Leverkusener MusikprojektL'arte del Mondo und Rike Huy mischen die Genres

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Zeitgenössische Musik trifft Barock: Die Trompeterin Rike Huy bei den Proben mit den Musikerinnen und Musikern von L’arte del Mondo im Erholungshaus.

Zeitgenössische Musik trifft Barock: Die Trompeterin Rike Huy bei den Proben mit den Musikerinnen und Musikern von L’arte del Mondo im Erholungshaus.

Leverkusen – Wenn in Zeiten der Pandemie vielen Musikern die Gelegenheiten des Konzertierens oder umfassenden Miteinander-Probens wegfallen, sind alternative Wege gefragt, der eigenen Passion – die oftmals ja auch Profession ist – nachzugehen. L’arte del Mondo, das renommierte Ensemble für Alte Musik aus Leverkusen, hat genau diesen Pfad eingeschlagen.

Was auch damit zu tun hat, dass Werner Erhardt als künstlerischer Chef der Truppe seit jeher dem nach außen hin für viele Menschen oftmals drögen Image eines Orchesterleiters niemals auch nur den Hauch einer Chance zur Entwicklung gibt. Er fühlt sich vielmehr dann am wohlsten, wenn er ausprobieren, experimentieren, Grenzen überschreiten und aus Genres ausbrechen kann. Und in der Corona-Zeit kann er dies besonders gut.

Gefördert vom Bund

Gefördert vom Bundesministerium für Kultur und in Zusammenarbeit mit der Bayer-Kultur, als deren Orchestra in Residence L’arte del Mondo seit Jahren unterwegs ist, nutzen Erhardt und seine Mitstreiter die vergangenen Monate und Wochen, um sich mal im Internet, mal persönlich und von Angesicht zu Angesicht mit Musikerinnen und Musikern anderer Gefilde zusammenzutun und Stücke zu arrangieren und einzustudieren.

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Da wäre einmal der Violinist Sandro Roy mit seinem eher auf Jazz und Gypsy basierenden Repertoire. Der israelische Allroundmusiker Yair Dalai zudem. Und nicht zuletzt die Trompeterin Rike Huy. Sie ist der zeitgenössischen Musik verpflichtet, agiert crossmedial, realisierte als Komponistin, Produzentin und Mitregisseurin gemeinsam mit ihrer Partnerin Lisa Charlotte Friederich den preisgekrönten Film „Live“. Und saß nun gemeinsam mit Erhardt und einigen Musikerinnen und Musikern dessen Orchesters eine Woche lang im Erholungshaus, um Arrangements zwischen Barock und Moderne zu verquicken für eine filmische, von ihr und Friedrich konzipierte Dokumentation und – hoffentlich – eine baldige Aufführung.

Gesucht und gefunden

Das Motto bei dieser Zusammenkunft lautete: Gesucht und gefunden. „Bei der Arbeit sitzen wir manchmal schon da und stutzen. Weil wir einfach aus verschiedenen Welten kommen. Aber genau das wollten wir“, sagt Erhardt. „Wir wollen nicht in unserem Saft schmoren. Wir wollten uns ganz konkret auf andere Koordinaten einlassen.“ Huy ergänzt: „Wir bewegen uns in einem permanenten Mix und springen von Welt zu Welt.“

Raum für Kreativität

Und ausgerechnet die Kontaktbeschränkungen seien dabei hilfreich, betont Erhardt, denn: „Wenn es nur wenige sind, die zusammenkommen, dann muss eben jeder mit voller Energie dabei sein. Jeder ist viel mehr kreativ gefragt.“ Das Projekt habe dann nämlich mehr Zeit. „Es gibt mehr Räume für Kreativität.“ Das Prozedere bei den Treffen mit Huy sei vor allem ein spannendes, stetes Irren uns Suchen. „Und damit wie gemacht für Musiker unserer Art, die immer über den Tellerrand blicken wollen.“

Erhardt jedenfalls freut sich schon jetzt auf den Moment, in dem die Dokumentation fertig ist und angesehen werden kann. Denn: „Dann ist dieses Gesamtkunstwerk fertig.“

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