Programm zum WeltfrauentagTamika Campbell nimmt in Leverkusen kein Blatt vor den Mund

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Im Rahmen des Programms anlässlich des Internationalen Frauentags trat Tamika Campbell im Forum Leverkusen auf.

Im Rahmen des Programms anlässlich des Internationalen Frauentags trat Tamika Campbell im Forum Leverkusen auf.

Die gebürtige New Yorkerin traf mit ihrer Gesellschaftskritik im Karbarett-Format den Nerv des Publikums.

„Ich bin ein Dramamagnet. Ich lade das Drama ein, bei mir zu leben.“ Comedian Tamika Campbell präsentierte am Freitag, dem Internationalen Frauentag, ihr neues Bühnenprogramm und begeisterte das Publikum von der ersten Sekunde an. Trotz Streikauswirkungen hatte sie es geschafft, pünktlich aus Brandenburg nach Leverkusen zu reisen.

Vor fast ausverkauftem Haus erzählte die gebürtige New Yorkerin Geschichten aus ihrem Leben und sprach aktuell diskutierte Themen mit einer ihr eigenen Offenheit an, sodass das Publikum aus dem Lachen nicht mehr herauskam.

Leverkusen: Mit Humor durch den Abend

Zurückhaltung oder das Reden um den heißen Brei herum sind nicht ihr Ding.  Das wurde schon in ihrer Begrüßung deutlich: „Wenn ich euch angucke –  mein Gott –, ist es ganz schön dunkel, ich bin schon dunkel, aber das ist dunkel. Tamika Campbell ist mein Name und ich bin ein bisschen dudedidu.“ Unverblümt wies sie darauf hin, dass sie 49 Jahre alt sei. Alt und nicht 49 Jahre jung. Das falle besonders beim Eintrag des Geburtsdatums in Onlineformularen auf. Im Vergleich zu früher dauere das Scrollen zum richtigen Jahr inzwischen 20 Minuten.

Es wurde schnell klar, dass Campbell die Dinge beim Namen nennt. An Donald Trump ließ die gebürtige New Yorkerin kein gutes Haar und fragte sich, warum seine Frau wohl bei ihm bleibe. Auch das Gendern irritiere sie. Ein Kumpel, den sie über Jahre als „er“ gekannt habe, sei nun eine Frau. „Alles gut, aber gibt mir Zeit, mich daran zu gewöhnen.“

Die Kommunikation leidet

Die Zeiten änderten sich, sagte sie, und so auch die Gepflogenheiten der Menschen. In früheren Zeiten habe man miteinander geredet, wenn man sich kennenlernte. Heute sitze man sich gegenüber und kommuniziere per Whatsapp. Auch die Themen hätten sich geändert. Fragte man damals nach dem Buchgeschmack oder den Filmvorlieben, stehe heute die Frage „Wie identifizierst du dich“ an vorderster Front.

Oder gar die Sache mit der Privatsphäre. Da schafften die Handys eine ganz neue Herausforderung. Jemand habe in der Bahn so laut telefoniert, dass seine Mitreisenden ihm hätten zwangsläufig zuhören müssen. Das Gespräch habe interessant geklungen und Campbell rutschte ein wenig näher, um noch besser folgen zu können. 

Telefonieren ist nicht länger Privatsache

Das habe die Person dann offenbar doch wütend gemacht. „Ey, das ist Privatsache.“ Da lasse sich drüber streiten, wenn es in aller Öffentlichkeit und in voller Lautstärke geführt werde, so Campbell. Beim Thema Kindererziehung („heute darf man die Kinder ja in keiner Weise mehr disziplinieren“) kamen mehrere „Ganz genau“-Rufe aus dem Publikum: „Kind, lass den Stein liegen und komm her. (keine Reaktion) Kind, nun komm doch, nein, lass das, nun komm doch … Kiiiiiind.“ So setzte sich das Programm fort.

Die positive Ausstrahlung und Energie der 49-Jährigen hüllte das Publikum ein und wirkte ansteckend.  Sie riss alle mit. Die in viel Humor verpackte Gesellschaftskritik traf eindeutig die Meinung der anwesenden Personen. „Ich finde es toll, dass sie Themen so direkt anspricht, die die meisten so nicht benennen würden“, sagte eine Zuschauerin, die sich königlich amüsierte.

Kabarett zum Frauentag hat Tradition

Initiiert wurde der Abend vom Gleichstellungsbüro und dem Bereich Kultur der Stadt Leverkusen. Der Kabarettabend fand anlässlich des Weltfrauentags statt. Ins Leben gerufen wurde diese Aktion vom Leverkusener Tisch gegen Gewalt gegen Frauen, der bereits seit über 20 Jahren besteht. Die Mitglieder kümmern sich um die Belange von misshandelten Frauen und Mädchen, stehen ihnen zur Seite.

Weitere Veranstaltungen sind unter anderem eine Kinovorführung am 11. März um 19Uhr im Kommunalen Kino im Forum. Gezeigt wird: „EMINISM WTF“ Kostenpunkt: 5 Euro. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Alle Veranstaltungen sind online zu finden.

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