WirtschaftSo viele Gründer gibt es in Leverkusen, Leichlingen und Burscheid

Lesezeit 4 Minuten
Lauter Firmenschilder im Office-Center Leverkusen an der Bonner Straße in Opladen.

Gute Adresse für Gründer: Das Office-Center Leverkusen in Opladen

Wieder hängt die Chemie-Stadt die Konkurrenz aus Solingen und Remscheid ab.  

Wenn sie sich die Zahlen aus Leverkusen anschauen, geraten die Statistiker der Wirtschaftsdatenbank Creditreform seit Jahren ins Schwärmen. In keiner Kommune, die von der Solinger Niederlassung als „bergisches Städtedreieck“ bezeichnet wird, gibt es eine annähernd so lebhafte Gründerszene. Seit 2018 sind die Zahlen geradezu explodiert.

Dass das keine Selbstverständlichkeit ist in einer – für nordrhein-westfälische Verhältnisse – kleinen Großstadt, sehen die Leute um Crefo-Chef Ole Kirschner seit längerem in ihrem direkten Umfeld. In Solingen werde es am Ende des Jahres wiederum weniger Unternehmen geben als zu Beginn: 1640 Anmeldungen werden 1700 Abmeldungen gegenüber stehen, so die Prognose. Das ist ein klar schlechteres Ergebnis als 2022, in dem der Saldo zwar ebenfalls negativ war, aber nur um acht Unternehmen. In den beiden Jahren davor fiel die Bilanz mit plus 235 und 246 für 2020 weitaus besser aus.

Dagegen steht Remscheid recht gut da. Allerdings auf einem niedrigeren Niveau als Leverkusen. Mit 900 neuen Unternehmen rechnet Creditreform und 790 Löschungen aus dem Gewerberegister. Das wäre noch mehr als voriges Jahr, in dem das Plus mit 69 nicht die Höhen der beiden Vorjahre erreichte. Ende 2021 gab es in Remscheid 183 Firmen mehr, Ende 2020 145.

Leverkusen spielt in einer anderen Liga

Trotzdem spielt Leverkusen in einer anderen Liga. Die Zahl der Gewerbean- und -abmeldungen „bestätigt bisher die hervorragenden Vorjahresergebnisse“, sagt Ole Kirschner: Auf Basis des ersten Halbjahres rechnet Creditreform „wieder mit einem deutlichen Plus an neuen Unternehmungen“: 2200 neue Firmen dürfte es geben, 1500 werden aus dem Register verschwinden. Macht plus 700, was sich auf dem Niveau der Jahre seit 2018 bewegt. 2022 standen 2229 Neunanmeldungen 1583 Abmeldungen gegenüber – plus 646.

Im Jahr davor lautete die Zahl unterm Strich sogar 832 bei einem ähnlichen lebhaften Gründungsgeschehen, das seit 2019 regelmäßig über 2000 liegt. Ende 2020 gab es in Leverkusen 694 Firmen mehr als zum Jahresbeginn, 2019 lag das Plus bei 526. Für einen negativen Saldo muss man mehr als ein Jahrzehnt zurückgehen: Ende 2012 gab es in Leverkusen sieben Unternehmen weniger als zu Jahresbeginn.  

Ähnlich positive Ergebnisse verzeichnet Creditreform nur noch für Monheim. Das schon viel länger bestehende Gewerbesteuerparadies rheinabwärts steuert nach Einschätzung der Experten mit plus 560 einen Rekord an. Auf 1040 neuen Firmen werden wohl 480 Löschungen kommen. 2022 lautete das Verhältnis 872 zu 429, im Jahr davor 836 zu 380. Davor fiel die Bilanz nicht ganz so strahlend aus – aber auch in Monheim ist es lange her, dass mehr Ab- als Anmeldungen gab: 2013 lag der Saldo mit sieben im Minus.

In Leichlingen stehen die Zeichen auf Erholung

Für Leichlingen erwarten die Experten von Creditreform in diesem Jahr einen Aufschwung. 2022 war das Ergebnis das erste Mal nach fünf Jahren wieder negativ: 178 Firmen wurden an-, aber 192 abgemeldet. Ende dieses Jahres dürften 200 Anmeldungen 180 Schließungen gegenüber stehen.

In Burscheid sollte sich der seit 2020 beobachtete positive Trend fortsetzen, Creditreform rechnet auf Basis des ersten Halbjahres mit 150 neuen Firmen und 120 Abmeldungen. 2022 gab es 166 Anmeldungen und 115 Löschungen, 2021 standen 167 neuen, 128 abgemeldete Unternehmen gegenüber. Und 2020 schloss mit einem Plus von 18 ab.

Industriebetriebe sind ein Auslaufmodell

Und welche Art von Unternehmen wird gegründet? Kaum mal ein Industrieunternehmen. Deren Anteil geht im rheinisch-bergischen Wirtschaftsraum seit Jahren immer weiter zurück, zeigen die Zahlen von Creditreform Solingen. Im ersten Halbjahr entfielen nur vier Prozent der Neugründungen auf diesen kapitalintensiven Wirtschaftszweig.

Im Bausektor gründet es sich leichter – zumal in den vergangenen Jahren die starke Konjunktur dieses Geschäft attraktiv machte. Auch im ersten Halbjahr entfielen noch neun Prozent der Neugründungen auf das Baugewerbe, zwei Prozent mehr als im ganzen Jahr 2022.

Ein wenig überraschend erscheint auf den ersten Blick, dass sich mit 16 Prozent mehr Existenzgründer für ein Handelsgewerbe entschieden haben als 2022. Da lag ihr Anteil bei 14 Prozent. Allerdings ist Handel schon längst nicht mehr gleichbedeutend mit der Eröffnung eines Geschäfts. Der Schwerpunkt des Gründungsgeschehens liegt aber weiterhin im Bereich der Dienstleistungen. Mit einem Anteil von 71 Prozent rechnet Creditreform in diesem Jahr. 2022 waren es sogar 75 Prozent, ein Spitzenwert seit 2020. 

KStA abonnieren