WohnenSteigen die Mieten in Leverkusen weiter – oder sinken sie bald?

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Unleserliche Klingelschilder neben einer Haustür in einem Wohngebiet. Im Hintergrund ist eine Wiese und ein weiteres Wohnhaus zu erkennen.

Wer in Leverkusen mieten möchte, muss deutlich mehr bezahlen als vor fünf Jahren.

2022 mussten Leverkusener Mieterinnen und Mieter deutlich tiefer in die Tasche greifen als fünf Jahre zuvor. Die Sparkasse Leverkusen gibt eine Prognose über die weitere Entwicklung ab.

Wer in Leverkusen eine Wohnung mieten möchte, muss heute im Durchschnitt 17 Prozent mehr bezahlen als für den gleichen Wohnraum noch im Jahr 2017 angefallen wären. Diese Zahl stammt aus einer Tabelle des Immobilienportals Immowelt. Immowelt hat den Median der in den Jahren 2017 und 2022 jeweils zwischen Januar und Oktober auf der Plattform angebotenen Wohnungen mit einer Fläche von 40 bis 120 Quadratmetern miteinander verglichen.

Pro Quadratmeter zahlten Leverkusener Neumieter vor fünf Jahren im Schnitt einen Nettopreis von 7,50 Euro, 2022 waren es hingegen 8,80 Euro. Um knapp 15 Prozent sei die Inflationsrate im gleichen Zeitraum gestiegen, schreibt Immowelt. Die rasante Teuerung im laufenden Jahr hat diesen Wert jedoch deutlich in die Höhe getrieben, sodass ein Schluss noch näher liegt als ohnehin schon: Die Entwicklung der Mieten ist in deutschen Großstädten von den weiteren Lebenshaltungskosten ein Stück weit entkoppelt.

Wohnungen in Leverkusen: Die Nachfrage ist groß, das Angebot kleiner

Die Erklärung dafür ist simpel: Die Nachfrage ist groß, das Angebot kommt nicht hinterher. Benjamin Rörig, Sprecher der Sparkasse Leverkusen, drückt es so aus: „Die Mietpreisentwicklung war dabei in Vergangenheit weniger direkt durch das Zinsniveau beeinflusst als durch die unmittelbare Nachfrage nach Wohnraum.“ Und Leverkusen sei im Speckgürtel der Metropolregion Köln/Düsseldorf „ein attraktiver und nachgefragter Standort“. Der Druck auf den Mietmarkt in der Stadt hat sich durch den Zuzug vor allem ukrainischer Geflüchteter seit Beginn des Jahres zudem weiter erhöht.

Der Effekt ist mehr oder minder auch in den 78 Großstädten zu sehen, die neben Leverkusen betrachtet wurden: In Köln (11,80 Euro) und Hamburg (12,50 Euro) stieg der Quadratmeterpreis um jeweils 18 Prozent. In Berlin legte er um 13 Prozent auf 10,80 Euro, in Stuttgart um 22 Prozent auf 13,90 Euro zu. Den stärksten Anstieg verzeichneten kleinere Großstädte: 37 Prozent in Rostock, 34 in Heilbronn und 29 in Heidelberg sind Beispiele. Immowelt führt das auf die gestiegene Nachfrage nach Homeoffice zurück, das Arbeiten fernab der Metropolen ermöglicht hat.

Schlechte Nachricht für Mieter in Leverkusen

Eine schlechte Nachricht für Mietsuchende: Der Druck dürfte weiter zunehmen. Um das zu verstehen, bietet sich ein Blick auf die Zinsentwicklung an: Betrug der Zins für eine Immobilienfinanzierung mit 15-jähriger Sollzinsbindung zum Jahreswechsel noch knapp 1,3 Prozent, stieg er laut Kreditvermittler Interhyp Ende Oktober auf deutlich über 4 Prozent. Zuletzt sank er wieder unter diese Marke, doch was bleibt ist dies: Eine Immobilie zu finanzieren, ist deutlich teurer geworden – viele, die vor einem Jahr noch einen Kredit hätten stemmen können, haben heute keine Chance mehr.

Spricht man mit Maklerinnen, Kreditvermittlern und Hausbesitzern in der Region, wird bestätigt: Häuser und Wohnungen werden Verkäufern nicht umgehend aus der Hand gerissen und bleiben länger auf dem Markt. Die Kaufnachfrage ist eingebrochen, die Preise sinken ungleich langsamer. Der Kölner Immobilienmakler Roland Kampmeyer sprach kürzlich von einem Nachfragerückgang nach Wohneigentum um 30 Prozent. Die Makler der Kreissparkasse Köln, die KSK-Immobilien, registrierten im zweiten Quartal 2022 sogar 66 Prozent weniger Nachfrage nach Eigenheimen und 58 Prozent weniger Nachfrage nach Eigentumswohnungen als im Vorjahreszeitraum.

Das alles wiederum führt, das vermutet auch Sparkassen-Sprecher Rörig, zu einem stärkeren Wettbewerb auf dem Mietmarkt: Tendenziell führe die Veränderung im Zinsniveau „zu einer weiteren Steigerung der Nachfrage nach Mietwohnungen“, da der Erwerb von Eigentum für viele Haushalte nicht mehr möglich sei. Ein Ende der Kletterpartie des Mietpreises scheint da in weiter Ferne.

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