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Streife mit dem OrdnungsamtIn einem der schönsten Seen Leverkusens ist Baden verboten

Lesezeit 4 Minuten
Männer vom Leverkusener Ordnungsamt auf dem Weg zum verbotenen Strand am Stöckenbergsee

Sonne und feiner Sand: Der Stöckenbergsee ist natürlich äußerst beliebt – aber verbotenes Revier.

Der Stöckenbergsee bietet einen traumhaften Strand und lockt die Leute. Der Kommunale Ordnungsdienst hat viel zu erklären.

Uneinsichtige und nicht kooperative Jugendliche, Bade-, Grill- und Shishaverbotsverstöße, Falschparker und Bluetooth-Lautsprecher: Viele Gründe für tägliche Streifengänge rund um die Hitdorfer Seen. Der „Leverkusener Anzeiger“ hat Ordnungsdienstleiter Marcus Richter und sein Team am Samstag begleitet.

Die 30-Grad-Marke ist geknackt, die Leverkusener zieht es an die Seen für eine feuchte Erfrischung – doch das ist nicht überall erlaubt. Das direkte Nachbargewässer des Hitdorfer Badesees ist ein Trinkwasser- und Naturschutzgebiet, erklärt Richter: „Am Stöckenbergsee ist nichts erlaubt.“ Besonders achteten die Ordnungshüter im Moment auf Feuerquellen wie Grills und Shishas. Die stellten in den extrem ausgetrockneten Gräsern und Büschen rund um das Ufer eine große Gefahr dar. In diesem Juni habe sein Team schon sieben Verwarngelder für Grillen und vier für Shisha-Rauchen am Stöckenbergsee verhängt.

Dreiste Ausflüchte

Dann beobachten die Hüter der Ordnung zwei junge Männer beim Schwimmen, diese streiten aber direkt aggressiv alle Vorwürfe gegen sie ab. 20 Minuten lang erklären Richter und seine Kollegen die Ordnungswidrigkeit. „Wir waren nicht im Wasser, wir haben geschwitzt und uns eine Flasche über den Kopf gekippt“, behaupten die Männer. Bestärkt werden sie von anderen Seebesuchern, die von weitem rufen: „Nichts zugeben!“ Und: „Nicht den Perso zeigen, das darf nur die Polizei!“ Ein falsches Gerücht, durch das die beiden nicht kooperativen Herren direkt die nächste Ordnungswidrigkeit begehen. So könnten aus 40 Euro Verwarngeld schnell bis zu 500 werden. Denn sie verweigern konsequent, sich der Ordnungsbehörde gegenüber auszuweisen.

Marcus Richter, Leiter des Kommunalen Ordnungsdienstes, beobachtet ein Floß auf dem Stöckenbergsee.

Marcus Richter, Leiter des Kommunalen Ordnungsdienstes, hat ein scharfes Auge auf das, was am und im Wasser geschieht.

Kurz bevor Richter die Polizei hinzuzieht, gelingt es den Kollegen mit einer Menge kommunikativen deeskalierendem Fingerspitzengefühl dann doch noch, die Männer zu überzeugen: „Da musste erst die erste Coolness abgelegt werden.“ Diese Fälle seien aber eher die Ausnahme, erklärt Richter. Überwiegend seien sich die Schwimmer über das Verbot im Klaren und einsichtig.

Leverkusens Seenverordnung muss man kennen

Ein Herr, der von Richter aus dem Wasser gewunken wird, räumt direkt ein, ohne dass die Beamten nur ein Wort gesagt haben: „Das war nicht richtig von mir, tut mir leid, ich weiß das eigentlich. Aber leider ist es so schön hier.“ Persönlich hätten Richter und sein Team natürlich auch Verständnis: „Wir wollen hier niemandem die Freizeit versauen, sondern aufklären.“ Daher spreche das Team vorwiegend Bürgerinnen und Bürger auch schon an, bevor Verstöße überhaupt geschehen.

Eine Frauengruppe, die gerade mit einer Luftmatratze zum See spaziert, bekommt zum Beispiel präventiv den Hinweis der Ordnungshüter. Ein Vater spielt mit seiner Tochter mit den Füßen im Wasser, seine Frau kühlt dort Getränke. Beides ist auch nicht erlaubt. „Jegliche Nutzung der Wasserfläche ist verboten“, stellt Richter klar. Darüber informierten Schilder an jedem Zugang zum See, darüber hinaus seien Bürger in der Pflicht, sich in der Leverkusener Seenverordnung über die jeweils geltenden Regeln zu informieren.

Es fehlt ein Hinweisschild

Der verwarnte Vater ist trotzdem verärgert: „Hätte ich gewusst, dass ich das nicht darf, könnte ich die Strafe verstehen. Aber so finde ich das unfair.“ Er führt die Beamten zu dem Zugang, von dem aus er gekommen ist – und tatsächlich ist das Verbotsschild hier wohl entwendet worden. Dennoch: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Auf dem Stöckenbergsee treibt eine große aufblasbare Schwimminsel mit mindestens acht Personen mit Rudern an Bord. Ausgerechnet diesen besonders dreisten Verstoß kann Richter nicht ahnden: Sein Team hat kein Boot, um auf den See zu gelangen.

Allgemein sei die Arbeit des kommunalen Ordnungsdienstes häufig eine Sisyphusarbeit: Beim Eintreffen am See spricht Richter eine mündliche Verwarnung aus, ein Paar hört laut Musik über einen großen mobilen Lautsprecher. „Vielen Dank für den Hinweis!“ Die beiden sind einsichtig. Musik darf aus Gründen des Naturschutzes nur über Kopfhörer wiedergegeben werden, so die Regel. Am Ende der Streife auf dem Weg zurück zum Fahrzeug hallen die Bässe schon wieder am Ufer – diesmal bleibt es nicht bei einer Verwarnung, sondern das Team nimmt die Daten auf, sodass die Bußgeldstelle eine Strafe verhängen kann.

Während der Streife entsteht allgemein eine große Aufbruchsstimmung am See. Viele machen sich wohl lieber ganz aus dem Staub, als eine Verwarnung zu riskieren, als das Auto des Fachbereichs Ordnung vorfährt. „Man bekommt immer nur die Ersten, der Rest haut dann schnell ab“, so Richter. „Daher werden wir auch in den nächsten Wochen täglich um die Seen unterwegs sein, um über den Natur- und Trinkwasserschutz aufzuklären.“