PfandgeschirrWarum aus einem Leverkusener Fördertopf nur 509,50 Euro abgerufen wurden

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Eine Mehrwegschüssel der Marke Rebowl steht mit Essen gefüllt auf einem Tisch.

Mehrweggeschirr ist seit Jahresbeginn Pflicht. Ein Förderprogramm der Stadt war aber so gut wie nicht gefragt.

Gut gemeint, schlecht gelaufen: Die 10.000 Euro Umstellungshilfe für die Gastronomie wurde offenbar nicht gebraucht. 

Der Offenbarungseid kommt im vorletzten Absatz: „Trotz aller Mühen seitens des Nachhaltigkeitsmanagements und der WfL wurden lediglich acht Anträge auf Förderung eingereicht. Vier Anträge davon konnten bewilligt werden. 509,50 Euro wurden für die bewilligten Förderungen verausgabt“, schreibt das Umweltdezernat im schönsten Verwaltungsdeutsch. Das ist die Bilanz eines mit 10.000 Euro ausgestatteten Förderprogramms für die Gastronomie. Mit dem sollte die im Januar erzwungene Umstellung auf Mehrweg-Behälter abgefedert werden. Aber: Von dem Geld ist kaum etwas abgerufen worden.

Seit 1. Januar verpflichtet das Verpackungsgesetz Restaurants, Caterer, Lieferdienste und Take-Away-Anbieter dazu, Essen zum Mitnehmen auch in Mehrwegverpackungen anzubieten. Das war – wie eigentlich alles, was irgendwie mit Umweltschutz zu tun hat – lange vorher angekündigt. So lange, dass der Leverkusener Stadtrat schon im Oktober 2021 beschloss, der Gastronomie bei der womöglich kostenträchtigen Veränderung zu helfen. Eher: helfen zu lassen.

Vergeblicher Streifzug durch die Lokale

Die Stadtverwaltung legte daraufhin gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Leverkusen ein umfangreiches Programm auf. Eine Aufklärungskampagne sollte den Gastronomen helfen, sich für das richtige System zu entscheiden. Und die solchermaßen sorgfältig eingeleitete Umstellung sollten die Unternehmer dann auch nicht allein bezahlen: Die Stadt war fest entschlossen, mit Steuergeld zu helfen. 10.000 Euro wurden dafür reserviert.  

Es gab dann zwei Info-Veranstaltungen, die – es war ja noch Corona-Pandemie – im Netz abgehalten wurden. Zusätzlich streiften Leute aus der Abteilung Nachhaltigkeitsmanagement in der Stadtverwaltung durch die Betriebe in Wiesdorf, Opladen und Schlebusch, verteilten Handzettel und erklärten bei Bedarf das System und wie man an das Fördergeld der Stadt kommen kann.  

Auch die Kunden wurden bedacht: Ein einminütiges Erklärvideo sollte beschreiben, wie man das macht mit den Mehrweg-Essensverpackungen und dem Geschirr. Es wurde auf den Kanälen von Stadt und Wirtschaftsförderung ausgespielt. Gerade billig war die Produktion nicht, zeigt die Bilanz aus dem Rathaus: rund 2000 Euro für eine Minute.

Gezündet hat das alles nicht, obwohl die Mehrweg-Kampagne schon im März 2022 angefangen hatte. Nachdem es bis Ende Februar so gut wie kein Echo gegeben hatte, wurde die Antragsfrist für eine Förderung bis Ende Mai verlängert. Mit überschaubarem Erfolg: Insgesamt seien ganze acht Anträge im Rathaus eingegangen, heißt es. Vier wurden bewilligt und die erwähnten 509,50 Euro zugeteilt. Die vier anderen Anträge musste man in der Stadtverwaltung ablehnen: „trotz mehrfacher Aufforderung“ hätten die Gastronomen keine Rechnungen eingereicht.

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