Aktion gegen Vermüllung„Leverkusen ist eine dreckige Stadt“

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Detlev Prößdorf (v.l.), Ulrich Bornewasser, Manfred Buch und Peter Seiffert präsentieren die Christuskirche für den Müll.

Detlev Prößdorf (v.l.), Ulrich Bornewasser, Manfred Buch und Peter Seiffert präsentieren die Christuskirche für den Müll.

Leverkusen – „Leverkusen ist eine dreckige Stadt“, sagt Pfarrer Detlev Prößdorf. Gerade auch um seine Wiesdorfer Christuskirche herum liegt jeden Tag neuer Verpackungsmüll: Vom benachbarten Schnellrestaurant, den Bäckereien, Getränkeflaschen. „Unsere Küsterin geht jede Tag Müll sammeln, da kommen über das Jahr mehrer Kubikmeter zusammen.“ Schon ewig liegt im auf dem Herzen, das einmal sichtbar zu machen. Nun endlich steht sie auf dem Kirchvorplatz: Die nachgebaute Christuskirche als Müllbehälter. Hier sollen Passanten zu sehen bekommen, was innerhalb weniger Wochen im Umfeld der Kirche alles gefunden wurde.

Weil Mami für mich aufräumt

Dazu gibt es ein Schild: „Warum wirfst Du Deinen Müll hierhin?“ fragt es. Die durchaus provokanten Antworten reichen von: „Weil mit Dreck und die Umwelt egal sind“ bis zu „Weil Mutter für mich zuhause alles aufräumt.“

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Gebaut wurde die kleine Kirche vom Verein „Ausbesserungswert“ aus Opladen, der sich sonst um die Reparatur kaputter Gebrauchsgegenstände kümmert. „Wir haben bestimmt 100 Arbeitsstunden da rein gesteckt“, sagt Manfred Buch, der als Architekt den Bauplan für die Mini-Kirche erstellt hat. „Ich habe mit den Originalbauplänen von 1906 gearbeitet und bin mit Kamera, Zettel und Bleistift um die Kirche gegangen.“ Dabei musste er feststellen: Die Christuskirche hat so viele kleine Details, die sind unmöglich in so ein kleines Modell zu bringen. „Ich habe mich dann darauf konzentriert, was umsetzbar und notwendig ist, um zu erkennen, um welche Kirche es sich handelt“, erklärt Buch. Das ist gelungen, auch wegen einiger liebevoller Details, wie der goldene Kugel auf dem Dach und dem Schriftzug „Ein Feste Burg Ist Unser Gott“, der im 3-D-Drucker entstanden ist. An der Umsetzung maßgeblich beteiligt war dann Peter Seiffert, der seine Erfahrung als Zimmermann eingebracht hat.

Podiumsdiskussion zum Thema

Finanziell unterstützt wird das Projekt von Currenta. „Kreislaufwirtschaft“ heißt hier das Zauberwort. „Wir wollen, dass vor allem auch im Metal- und Kunststoffrecycling die Kreisläufe sich schließen“, sagt Ulrich Bornewasser. Und auch, wenn Prößdorf gerne die produzierenden Unternehmen noch mehr in die Pflicht nehmen würde, fängt Recycling ja im Kleinen an. „Wir brauchen eine Bewusstseinsänderung“, sagt Prößdorf. Schon heute gebe es auf der Erde mehr Plastikgewicht, als Lebendgewicht – also mehr, als Mensch und Tier gemeinsam auf die Waage bringen.

Darüber wollen Prößdorf und Bornewasser sprechen, in einer Podiumsdiskussion am 23. September um 18 Uhr zu der neben Covestro und Avea auch Betreiber von Unverpacktläden kommen. Stattfinden wird sie in der Christuskirche. Der großen. Die kleine wird bis dahin wahrscheinlich schon gut gefüllt sein.

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