen, für das ganze Team, das hinter den Lesungen, Konzerten, Ausstellungen, Treffen, Kursen und viel mehr steckt, die in der und um die Wiesdorfer Christuskirche angeboten werden.

Die Wiesdorfer Kirche ist als Stätte für Konzerte, Lesungen und Ausstellungen längst etabliert.
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Das Ziel der Preisverleihung sei, „Initiativen vor Ort zu finden“, die kulturelle Impulse gäben, sagte Roswitha Arnold, die Vorsitzende des Fördervereins, der zur 1988 von der Stadt und Bayer gegründeten Stiftung gehört. Initiativen, die den gesellschaftlichen und kulturellen Reichtum der Stadt förderten. Das sah auch Leverkuseners neuer OB so: Der abnehmende Zusammenhalt mache ihm Sorge, die Demokratie sei in Gefahr, so Stefan Hebbel: „Sie beziehen dagegen Stellung“, sagte er mit Blick auf die Preisträger. Auf hohem Niveau, aber niederschwellig brächten sie „Menschen miteinander ins Gespräch. Mit großer Nächstenliebe und tiefstem christlichen Verständnis“.
Prößdorf ist seit 2004 in Leverkusen, Eckert seit drei Jahren. Regelmäßig organisieren sie Lesungen, Konzerte und Ausstellungen in der Kirche – etwa 50 bis 60 pro Jahr -, bieten eine Heimstätte für den Flötenkreis, den Posaunenchor, das Turkish Chamber Orchestra, arbeiten mit dem Familienzentrum zusammen, helfen in Sprachkursen bei der Integration und mehr. „Sie erreichen Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen“, sagte Roswitha Arnold.

Die „Spiritual Jazz Days“ sind ein Baby von Siegfried Eckert.
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Darauf hob auch Schmickler ab: „Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei“, zitierte er aus der Bibel. Und dagegen arbeite die Christusgemeinde. Dass der Preis der ganzen Gemeinde gehöre, betonten die Ausgezeichneten in ihrer Dankesrede immer wieder: vom Sekretariat, über die, die Stühle stellen, bis zu denen, die bei den Veranstaltungen am Eingang stehen.
„Wir wollen Türen öffnen, verschiedene Menschen einladen, aber auch Schönheit teilen“, sagte Siegfried Eckert, der nicht nur Pfarrer, sondern auch Autor und Konzertveranstalter ist. In der Christuskirche hat er beispielsweise die erst kürzlich wieder zu Ende gegangenen „Spiritual Jazz Days“ ins Leben gerufen. Er merkte an, dass es heute, in Zeiten von „Kulturkämpfen“, wichtig sei, dass einem nicht immer alles gefallen müsse. Ähnlich äußerte sich Prödorf: Gute Kultur sei wie Religion: Sie hebe einen aus dem Alltag, bringe an Grenzen, lasse einen neue Erfahrungen machen.

Detlev Prößdorf sitzt als Kabarettist gern selbst am Klavier.
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Prößdorf, der Gründer des „Instituts für schräges Denken“ ist und selbst als Klavierkabarettist auftritt, sagte über den Gedanken hinter der kulturellen Arbeit der Christusgemeinde: Man sei manchmal das Salz in der Suppe, manchmal in der Wunde. Er warb dafür, optimistisch zu bleiben: „Man muss an Ideen glauben können.“ Und am besten an die eigenen, damit man nicht fremden hinterherlaufe, die häufig die falschen seien.
Unter den Gästen waren auch in diesem Jahr die Mitglieder der Familie Lorenz. Der Preis ist nach dem 1987 gestorbenen Leverkusener Künstlern benannt, seine Frau Lore starb Anfang 2025 im Alter von 103 Jahren. Der Kurt-Lorenz-Preis wird in der Regel seit 1989 alle zwei Jahre verliehen. Das Preisgeld finanziert der Förderverein aus den Kapitalzinsen der 1988 gegründeten Stiftung, die Sparkasse Leverkusen sorgte finanziell dafür, dass die Verleihung so stattfinden konnte.

