Corona-Krise bei AutozulieferernKein Ende der Kurzarbeit

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Die Ausnahme: Tenneco, vormals Federal-Mogul, will die Kurzarbeit im August und September unterbrechen.

Die Ausnahme: Tenneco, vormals Federal-Mogul, will die Kurzarbeit im August und September unterbrechen.

  • Wenn Corona auf eine Strukturkrise trifft, wirkt das Virus als „Brandbeschleuniger“.
  • Wolfgang Rasten von der IG Metall empfängt von den Autozulieferern noch keine Signale, dass es besser wird.
  • Man müsse davon ausgehen, dass die meisten Unternehmen bis Ende des Jahres in Kurzarbeit bleiben. Tenneco ist die Ausnahme – für die nächsten zwei Monate.

Leverkusen – Die Ansage galt zunächst bis zum 31. Juli: So lange wollten die großen Autozulieferer mit dem Vehikel Kurzarbeit die Corona-Krise überstehen. Einen Tag vor diesem Datum herrscht Ernüchterung: Das Metallwerk Biebighäuser in der Fixheide kann nicht zum normalen Geschäft zurückkehren, das gleiche gilt für SKF in Opladen und Adient in Burscheid. „Dort wird die Kurzarbeit verlängert, die Firmen sind weiter im Krisenmodus“, sagt Wolfgang Rasten, noch bis Monatsende Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall im Bezirk Köln/Leverkusen.

Dass er sich gerade jetzt in den Ruhestand verabschiedet, geht dem Gewerkschafter ziemlich gegen den Strich. Denn aus seiner Sicht ist die Corona-Zeit die tiefgreifendste Krise seit langem. Kein Vergleich mit 2008 und 2009, den Jahren also, die zuletzt als das Maß der Dinge galten – und wegen der internationalen Dimension als Vergleich herangezogen werden.

Wolfgang Rasten, IG Metall

Wolfgang Rasten, IG Metall

Damals gab es allerdings bei weitem weniger Kurzarbeit. Und die Absatzkrise in der Autoindustrie wurde mit der Abwrackprämie gemildert. Was unterm Strich auch den Zulieferern in der Region zugute kam. 2020 ist aber das Jahr, „in dem Corona noch zur Strukturkrise hinzu kommt“, analysiert Rasten. Doch wirkten die Folgen der Pandemie-Bekämpfung gerade „wie ein Brandbeschleuniger“.

Fahren auf Sicht

Es sei überhaupt nicht absehbar, wann sich der Geschäftsgang bei Adient und Co. normalisiere. „Es wird auf Sicht gefahren, von Monat zu Monat entschieden“, melden Rasten die Betriebsräte. Dazu gehört auch eine Ausnahme von der Regel: Tenneco in Burscheid „fährt im August und September die Produktion wieder hoch“, heißt es. Der Kolbenring-Produzent, bekannter unter dem Gründer- und Markennamen Goetze, wagt allerdings auch nur Prognosen über ein paar Wochen. Wie es im Oktober bei einem der größten Arbeitgeber Burscheids weitergeht, ist offen.

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Für Gewerkschafter Rasten deutet sich jetzt schon an, dass „die Brücke Kurzarbeit nicht lang genug ist“. Zwölf Monate können Unternehmen die Arbeitszeit herunterfahren und die Löhne von der Arbeitsagentur bezahlen lassen. Geht es danach nicht besser, muss über Jobabbau und Sozialpläne verhandelt werden. Ganz schlecht aus Sicht der Betriebsräte. Wolfgang Rasten wünscht sich deshalb noch eine Parallele zur vorigen Krise: Damals waren zwei Jahre Kurzarbeit erlaubt.

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