Leverkusener FamilienclanWie „Maria“ den Prozess gegen Michael G. ins Rollen brachte

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Michael G. (Mitte) mit seinen Verteidigern (Archivbild)

Michael G. (Mitte) mit seinen Verteidigern (Archivbild)

  • Am Dienstag wurde im Prozess gegen Clanchef Michael G. weiterverhandelt.
  • Im Fokus stand eine Vertrauensperson, die der Polizei bei den Ermittlungen maßgeblich geholfen hatte.
  • Sie selbst erschien nicht vor Gericht, sorgte aber für einige Diskussionen.

Köln/Leverkusen – „VP Maria“ spielte am Dienstag beim Prozess gegen Michael G. und dessen mutmaßliche Komplizen vor dem Landgericht Köln die größte Rolle. Sie war es, die die Ermittlungen gegen die Angeklagten als Vertrauensperson für die Polizei ins Rollen brachte. Selbst erschien sie allerdings nicht vor Gericht. Eine ausführliche Sperrerklärung, die der Richter verlas, brachte Aufklärung, warum das so war.

Der Grund: Die Sicherheit der Vertrauensperson sowie die ihrer Familie könnten nach einer Aussage beziehungsweise nach der Offenlegung ihrer Identität in Gefahr sein. In der Sperrerklärung war davon die Rede, dass die stadtbekannte Leverkusener Großfamilie G. gewaltbereit und im Besitz von Schuss- und Hiebwaffen sei. Dies wurde mit einem Angriff auf ein Filmteam des Senders RTL untermauert, der sich vor wenigen Jahren ereignet hatte.

Verteidigung hakt ein

Zudem bestehe die Möglichkeit, dass auch andere Zeugen durch mögliche Drohungen gegen „VP Maria“ abgeschreckt werden könnten. Eine Offenlegung ihrer Identität würde außerdem dazu führen, dass „VP Maria“ in Zukunft nicht mehr für die Polizei eingesetzt werden und bei der Aufklärung weiterer Straftaten helfen könnte.

Die Verteidiger der Angeklagten wollten diese Version nicht so stehen lassen. Es sei in keinem Fall bewiesen, dass der Angeklagte oder dessen Familie gewaltbereit seien. Zu oft werde in der Sperrerklärung der Konjunktiv verwendet, zu oft lese man „könnte, könnte, könnte“.

Hauptkommissar sagt aus

Ein Kölner Kriminalhauptkommissar, der für die Vertrauenspersonen zuständig ist, durfte allerdings aussagen. Er schilderte, wie „VP Maria“ gearbeitet hatte und wie die Polizei an die Informationen gekommen war. Er habe sich mehrfach mit der Vertrauensperson getroffen, sagte der Kriminalhauptkommissar. „VP Maria“ habe die Informationen von einer dem Familienclan nahe stehenden Person erhalten. Von wem genau, habe sie nicht verraten wollen, erklärte der Polizeibeamte. Aus Angst, sie könne auffliegen.

„VP Maria“ hatte Michael G. schwer belastet. Sie hatte von Geldwäsche sowie Betrug gesprochen und ihn mit mehreren Straftaten in Verbindung gebracht. Der Polizei schilderte sie genau, wie diese abgelaufen sein sollen.

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Auch hiermit gab sich die Verteidigung nicht zufrieden. Die Anwälte griffen die Aussagen des Kriminalhauptkommissars an und stellte ihm einige Fragen. Ob „VP Maria“ aus Eifersucht gehandelt haben könnte, wie lange der Polizeibeamte sie schon kenne und ob er sich an bestimmte zeitliche Abläufe überhaupt noch genau erinnern könne. Er habe nach Vorschrift gehandelt, betonte der Kriminalhauptkommissar. Und „VP Maria“ sei absolut zuverlässig.

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