Sportstadt LeverkusenIm Landrat-Lucas-Gymnasium wird die Elite gefördert

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Besuch bei der Elite des Sports: Rüdiger Scholz (l), Internatsleiterin Steffi Nerius (4.v.l), Jens-Peter Nettekoven (5.v.l) und Jutta Wellmann (r) treffen Volleyballerin Finja Schul, Fußballer Felix Stoffler und 400-Meter-Läufer Dani Khulusi (vorne von links).

Besuch bei der Elite des Sports: Rüdiger Scholz (l), Internatsleiterin Steffi Nerius (4.v.l), Jens-Peter Nettekoven (5.v.l) und Jutta Wellmann (r) treffen Volleyballerin Finja Schul, Fußballer Felix Stoffler und 400-Meter-Läufer Dani Khulusi (vorne von links).

Leverkusen – Der Sportlehrer ist nicht zu übersehen: Er ist 2,01 Meter groß und nicht nur durch seine Körpergröße in der ganzen Halle präsent. Es ist Jonas Reckermann: Olympiasieger, Weltmeister und viermaliger Europameister im Beachvolleyball. Und mittlerweile Lehrer am Opladener Landrat-Lucas-Gymnasium. „Das ist doch fantastisch, wenn wir so jemanden haben, der ein Vorbild für die Kinder ist. Der zeigt, was man mit Disziplin und Ehrgeiz erreichen kann“, schwärmt Jens-Peter Nettekoven, der in seiner Funktion als sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im NRW-Landtag am Dienstag Leverkusen besuchte, um sich ein Bild über die örtliche Sportförderung zu verschaffen.

"Trainer-Lehrer" zur Unterstützung

Seine Vermutung, dass die Schüler vor Reckermann mehr Respekt haben, als vor Sportlehrern ohne Olympische Medaille, verneint der Lehrer. „Kinder sind da ganz pragmatisch“, sagt Reckermann. „Aber sie sind auch erstaunlich schnell im Googeln.“ Und entsprechend gut informiert über die Karriere ihres Sportlehrers. Der ehemalige Spitzensportler hat im vergangenen Jahr sein Referendariat am Landrat-Lucas-Gymnasium absolviert und unterrichtet dort nun die Fächer Sport und Erdkunde. Als sogenannter „Trainer-Lehrer“.

Eliteschule der Sportstadt

Leverkusen ist eine der wichtigsten Sportförderstätten des Landes. Fußball, Leichtathletik, Fechten, Frauen-Handball und vor allem auch der paralympische Sport werden hier besonders gefördert. In loser Reihenfolge stellen wir vor, was die Sportstadt Leverkusen alles zu bieten hat.

Den Beginn macht das Landrat-Lucas-Gymnasium, das seit 1996 Partnerschule des Sports ist. Im Jahr 2000 wurde die erste eigene Sportklasse eingeführt. Von sechs Klassen einer Jahrgangsstufe wird seitdem immer eine mit Sportschwerpunkt unterrichtet. 2002 bekam das Opladener Gymnasium den bundesweiten Titel „Eliteschule des Sports“ verliehen, später zog der DFB nach und ernannte es auch zur Eliteschule des Fußballs (Männer 2008, Frauen 2010). Seit 2013 ist das Gymnasium zusätzlich NRW- Sportschule, was weitere Förderung möglich macht.

Zur Aufnahme in die Sportklassen muss ein Eignungstest absolviert werden. Die Klasse bekommt in der Unterstufe zusätzlichen Sportunterricht, in der Mittel- und Oberstufe gibt es individuelle Förderung in Kooperation mit dem Sportinternat. So können Leistungssportler zeitweise vom Unterricht befreit werden, die Inhalte werden nachgeholt. Außerdem gibt es Unterricht im Bereich Karriereplanung. (stes)

„Bitte nicht Lehrer-Trainer sagen“, korrigiert Nettekoven. Der Schwerpunkt liege im Trainer-Dasein, eine spezielle Förderung des Landes für NRW-Sportschulen. Eine solche Stelle hat auch Michael Overhage, der zeitgleich im Kraftraum Nicole Krieger ein Individualtraining gibt. Es ist elf Uhr vormittags, die 15-jährige Sprinterin vom TSV Bayer Leverkusen macht Übungen mit Hanteln, während der Trainer sich alleine auf sie konzentrieren kann. „Für mich ist das super, ich kann mich verbessern und außerdem habe ich ein bisschen Ablenkung von der Schule“, sagt die Zehntklässlerin. Zwei bis drei Mal die Woche bekommt sie dieses Individualtraining an der Schule, dazu kommen sechs wöchentliche Trainingseinheiten im Verein.

Abitur für Fußballprofis

Jutta Wellmann ist die Sportzweigkoordinatorin und Betreuerin der Kaderathleten an der Schule. Sie präsentiert Nettekoven den Sportzweig, in dem zum Beispiel die Fußballprofis Benjamin Henrichs, Kai Havertz und René Adler neben der Karriere ihr Abitur gemacht haben. „Bei Kai Havertz war es ganz besonders, weil er schon in der Q1 Profi wurde“, erzählt Wellmann. Das bedeutet: Drei Schuljahre lang wurde Havertz an drei bis vier Vormittagen von der Schule befreit, um zum Mannschaftstraining zu gehen. Zum Mathe- und Erdkundeunterricht kamen die Lehrer dann schon mal in die Bayarena oder zu Havertz nach Hause. „Das geht natürlich nur, wenn man ein engagiertes Kollegium hat, das voll dahinter steht“, betont Wellmann.

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Doch es ist nicht alles so leicht, wie es bei dem Besuch scheint: Für wichtige Seminare etwa in den Bereichen Ernährung, Anti-Doping oder Umgang mit Social Media ist es schwierig und umständlich, an notwendige Fördermittel zu kommen. Außerdem wünscht sich die Schule die Möglichkeit, die Sportklasse nicht von Beginn an voll belegen zu müssen, um in den höheren Klassenstufen noch Raum für talentierte Seiteneinsteiger zu haben. „Wenn wir hier heute durch sind, geben sie mir eine Wunschliste mit und ich schaue, was ich für sie machen kann“, verspricht Nettekoven. Schließlich sei er da, um Leverkusen noch weiter nach vorne zu bringen. Das hört man gerne in der Sportstadt.

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