Prozess gegen Leverkusener ClanchefZeuge: Immer eine Million in der „Kriegskasse“

Lesezeit 3 Minuten
Die Wohnung in der von-Ketteler-Straße

Die Wohnung in der von-Ketteler-Straße

  • Im Prozess gegen den Leverkusener Clanchef Michael G. sagt ein Geschäftspartner aus.
  • Der Zeuge Kurosch A. soll mehrere Jahre lang Immobiliengeschäfte für den Angeklagten abgewickelt haben.
  • Die Ursprünge des Reichtums von Michael G. sind äußerst dubios. Kurosch A. macht über seinen Geschäftspartner widersprüchliche Aussagen.

Leverkusen – Die „Kriegskasse“ war stets mit einer Million gefüllt. Und die kam von Michael G., sagt Kurosch A. am Dienstag. Der Mann, der laut Anklage diverse Immobiliendeals für den Clanchef abgewickelt und so viel Geld gewaschen hat, ist – wie zuvor schon – auch am 19. Verhandlungstag ein interessanter Gesprächspartner für Hartmut Helmes. Der Vorsitzende Richter der 17. Großen Strafkammer am Kölner Landgericht nimmt dafür auch in Kauf, dass A. oft abschweift und die Befragung sich erheblich in die Länge zieht.

Doch es gilt zu beweisen, dass Michael G. immer wieder viel Geld bereit stellte, um Häuser zu kaufen. Oder Luxuskarossen. Geld, das er nur aus Betrügereien haben konnte. Denn auch nach eigenen Angaben hat der 42 Jahre alte Clanchef nie nennenswerte Einkünfte gehabt. Ein Beispiel: Als am 4. Juni 2017 die Gerichtsvollzieherin bei Michael G. auf der Matte stand, hatte der passionierte Porsche-Fahrer 3,10 Euro in der Tasche. Kein Wunder bei vorgeblichen Monatseinkünften von 550 Euro.

Aus dem Schlecker-Markt wird ein Luxus-Domizil

In Wahrheit hantierte „Don Mikel“ offenbar mit ganz anderen Summen – und Strohmännern, die das eine oder andere Geschäft für ihn durchzogen. Kurosch A. war – davon ist die Staatsanwaltschaft überzeugt – über mehrere Jahre für den Clanchef der Ansprechpartner, wenn es um Immobiliendeals ging. Dabei flossen Millionen. Unter anderem in das Familiendomizil in der von-Ketteler-Straße. Aus dem früheren Schlecker-Markt im Erdgeschoss zauberte Michael G. eine luxuriöse Wohnung mit mehr als 200 Quadratmetern Wohnfläche.

Und das war nicht alles. Kurosch A., der einst vom Teppichhandel in die Baubranche wechselte, schwärmt am Dienstag von einem riesigen Außengrill, dem Vordach mit Säulen, einer „enorm aufwendigen Garage“.

Teure Garage für teure Autos

Das klingt logisch: All die Porsches und Mercedes-Sondermodelle mussten adäquat untergebracht worden. Ebenso wie der goldfarben lackierte Rolls-Royce. Ein „Schmuckkästchen“ habe G. aus dem ursprünglich unansehnlichen Mehrfamilienhaus gemacht, sagt Kurosch A. über den Bau, den er Ende 2014 für 575.000 Euro erwarb. Im Auftrag von Michael G., versichert er.

So richtig glücklich sei er mit dem Objekt allerdings nicht. Eine Dreiviertelmillion Euro ist nach Auffassung eines Gutachters in den Bürriger Bau geflossen. Der Verkehrswert sei aber nicht entsprechend gestiegen: knapp 1,2 Millionen soll das Haus jetzt wert sein. Immobilienspezialist Kurosch A. weiß, woran es liegt: „falscher Ort, falsche Lage“.

Schnelligkeit zählte bei den Häuserdeals

Mit anderen Häusern war und ist Kurosch A. zufriedener. Einige Geschäfte seien gut gelaufen, und vor allem schnell. Wichtig auf dem seit Jahren überhitzten Immobilienmarkt. Deshalb habe sich die reichlich gefüllte Kriegskasse bewährt, sagt der Mann, der ebenfalls seit 18 Monaten im Gefängnis sitzt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dass ihm das jemals passieren könnte, habe er für unmöglich gehalten, lässt Kurosch A. durchblicken. Zu Michael G. habe er zwar kein grenzenloses, aber doch viel Vertrauen gehabt. Obwohl er wusste, „dass der Name G. ein Synonym für Kriminalität ist“. Aber das habe irgendwann nicht mehr gegolten. Michael G. sei „geläutert“.

KStA abonnieren