Konzept in BergneustadtBürgermeister bittet Übeltäter ins Rathaus

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Mit Kontrollen und Angeboten will die Stadt die Missstände angehen.

Mit Kontrollen und Angeboten will die Stadt die Missstände angehen.

Bergneustadt – Mit einem umfassenden Konzept aus Abwehr und Ansprache will Bergneustadts Bürgermeister Matthias Thul für mehr Sicherheit und Ordnung im Stadtgebiet sorgen. Anlass sind Bürgerbeschwerden, die über Vermüllung, Vandalismus, Drogengeschäfte und Bedrohungen berichten. Verantwortlich sind zumeist Jugendliche, die sich zum Beispiel auf dem Alleenradweg, in der Innenstadt, hinter dem Krawinkelsaal oder auf einem Spielplatz in Wiedenest treffen.

Zugleich verwahrte sich Thul diese Woche in der Ratssitzung gegen Vorwürfe in den sozialen Medien, wonach die Stadtverwaltung die Augen vor den Missständen verschließe und untätig sei. „Zu behaupten, das Ordnungsamt habe Angst einzuschreiten, ist völlig abstrus.“ Die Personalien der Übeltäter seien bekannt, die Polizei mit den Vorfällen befasst. Nicht gegen alle Verursacher werde man juristisch vorgehen können, da ein Teil von ihnen jünger als 14 Jahre und noch nicht strafmündig sei.

„Der Vorwurf, wir hätten Angst, ist abstrus“

„Jung waren wir alle mal, haben Blödsinn gemacht, auch mal Alkohol getrunken und Drogen probiert.“ – Aus den meisten, die damals über die Stränge schlugen, seien fürsorgliche Familienväter geworden – „vereinzelt sogar Bürgermeister“, sagte Thul. Er will die Jugendlichen jetzt einzeln zum Gespräch ins Rathaus bitten – mit ihren Eltern, den städtischen Streetworker und Sozialarbeitern unter anderem vom Verein Kinder, Kunst und Kultur und der Hackenberger Begegnungsstätte.

Nächste Woche soll zudem eine Videokonferenz mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst des Kreises, dem dortigen Jugendamt und der Jugendgerichtshilfe stattfinden. Ziel ist, die jungen Leute mehr als bislang an die Bergneustädter Gesellschaft zu binden und ihnen Angebote der Freizeitgestaltung zu machen. Letzteres wird durch die Pandemie gerade allerdings zusätzlich erschwert. Parallel dazu arbeite man in der Verwaltung daran, die Finanzierung eines Wachdiensts zu ermöglichen, berichtete der Bürgermeister.

Überlegungen im Stadtrat vorgestellt

Thul nutzte einen Antrag der UWG-Fraktion, seine Überlegungen dem Stadtrat vorzustellen. Vieles laufe im Hintergrund bereits. UWG-Sprecher Jens-Holger Pütz hatte schnellstens ein Konzepte für die städtischen Brennpunkte gefordert. Es könne nicht sein, dass Bürger sich nicht mehr dorthin trauten, weil sie von jungen Leuten mit Migrationshintergrund, aber auch von deutschen Jugendlichen teils massiv bedroht oder beleidigt würden.

Sprecher der anderen Fraktion begrüßten Thuls Aktivitäten als „genau den richtigen Weg“ (Wolfgang Lenz, FDP). Zugleich kritisierten sie Pütz’ Tonfall, der Jugendliche insgesamt und die mit Migrationshintergrund besonders herabsetze. Es seien schließlich alles Bergneustädter Jugendliche. Sein Vorschlag, Ratsmitglieder mögen sich abends treffen, um die Jugendliche an den Brennpunkten anzusprechen, fand keinen Zuspruch.

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Man brauche keine Bürgerwehr, hieß es. Für die SPD-Fraktion erneuerte ihr Vorsitzender Daniel Grütz angesichts der in der Kriminalstatistik stark gestiegenen Zahl von Sachbeschädigungen im Stadtgebiet die Forderung nach höherer Polizeipräsenz und einer eigenen Polizeiwache im Stadtzentrum. Zugleich brauche man dringend eine präventive Jugendarbeit.

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