BarrierefreiheitArbeiten am Bergneustädter Brückenschlag sollen im Herbst beginnen

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Skizze des Treppen-Projektes Brückenschlag zur Verbindung der Innenstadt und der Altstadt in Bergneustadt

Sieben Treppenabsätze bis zur Plattform: So sieht der aktuelle Entwurf der Treppenanlage am Schmittenloch in Bergneustadt aus.

Am Montag hat der Bergneustädter Bauausschuss für das Leuchtturmprojekt in der Innenstadt gestimmt. Manche Politiker wegen der Kosten aber mit Bauchschmerzen. 

Die Zweiteilung der Bergneustädter City fiel schon immer auf und wird durch die jüngsten Modernisierungen rund um die Neue Mitte noch einmal mehr betont: Oben auf dem Hügel die Altstadt mit Zwiebelkirchturm und Kulisse für Gastronomie und Kultur, aber auch Kopfsteinpflaster, engen Gassen und wenig Parkraum. Im Tal dagegen der Einzelhandel, schicke Neubauten, Stellplätze und eine gute Anbindung in alle Himmelsrichtungen – aber eben auch deutlich weniger Charme.

Bergneustädter Bauausschuss gibt grünes Licht für die Ausschreibungen

Eine Verbindung zwischen beiden Arealen müsste her – und genau die wird nun kommen. Am Montagabend hat der Bau- und Planungsausschuss des Stadtrates grünes Licht für die Ausschreibung der Arbeiten am sogenannten „Brückschlag“ gegeben. Hinter dem Projekt mit bezeichnendem Namen verbirgt sich eine rund 90 Meter lange Treppenverbindung, die am sogenannten Schmittenloch, also nahe dem Kreisverkehr Neue Mitte, aus der Innenstadt hinauf in die Altstadt führt.

Dabei haben die Planer, das Wiehler Architekturbüro Bonfanti, Wert auf eine möglichst barrierearme Gestaltung gelegt. Denn der Brückenschlag gilt als der Leuchtturm des von Land und Bund geförderten Innenstadtumbaus, in dessen Zentrum das möglichst hindernisfreie Erreichen der Altstadt steht. Gänzlich frei von Stufen ist der Höhenunterschied allerdings nicht zu überbrücken.

Ein sehr teures Projekt. Für das gleiche Geld könnten wir 28 Jahre lang täglich zehn Personen in die Altstadt fahren.
Detlef Kämmerer (SPD), Vorsitzender des Bergneustädter Bauausschusses

Über sieben Treppenabsätze mit insgesamt 119 Stufen geht es bergauf. Zuerst noch in den Hang gebaut, wird die Treppe im oberen Teil schwebend auf Stahlstützen konstruiert. Am linken Handlauf wird ein Lift installiert, zum Beispiel für Rollstühle, Kinderwagen oder auch Fahrräder. Nach dem letzten Absatz erreicht man auf ebenem Untergrund eine Plattform mit sieben Metern Durchmesser und Sitzbänken, die zwischen dem Heimatmuseum und der Villa Krawinkel nach Süden verschwenkt ist. Auch die restliche Strecke bis zur Wallstraße kann eben zurückgelegt werden.

Der Zeitplan sieht vor, dass bis zum Spätsommer Unternehmen für die Erdarbeiten, den Stahl- und Betonbau sowie den Lift gefunden werden und ab September dieses Jahres gebaut wird. Im Sommer 2025 könnte die Treppe eröffnet werden, zum Stadtjubiläum 2026 soll das Bauwerk in jedem Fall stehen. Die aktuelle Schätzung der Planer veranschlagt 850 000 Euro für den Bergneustädter Brückenschlag.

Bergneustädter Stadtkasse trägt 20 Prozent der Kosten

80 Prozent fließen aus der von Bund und Land finanzierten Städtebauförderung, damit verbleibt indes ein Anteil von rund 170 000 Euro zulasten der Stadtkasse – und genau der sorgte am Montag noch einmal für Gesprächsbedarf der Politik. So sprach der Ausschussvorsitzende Detlef Kämmerer (SPD) von „Bauchschmerzen“ beim Thema Brückenschlag und machte eine eigene Rechnung auf. „Ein sehr teures Projekt. Für das gleiche Geld könnten wir 28 Jahre lang täglich zehn Personen in die Altstadt fahren.“

Andererseits sei die Verbindung von Alt- und Innenstadt alternativlos, denn ohne sie wären viele andere Projekte des Innenstadtumbaus nicht gefördert worden und allein mit städtischem Geld nicht realisierbar gewesen. Für die FDP warb Wolfgang Lenz darum, dem Brückenschlag-Projekt mutig zu begegnen. „Für die Stadt Bergneustadt ist das eigene gute Sache.“ Reinhard Schulte (CDU) wiederum verglich die gesamte City-Erneuerung mit einem Eisbecher, auf dem der Brückenschlag die Kirsche sei, die die Altstadt gehörig aufhübsche. „Die Kirsche gehört einfach dazu.“

Die UWG blieb bei der Abstimmung im Bau- und Planungsausschuss bei ihrer Ablehnung. Jens-Holger Pütz brachte als Alternative einen Kleinbus ins Gespräch, der Menschen aus der Innenstadt auf den Hügel und zurück transportieren könnte und unter dem Strich jedenfalls deutlich billiger sei. Zudem befürchte er früher oder später Vandalismus am neuen Brückenschlag, sagte Pütz. Um diese Schäden wieder zu reparieren, werde dann allerdings kein Fördergeld mehr zur Verfügung stehen, auf den Kosten bleibe die Stadt dann alleine sitzen.

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