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„Spiritual Jazzdays“In Leverkusener Kirche kommen Coltrane, Klezmer und Weltmusik zusammen

4 min
Mischpoke waren schon 2023 zu Gast in der Christuskirche.

Mischpoke waren schon 2023 zu Gast in der Christuskirche.

Zum dritten Mal findet das Festival im Vorfeld der Leverkusener Jazztage in der Christuskirche statt.

Siegfried Eckert hat für Leverkusen mit seinen „Spiritual Jazzdays“ etwas geschaffen, das es sonst so im deutschsprachigen Raum nicht gibt. Einen Ort, in dem sich Jazz und Spiritualität verbinden. So sagt es zumindest der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Leverkusen-Mitte. Im Rahmen dieser Verbindung hat er Musikerinnen und Musiker aus allen Richtungen engagiert, die vom 26. bis zum 31. Oktober in der Christuskirche spielen.

Wobei potenzielle Besucherinnen und Besucher des kleinen Festivals im Vorfeld der großen Jazztage wissen sollten, dass das, was Eckert da auf die Beine gestellt hat, reiner Jazz ist. Auch wenn Jazz für ihn etwas Spirituelles habe, wie er sagt, pflegt er auch bei der Zusammenstellung des Programms eine für ihn grundsätzliche Haltung von „Offenheit“. Heißt: Es gibt nicht nur Jazz, sondern auch Weltmusik, Klezmer und Bezüge zur Klassik und zum Pop und Rock.

Nicht zum offiziellen „Spiritual-Jazzdays“-Programm gehört das Kirchenkino mit Nachgespräch, das für Freitag, 24. Oktober geplant. Das sei mehr ein Teaser, ein Abend, der Lust auf die kommenden Konzerte machen soll, sagt Eckert. Dann wird ab 19 Uhr in der Christuskirche nämlich der Film „Köln 75“ gezeigt. Ein Film über das legendäre Köln-Konzert des Jazzpianisten Keith Jarrett, das sich in diesem Jahr zum 50. Mal ehrt. Gedreht hat den Film Vera Brandes, die damals das Konzert als 18-Jährige organisiert hat. Und weil Eckert Brandes kennt, wird die Filmemacherin zum Gespräch in der Kirche zugeschaltet sein. Der Eintritt kostet zehn Euro, ermäßigt acht.

Leverkusen: Radiogottesdienst zum Anfang

Das Festival beginnt dann am Sonntag, 26. Oktober, 10 Uhr (unbedingt um 9.30 Uhr vor Ort sein), mit einem Radiogottesdienst, der auf WDR5 übertragen wird. „Steh auf! Geh hin!“ ist das Motto der Jazzvesper, bei der Jürgen Hiekel (Saxofon) sowie weitere Musiker, Eckert (Predigt), Gotthard Fermor (Liturgie/Klavier) und Lisa Lazarev (Gesang) einen Vorgeschmack auf das geben werden, was am nächsten Tag folgt.

Der Montagabend, 27. Oktober, sei so etwas wie das Herzstück des diesjährigen Festivals, sagt Eckert. Ab 19 Uhr spielen Hiekel, Christian Kussmann (Bass), Claus Schulte (Schlagzeug) und Andreas Theobald (Klavier) moderne Neuinterpretationen von „A love supreme“. Das Jazz-Überwerk von John Coltrane wird in diesem Jahr 60 Jahre alt. Der Saxofonist habe, wie Musikfan Eckert berichtet, vor seinem Album selbst eine Art spirituelles Erweckungserlebnis gehabt, nachdem er eine Zeit durchlebt habe, in der er „echt am Boden“ gewesen sei. Konzertbeginn ist um 19 Uhr.

„Spiritual Jazz von Bach bis Supertramp“ bieten am Dienstag, 28. Oktober, 19 Uhr, Marcus Schinkel (Klavier) und Uwe Steinmetz (Saxofon). „Zurücklehnen und die Seele baumeln lassen“, heißt es dazu in der Ankündigung. Steinmetz zählte im Jahr 2015 zu den Gründungsmitgliedern des „Blue-Church-Netzwerk“, ein deutschsprachiges Netzwerk für die Verbindung von Kirche und Jazz, dem auch Eckert angehört.

Wenn man aus diesem Konzert rausgeht, hat man mehr Licht im Herzen.
Siegfried Eckert

2023 waren schon Mischpoke bei den „Spiritual Jazzdays“ dabei. Die Hamburger Klezmerband gehört zu den Großen in der Szene der jüdischen Musiktradition und steht regelmäßig auf großen Bühnen wie der Elbphilharmonie in Hamburg. „Sie machen Freude, ohne platt zu sein“, sagt Eckert. In Klezmer schwebt neben der hörbaren Lebens- und Spielfreude auch häufig eine Portion Schwermut mit, eine gewisse Melancholie. Dieses Wechselspiel soll auch in der Christuskirche am Mittwoch, 29. Oktober, um 19 Uhr erklinge. Der Organisator verspricht: „Wenn man aus diesem Konzert rausgeht, hat man mehr Licht im Herzen.“

Nicht ganz unbekannt in Leverkusen, aber zum ersten Mal bei diesem Format dabei, ist die Jazzrock-Weltmusik-Gruppe „Jin Jim“. Die haben vor ein paar Jahren den Nachwuchspreis der Jazztage gewonnen und verbinden Latinjazz-Flamenco und indianische Musik. Besonders auf die „furiose Flöte“ von Daniel Manrique-Smith in Verbindung mit der Energie der Band freut sich Siegfried Eckert. Konzertbeginn am Donnerstag, 30. Oktober, ist ebenfalls um 19 Uhr.

Die „Spiritual Jazzdays“ enden am Freitag, 31. Oktober, am Reformationstag, um 19 Uhr mit einem besonderen Reformationsgottesdienst. Unter dem Motto „ecclesia semper reformanda“ (lateinisch für „Die Kirche hat sich immer wieder zu erneuern“) werden im Gottesdienst Texte und Lieder des kanadischen Songwriters Leonard Cohen gesungen und vorgetragen. „Große Gefühle und stille, tiefe Momente“, verspricht Eckert.

Wenn die „Spiritual Jazzdays“ Ende Oktober zum dritten Mal zu Ende gehen, werde man einen Strich drunter machen und schauen, ob das Festival in den kommenden Jahren überhaupt noch oder ob in dieser Art und Weise existieren kann. Denn die Eintrittsgelder reichen nicht aus, um das Format zu finanzieren. Das funktioniert bisher nur durch Sponsoren wie die Sparkasse und vor allem durch private Spender.

Karten für alle Konzerte gibt es für 20 Euro (15 Euro ermäßigt) an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Weitere Informationen gibt es online.