Serie Radlust, RadlastLeverkusens Planer geizen mit dem Platz

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Unübersichtlich für Radler wie Autofahrer: Der Kreisel am Berliner Platz in Opladen steht seit seinem Bau in der Kritik. 

Wo ist radeln gefährlich, wo nur beschwerlich? Auf unsere Frage gibt es täglich neue Antworten, wir führen getreulich Buch und machen das auch noch weiter. Schreiben Sie uns: mailto:ksta-leverkusen@dumont.de. Das Echo unseres Aufrufs hat freilich auch Christian Syring elektrisiert. Der Mann, der in der Stadtverwaltung die vor Jahren ausgerufene Mobilitätswende organisieren soll, interessiert sich sehr für die Erfahrungen der passionierten Radler. „Bekommen wir die Liste“, fragte er den „Leverkusener Anzeiger“. Klar – und die Gelegenheit, Rezepte zu entwickeln für die neuralgischen Stellen im Radnetz.

Boris Stoffels fühlt sich an drei Stellen auf dem Rad nicht wohl. Die eigentlich gute, weil kaum von Autos befahrene Strecke auf der Quettinger Seite des Bürgerbuschs sei in einem sehr schlechtem Zustand: Der Rad- und Gehweg Auf dem Bruch macht zwischen dem Holzer Weg und der Jacob-Fröhlen-Straße Kummer. Rechts und links stehen Bäume; der Waldbesitzer ziehe sich auch hier „schon längere Zeit aus der Verantwortung“, schreibt Stoffels. „Es fallen immer wieder sehr viele Blätter und Äste auf den Asphalt und bilden teilweise eine gefährliche Unterlage.“ Der Weg werde nur sporadisch gereinigt, und die asphaltierte Fläche sei in einem sehr schlechten Zustand. „Das Teilstück müsste dringend repariert werden.“

Eine wichtige Verbindung in Wiesdorf bezeichnet Stoffels als „wirkliche Katastrophe“: Der Rad- und Fußweg auf der Ostseite des Europarings zwischen der Rentenversicherung und der Post sei erst vor kurzem neu asphaltiert worden und jetzt sehr wellig. „Unangenehm“ und nicht zu verstehen, so Stoffels. „Für das Fußvolk“ schienen aber ebene Wege „nicht so wichtig zu sein“.

Zwischen Alkenrath und der Fixheide folgen zwei Ärgernisse dicht aufeinander. Auf der Brücke über der Autobahn 1 müssen sich Radler und Fußgänger einen schmalen Streifen teilen, erfahren Werner Hoffmann und Georg Reuter. „Ein Witz“, sagt er. In Höhe von TMD FRiction fühlen sich Boris Stoffels und Friedebert Laubach gar nicht wohl. Dort gebe es zwar einen Überweg für Fußgänger, aber der sei nicht so gekennzeichnet, „dass man ohne Gefahr die Straße überqueren kann“, so Stoffels. Wegen des dichten Verkehrs ignorierten Pkw- und Lkw-Fahrer Fußgänger wie Radler, „anscheinend haben sie es alle sehr eilig“.

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Reichlich eng ist es an der Schlebuscher Straße. Dabei ist das eine sehr wichtige Verbindung: zum Beispiel über die Schlangenhecke in Richtung Bürrrig und Wiesdorf.

Laubach wundert sich, dass dort bei der Sanierung der Straße kein Radweg angelegt wurde, obwohl genug Platz ist – und die Schlangenhecke für Radler eine ganz wichtige Verbindung an der Bahn lang in Richtung Bürrig und Wiesdorf ist. In dem ganzen Gebiet „macht es keinen Spaß durchzufahren“.

Extrem unübersichtlich findet Bettina Wedler den Knotenpunkt im Norden der Opladener City, den Berliner Platz. „Der Kreisel ist eine Zumutung. So viele Augen kann man ja kaum haben“, kritisiert sie. Das gelte aber nicht nur für Radler, sondern auch für Autofahrer.

Ähnlich wie auf der Schlebuscher Straße ist es in Bürrig auf dem Overfeldweg. Viel Verkehr, viele Lastwagen. Auch auf der Hardenbergstraße „fühle ich mich ziemlich unwohl“, schreibt Jens Grimm. Auch eine der riesig ausgebauten Kreuzungen macht Grimm ein mulmiges Gefühl. Dort, wo Gustav-Heinemann-, Stixches- und Borkumstraße sich kreuzen, sei es kritisch: „Wenn ich von der Syltstraße aus geradeaus in die Stixchesstraße weiterfahren will, rechnen die linksabbiegenden Autofahrer von der Stixchesstraße wohl einfach nicht mit Gegenverkehr.“

Grimm betont, dass man als Radler gegenüber dem Autofahrer immer unterlegen ist. Deshalb ist er besonders vorsichtig, wenn Autofahrer rechts abbiegen. Er würde sich nie „darauf verlassen, dass der mich schon sieht und mir meine Vorfahrt gewährt“. Man müsse sich absichern, also im Zweifel noch bremsen oder ausweichen können. Trotz der immer wieder vorkommenden kritischen Situationen hält er das Verhältnis zwischen Auto- und Radfahrern für gar nicht so schlecht. Nur ein kleiner Teil sei rücksichtslos oder unaufmerksam am Steuer; „die meisten verhalten sich fair“.

Peter Borger jedoch findet, dass die Konflikte häufiger geworden sind, vor allem beim Parken. Seit Jahren lege er 90 Prozent seiner Wege mit dem Rad zurück. Vor zehn Jahren habe das noch so ausgesehen: Wenn er mit seinem Hund am Fahrrad unterwegs war, „lief mein Hund auf dem Gehweg, und ich fuhr auf der Straße. Wenn dann mal ein Auto oder Schild im Weg stand kam der Hund kurz auf die Straße und dann wieder zurück auf den Gehweg.“ Das sei schon lange nicht mehr drin. „Die Straßen haben sich zu Parkplätzen entwickelt. Ehemals breite Gehwege werden ebenfalls als nun ausgewiesene Stellplätze für Pkw genutzt.“ Dabei denkt Borger an die Heinrich-Lübke-Straße in Steinbüchel. So werde der Gehweg derart schmal, dass Fußgänger mit Kinderwagen oder Rollator nicht mehr aneinander vorbei kommen.

Autos auf dem Gehweg

Auf der Kreuzbroicher Straße ständen die Autos so weit auf dem Bürgersteig, dass Kinder nicht mehr mit ihrem Rad an den Autos vorbei kommen. Eltern hätten keinen Zugriff mehr, weil alles zu schmal ist. „Hat wohl keiner dran gedacht. Hauptsache Auto.“ Verbessern könnte sich die Situation, wenn die Autos in die oft vorhandenen Garagen gestellt würden, sagt Borger – „oder ist da kein Platz mehr fürs Auto?“

Allerdings werde es auf den Straßen auch immer enger, „überall stehen nur noch Lieferwagen“, es werde immer unübersichtlicher. Geparkt werde auch einfach in Einmündungen: „Mir hat man in der Fahrschule gesagt, dass das verboten sei.“ Das alles mache das Radfahren immer unübersichtlicher und damit gefährlich. Radwege sind Schlaglochpisten und oder sehr ungepflegt. Generell habe man die Autofahrer bei der Verteilung der Flächen bevorzugt. „Den Radfahrern und Fußgängern wird einfach mal der Raum weggenommen und den Autofahrern zugesprochen.“ Würde das „mal anders herum gehen, ist das Geschrei groß“.

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Die manchmal vorhandenen Schutzstreifen machen ihn auch nicht glücklich: „zu schmal, und sie verleiten Autofahrer zum Überholen, ohne sich an den Abstand von 1,50 Metern zu halten“. Hoffnung macht Borger das Mobilitätskonzept. „Noch hat man eine vernünftige Planung in Leverkusen in der Hand. Hoffentlich verpasst man das nicht.“

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