LeverkusenWas für das Aus von Galeria Karstadt Kaufhof spricht – und was dagegen

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Galeria Kaufhof Leverkusen 2020

Der Kaufhof-Schriftzug ist längst aus Leverkusen verschwunden – das Kaufhaus bald auch?

Leverkusen – Galeria Karstadt Kaufhof hat Insolvenz angemeldet. Schon wieder. Leverkusens bedeutendstes und größtes Kaufhaus ist deshalb in Gefahr. Schon wieder. Nun gibt es Überlegungen, den Standort in Wiesdorf dichtzumachen, wie schon 2020. Wie wahrscheinlich ein Aus für Galeria in Leverkusen ist, warum die Situation anders ist als vor zwei Jahren und was das Ende für die Stadt bedeuten würde – wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was spricht gegen einen Erhalt des Wiesdorfer Kaufhauses?

Der Kaufhof-Schriftzug auf dem City-A-Wohnhaus ist bereits verschwunden. „Galeria“ heißen die Kaufhäuser des fusionierten Karstadt-Kaufhaus-Konzerns künftig. Dass der alte Kaufhof und heutige Galeria in Wiesdorf jedoch keine Zukunft hat – dafür gibt es zumindest ein paar Hinweise.

Schon 2020 wollte der Essener Handelskonzern 85 seiner Häuser schließen, die Liste wurde auf 62 Standorte gekürzt, auch Leverkusen stand damals darauf. 42 Filialen schlossen am Ende tatsächlich, Leverkusen wurde gerettet – vor allem, weil der Vermieter sich auf eine niedrigere Miete einließ und Galeria Karstadt Kaufhof so eine Menge Geld sparen konnte.

Das dürfte heute aber nur noch wenig wert sein. Denn der Sparkurs wird nach der erneuten Insolvenz des Warenhauskonzerns verschärft: Mindestens ein Drittel der heute noch 131 Niederlassungen sollen geschlossen werden. Um überlebensfähig zu bleiben, braucht es nach Ansicht der Galeria-Führung harte Einschnitte. Klar ist, dass da sofort auch wieder jene Standorte ins Gespräch kommen, die 2020 noch nach Verhandlungen gerettet werden konnten.

Was spricht für eine Zukunft von Galeria in Wiesdorf?

Mit einer Torte, Luftballons, Rabatten und dem Besuch von Oberbürgermeister Uwe Richrath feierte die Wiesdorfer Galeria-Filiale erst Ende September ihren 50. Geburtstag. Die lange Geschichte alleine ist noch kein Anzeichen für eine rosige Zukunft, doch Aussagen von vor etwas mehr als fünf Wochen machen Mut: Thomas Przybylski, Leiter der Filiale, sagte damals, es gebe jetzt einen langfristigen Mietvertrag und nichts Wesentliches solle mehr geändert werden.

Thomas Przybylski Kaufhof Lev

Thomas Przybylski, Leiter der Leverkusener Galeria-Filiale, beim 50. Geburtstag der Niederlassung

Das klingt nach Stabilität – doch die Verlässlichkeit einer solchen Aussage ist nach der Insolvenz nicht gesichert. Am Freitag verwies Przybylski beim Anruf des „Leverkusener Anzeiger“ auf die Konzernzentrale in Essen und hüllte sich davon abgesehen in Schweigen.

Optimistisch ist aber auch Frank Schönberger, Vorsitzender der Werbegemeinschaft City: „Ich bin überzeugt, er schafft das“, sagte Schönberger – und meinte damit Przybylski beim Bestreben, Galeria in Leverkusen zu erhalten. Seit der Rettung 2020 habe der Leiter die Filiale weiter ertüchtigt und zukunftssicher gestaltet. „Wir werden sehen, ob es Leverkusen überhaupt trifft“, sagte Schönberger.

Wie viele Arbeitsplätze sind gefährdet?

Galeria ist einer der größten Arbeitgeber im Leverkusener Einzelhandel. 65 Mitarbeitende arbeiten in Wiesdorf. Rund um Weihnachten werden jährlich zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt. Mit 85 Prozent ist der überwiegende Anteil der Mitarbeitenden weiblich. Jolanta Golla, Vorsitzende des Leverkusener Betriebsrats, wollte am Freitag keine Stellungnahme zur aktuell unsicheren Situation abgeben.

Was würde ein Galeria-Aus für die City bedeuten?

„Wenn der Kaufhof weg wäre, das wäre für alle anderen eine Katastrophe“, sagte Werbegemeinschaftschef Frank Schönberger. Mit „alle anderen“ sind vor allem die anderen Einzelhändler gemeint. Seit 50 Jahren ist Galeria Kaufhof ein Anker in Wiesdorf, ein Geschäft, das viele Konsumentinnen und Konsumenten überhaupt an diesen Ort lockt, die dann auch anderen Läden einen Besuch abstatten.

Galeria Karstadt Kaufhof Lev

Welche Zukunft hat das Warenhauskonzept?

„Man braucht zwei Punkte in einer Innenstadt, zwischen denen man sich hin und her bewegen kann“, erläuterte Schönberger. In Wiesdorf sei das die Rathaus-Galerie am Anfang der Fußgängerzone – und eben Galeria an deren Ende. Mit dem großen Warenhaus würde laut Schönberger „ein maßgebliches Element für den Lauf in der Fußgängerzone“ wegfallen. Der Bereich rund um den alten Kaufhof und die daran anschließenden Luminaden „mindestens bis zur Pfarrer-Schmitz-Straße“ wäre in einer schlechteren Situation als heute – die ja sowieso schon nicht rosig ist, wie zahlreiche Schließungen in den vergangenen Jahren und Monaten gezeigt haben.

„Wir beobachten die Entwicklung mit Sorge“, sagte auch Markus Märtens, Chef der Wirtschaftsförderung Leverkusen. „Der Standort gehört zum Stadtbild, gehört zu Leverkusen dazu. Ein Aus wäre ein großer Verlust. Wir werden alles dafür tun, dass der Standort erhalten bleibt.“

Könnte ein anderes Unternehmen die Lücke füllen?

Samt Lagerflächen ist die Wiesdorfer Galeria-Niederlassung rund 20.000 Quadratmeter groß, etwa 11.000 davon entfallen auf die Verkaufsfläche. „Für Flächen dieser Größenordnung gibt es außer Galeria eigentlich keine Anbieter mehr“, sagte Frank Schönberger. Sollte es tatsächlich zum Abschied von Galeria aus Leverkusen kommen, schlägt Schönberger eine Kombination aus mehreren Mietern vor – den Sportartikelhersteller Decathlon etwa, zusammen mit der niederländischem Handelskette Hema, die seit einigen Jahren auf der Hohe Straße in Köln mit einem Geschäft vertreten ist. Das sei jedoch alles Spekulation: „Ideal wäre, der Kaufhof bliebe“, sagte Schönberger. „Er ist ein gewachsenes Element unserer Handelslandschaft, das eminent wichtig ist. Ich will mir gar keine anderen Gedanken machen, als dieses Unternehmen hier zu halten.“

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