Neuer nachhaltiger Laden„In Leverkusen haben wir mehr Potenzial gesehen als in Hamburg“

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Florian Movila und Ioannis Sakellaridis in ihrem Laden.

Florian Movila und Ioannis Sakellaridis in ihrem Laden.

Weniger Verpackungsmüll, mehr lokale und fair gehandelte Produkte und ein Treffpunkt in der Nachbarschaft – das sind die Ziele von „Gut (un) verpackt“.

Sie stammen aus Köln und Griechenland, kennen sich seit 15 Jahren, doch wiedergetroffen haben sich Florian Movila und Ioannis Sakellaridis, als beide in Hamburg lebten. „Ich habe ihn schon ewig mit meinem Traum von einem eigenen Supermarkt genervt“, sagt Sakellaridis, der jahrelang für Rewe in Köln und dann für Edeka in Hamburg im Einkauf gearbeitet hat. „Dann kam Corona und wir haben uns gefragt: Sind wir glücklich? Was macht uns glücklich? Und dann habe ich gesagt: Was ist jetzt mit dem eigenen Supermarkt?“, sagte schließlich Movila.   

Und so stehen die beiden Freunde jetzt hinter der Theke ihres eigenen, nachhaltigen Supermarkts in der Schlebuscher Löwenburgstraße. Die Lage irritiert auf den ersten Blick, zum einen, weil Leverkusens bis dato einziger Unverpacktladen ebenfalls in Schlebusch beheimatet ist und zum anderen, weil die Löwenburgstraße eine reine Anwohnerstraße ohne Publikumsverkehr ist. Und natürlich: Es ist nicht Hamburg.

Außenansicht "Gut (un) verpackt"

Wie ein richtiger Supermarkt: Einkaufswagen und Parkplätze stehen vor der Tür bereit.

„Wir haben lange überlegt, ob Leverkusen oder Hamburg“, sagt Movila. Schließlich haben sie sich gegen Hamburg entschieden, weil es in der Großstadt bereits sechs Unverpacktläden gab. „Wir haben in Leverkusen einfach das größere Potenzial gesehen.“ Dann haben sie sich diverse Ladenlokale vor allem in Wiesdorf angesehen. „Da hätten wir überall mindestens 5000 Euro Miete zahlen müssen, das muss man erst einmal reinholen mit einem kleinen Laden.“

Wir wollen gerne zu einem Treffpunkt in der Nachbarschaft werden
Florian Movila und Ioannis Sakellaridis

Schließlich entschieden die beiden, den Anbau des Hauses von Movilas Mutter zu nutzen. Hier war einmal ein Sanitätshaus beheimatet, die vergangenen Jahre allerdings wurden die Räume von der Mutter als Kellererweiterung genutzt. Der Vorteil: Freie Hand bei der Umgestaltung und keine Miete.

Was natürlich auch Auswirkung auf die Möglichkeiten in der Preisgestaltung hat.  „Außerdem wollen wir auch gerne zu einem Treffpunkt in der Nachbarschaft werden, wo man sich auch mal trifft und quatscht und einen Kaffee trinkt“, sagen die Geschäftspartner. Und das sei in der Wohngegend eher gegeben. 

Blik in die Wurst- und Käsetheke

Wurst und Fleisch kommt von der Wiesdorfer Metzgerei Pickartz-Emundts

Als Konkurrenz zum Unverpacktladen in der Schlebuscher Fußgängerzone sehen die Freunde sich nicht. „Wir haben ein ganz anderes Sortiment“, sagt Movila. Während sich Nina Rositzke schwerpunktmäßig auf Gastronomie und einzelne nachhaltige Artikel konzentriert, will „Gut (un) verpackt“ ein richtiger Supermarkt sein.  „Unser Anspruch ist, dass man hier seinen kompletten Einkauf erledigen kann.“

Geschäft bietet ein komplettes Supermarkt-Sortiment

Klar sei es schön, sich ein paar Nüsschen abzufüllen. „Aber wenn ich hier fünf Artikel kaufen kann und für die anderen zehn einen Supermarkt ansteuern muss, dann kaufe ich die Nüsse am Ende auch wieder im Supermarkt“, sagt Sakellaridis. So gibt es an der Löwenburgstraße das komplette Sortiment von Nudeln, Reis und Hülsenfrüchten über Gewürze, frisches Obst und Gemüse bis hin zu Reinigungsmitteln, Zahnbürsten und Shampoo.

Blick auf die Putzmittelabteilung

Putzmittel gibt es auch in kleinen Flaschen, die an den großen Behältern wieder aufgefüllt werden können.

Auch Fleisch und Molkereiprodukte aus lokalen Produktionen werden angeboten – natürlich in Mehrwegverpackungen. Sie kommen von der Wiesdorfer Metzgerei Pickartz-Emundts und dem Hielscher Hof in Leichlingen. Künftig wollen die Geschäftsmänner noch mehr regionale Produkte mit in das Programm nehmen.

„Der Einkauf ist aktuell noch sehr aufwändig, weil wir noch Erfahrungswerte sammeln, was wie stark nachgefragt ist“, sagt Movila. „Wir tasten uns ran.“ Ein weiteres Projekt, dass er gerne in der Zukunft umsetzen möchte, sind selbst zusammengestellte Kochboxen. „Hellofresh zum Beispiel ist ja ein riesiger Trend. Ich habe das selbst mal ausprobiert und die Rezepte und Zutaten waren gut – aber es war auch sehr viel Müll.“ Das müsse besser gehen.

Denn Nachhaltigkeit ist den beiden wichtig. „Ich war nie ein riesiger Umweltschützer“, sagt Movila. Aber gerade das Hochwasser, das ja auch das Klinikum in direkter Nachbarschaft zum Elternhaus schwer getroffen hat, habe ihn zum Nachdenken gebracht. „Es kann doch nicht sein, dass alle immer vom Umweltschutz reden, und keiner macht etwas.“

Reine Unverpacktläden hätten es allerdings zuletzt schwer gehabt auf dem Markt. „Rund 30 Prozent haben zugemacht und von einigen hat man gehört, dass es den Kunden zu anstrengend war, sich alles selbst abzufüllen“, berichtet Movila.

Deswegen gilt bei ihm: Gut verpackt – wie es auch im Namen des Ladens steckt – ist ebenso nachhaltig. Einen Großteil der Waren gibt es auch schon fertig abgefüllt in Gläsern, Tupperschüssel oder echten Mehrwegflaschen, die zurückgebracht und von den Betreibern neu befüllt werden. „Man muss also auch keine ganze Sammlung an Behältern mit hierher bringen“, beruhigt Sakellaridis. Darf man aber. 

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