AmphibienwanderungFreiwillige im Lennefetal retten die Tiere teils unter Lebensgefahr

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Krötenwanderung (Symbolbild). 

Lindlar – An zwei Standorten waren freiwillige Helfer und Helferinnen Ende im Frühjahr unterwegs und haben die Amphibienzäune instand gesetzt – kurz bevor in Lindlar-Quabach und Overath-Halfenslennefe die Amphibienwanderung zu den Laichgebieten einsetzte.

Die Zäune stehen entlang der Bundesstraße 229 und der Landesstraße 284, dahinter wurde Gestrüpp weggeschnitten und Müll weggeräumt. Beschädigungen in den aus witterungsfester Folie bestehenden Zäunen, die den Tieren als Schlupflöcher dienen könnten, wurden wieder verschlossen. „Das machen wir jedes Jahr, bevor die Laichzeit beginnt“, erklärt Naturschützer Torsten Schmiemann.

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Helfer der Aphibienwacht Lindlar. 

Die Zäune fungieren als Hindernisse. Frösche und Co. wandern an ihnen entlang, um sie zu umgehen – dabei fallen sie in sogenannte Fangeimer, die in unregelmäßigen Abständen ebenerdig eingegraben und mit einem „Sammelstellen“-Schild gekennzeichnet sind. „Wir holen die Tiere aus den Eimern heraus und bringen sie sicher über die Straße“, erklärt Schiemann.

Tiere werden über die Straße getragen

Ohne diese Zäune würden die Tiere ohne Schutz einfach über die Straße wandern. „In diesem Jahr waren die Tiere schon sehr früh unterwegs. Als wir Ende Februar kamen, haben wir schon einige der Amphibien vorgefunden“, so der Naturschützer.

Die Hauptzeit sei aber eigentlich März und April – da seien die meisten Tiere unterwegs. Frösche gehören dazu, auch Kröten und Molche. „Sogar Feuersalamander sammeln wir ein“, erklärt Schmiemann.

In Halfenslennefe sehe man die Salamander häufiger. Aber auch in Quabach seien sie vereinzelt gesichtet worden.

Die Amphibien ziehen stets in der Dämmerung los. „Vorausgesetzt, es ist wärmer als sechs Grad, es ist nicht zu windig und es ist nicht zu trocken“, sagt Torsten Schiemann. Zu zweit machen sich die ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen am späteren Abend oder früh am Morgen dann zu den Amphibienzäunen auf.

Amphibienwacht in Lindlar

2500 Amphibien queren Straßen

2500 Tiere überqueren nach Schätzungen aus den Vorjahren, die auf den vorangegangenen Zählungen basieren an dieser Stelle in Lindlar die Straße. Vor mehr als zehn Jahren wurden hier noch rund 4000 Tiere gezählt.

Seit 1967 findet sich die Gruppe Freiwilliger vor allem aus Reihen des Naturschutzbundes Nabu in Lindlar jedes Jahr zusammen, um Amphibien zu retten. Amphibienwacht nennen sie sich und suchen Helfer.

Helfer gesucht

Wer helfen will, kann jederzeit mitmachen, gerade im März und April werden Freiwillige gesucht. Ein bis zwei Mal pro Woche helfen die Freiwilligen, immer an festen Einsatzstellen und in Begleitung von erfahrenen Helferinnen und Helfern. Das Mindestalter ist 15 Jahre.

Kontakt zu Torsten Schmiemann unter Telefon 0152/53474719, zu Marlene Esser unter 02266/2357.  

Neben der Rettung stehe die Zählung der heimischen Amphibien im Fokus. Sie gibt einen Überblick über die Population vor Ort. „Die Daten werden an die bundesweite Schutzdatenbank der Nabu weitergegeben“, erklärt Schmiemann.

Das Überqueren der Straßen in der Dunkelheit ist aber für die Ehrenamtler nicht ungefährlich, trotz Warnwesten und Taschenlampen. An der L 284 in Quabach ist seit 2021 während der Laichzeit Tempo 50 entlang der Amphibienzäune angeordnet, der Landesbetrieb Straßenbau NRW (Straßen NRW) hängte Schilder auf. „Die mobilen Schilder wurden aber leider zum Teil entwendet“, bedauert Marlene Esser vom Helferteam.

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Dieses Jahr sagte Straßen NRW festinstallierte Klappschilder zu, die die Autofahrer und Autofahrerinnen für die Laichzeit auf Tempo 50 bremsen lässt. So etwas wünscht sich Schmiemann auch für Halfenslennefe. An der Landstraße gilt entlang der Zäune Tempo 70 – wenn man Richtung Lindlar fährt.

In entgegengesetzter Richtung ist auf dem Straßenabschnitt sogar Tempo 100 erlaubt. Tempo 70 „endet Richtung Obersteeg bereits kurz vor den Amphibienzäunen. Es ist paradox“, sagt Schmiemann. Er wäre schon froh, wenn für beide Fahrtrichtungen gleichermaßen Tempo 70 gelten würde. „Noch besser wäre natürlich eine befristete Begrenzung auf 50 Stundenkilometer wie in Quabach.“

Derzeit bleibt es in Halfenslennefe aber noch bei den ausklappbaren Dreieckswarnschildern mit dem Konterfei eines Froschs und den Warnlichtern der Naturschützer, die die Autofahrer zur erhöhten Vorsicht aufrufen.

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