Wirtschaftsklima in LeverkusenStimmung ist jetzt schlechter als in der Umfrage

Lesezeit 3 Minuten
city-leverkusen_ALF_2906

„Wie sich das Bild in den Innenstädten entwickeln wird, ist eine unserer großen Sorgen“, sagt Eva Babatz, Leiterin der IHK-Filiale Leverkusen / Rhein-Berg. Hier eine Szene aus Wiesdorf.

Leverkusen – Das Konjunktur-Barometer der IHK hat diesmal einen Mangel: Als das Stimmungsbild eingefangen wurde, waren die Umstände besser als jetzt. Deshalb relativierte Eva Babatz am Donnerstag die positiven Ergebnisse der Umfrage. „Jetzt würden die Zahlen pessimistischer ausfallen“ – da ist die Leiterin der IHK-Filiale Leverkusen / Rhein-Berg ganz sicher. Als im Dezember und der ersten Januar-Woche das Stimmungsbild gemalt wurde, bewerteten die Unternehmen ihre Lage etwas besser als zuvor.

26,6 Prozent immerhin sahen sich in einer guten Lage – das war ein Plus von zwei Prozent. Damit sind die Unternehmen, die gut durch die Corona-Krise kommen, wieder in der Mehrheit. Denn nur noch 23,4 Prozent sahen sich Ende vorigen Jahres in einer schlechten Lage. Im Herbst waren es mit 29,2 Prozent noch deutlich mehr.

Eine zweigeteilte Wirtschaft

Ursache für die relative Stabilität ist der starke industrielle Sektor in der Stadt. Viele große Unternehmen seien „sehr gut aufgestellt“, so Babatz. Gerade in der Chemie, Pharmazie und bei Kunststoffen laufen die Geschäfte noch. Auch im Dienstleistungssektor gebe es Unternehmen, die nicht leiden.

Eva Babatz, IHK

Eva Babatz, IHK

Allerdings sei gerade dort das Bild extrem unterschiedlich. Die Veranstaltungsbranche liege darnieder; der Lockdown und die fehlende Aussicht, wann wieder etwas möglich wird, träfen diesen Bereich ins Mark. „Wir sehen eine zweigeteilte Wirtschaft“, so Babatz mit Blick auf die Ergebnisse der Umfrage. Lockdown und schleppender Impfstart gäben Anlass zu schlimmsten Befürchtungen. „Wenn sich das noch länger hinzieht, sehen wir starke Verwerfungen in vielen Branchen.“

Job-Kahlschlag in der Gastronomie

Der Lockdown im Gastgewerbe hat Minijobber hart getroffen. Binnen eines Jahres sei die Zahl der Verträge auf 450-Euro-Basis um 39 Prozent gesunken. Das berichtete am Donnerstag die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten im Bezirk Köln. Sie beruft sich auf Zahlen der Arbeitsagentur. „Minijobs sind nicht krisenfest. Betroffene haben, anders als regulär Beschäftigte, keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld und leben oft in ständiger Angst um ihren Arbeitsplatz“, so Gewerkschafterin Manja Wiesner. Die Politik solle deshalb arbeitsmarktpolitisch umsteuern und mehr Stellen sozialversicherungspflichtig machen. Eine Anhebung der Verdienstgrenze bei den Minijobs gehe allerdings in die falsche Richtung. (tk)

Das gelte zumal für den Handel. Er meldet der Kammer eine eher schlechte Lage. Das gilt für 25 Prozent der Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligten.

Der Blick in die Zukunft fiel jedoch auch schon um den Jahreswechsel wenig optimistisch aus. Nur 18,8 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage verbessern wird. Das ist im Vergleich zur Herbstumfrage nur eine minimale Verbesserung.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dagegen sieht jedes dritte Unternehmen pessimistisch in die Zukunft, was gegenüber dem Herbst eine sehr deutliche Verschlechterung bedeutet: Da war es nur in etwa jedes vierte. Eine eher düstere Zukunft sehen wiederum der Handel, aber auch die Dienstleistungswirtschaft. Dagegen ist die Industrie zuversichtlicher als zuletzt.

Für Eva Babatz ist eines klar: „Wir hatten zehn echt fette Jahre. Die sind jetzt vorbei.“

KStA abonnieren