KultkneipeIm Bergneustädter Jägerhof sollen Ehrenamtler an den Zapfhahn

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen ist ein Mann am Zapfhahn einer Gastwirtschaft.

Seit 1982 ist Heinz Jaeger Gastwirt des Jägerhofs. Im Februar ist Schluss, danach beginnt der Umbau der Kultkneipe.

Im Bergneustädter Jägerhof steht ein großer Umbau an. Um Stammgäste nicht zu verlieren, soll trotzdem weiter gezapft werden. 

In der bislang weit mehr als 200 Jahre alten Chronik der Gaststätte Jägerhof hat der Donnerstag dieser Woche tatsächlich das Zeug zum Meilenstein. Am Donnerstagabend wollen Bürgerinnen und Bürger ab 19 Uhr in der Kultkneipe an der Hauptstraße beraten, ob und wie der dortige Thekenbetrieb künftig aufrechterhalten werden kann. Für die Bergneustädter geht es um das „Wohnzimmer in der Altstadt“ – und für das liegt nun der Plan eines ehrenamtlichen Thekenteams auf dem Tisch.

Doch der Reihe nach: Ende Dezember ist der Kaufvertrag zwischen Gastwirt Heinz Jaeger und der Stadt beurkundet worden. Die Kommune Bergneustadt ist nun Eigentümerin des urigen Gebäudekomplexes. Allein das ist schon bemerkenswert, schließlich ließen Jaeger und seine Vorfahren seit dem Jahr 1910 den Zapfhahn laufen. Der Plan sieht nun vor, dass die Stadt den Jägerhof langfristig an die 2020 gegründete Jägerhof-Genossenschaft verpachtet.

Gastwirt Heinz Jaeger will sich am Freitagabend, 3. Februar, 19 Uhr, mit einer Party unter dem Motto „Letzter Vorhang“ offiziell verabschieden – offene Getränkeflaschen sollen geleert werden, zudem stellt Jaeger einen Flohmarkt mit Kneipen-Schätzchen auf die Beine (siehe auch unten). 

Im März rücken die Handwerker im Jägerhof an

Bereits Anfang März sollen dann die Handwerker das Zepter übernehmen, erklärt Bergneustadts Bürgermeister Matthias Thul den Zeitplan. Auf deren Auftragsliste ganz oben stehe die Neuordnung der Elektrik – im gesamten Bauwerk werde man deshalb zunächst die alten Stromkabel ziehen. Die Folge: Durch die Sanierung des Jägerhofsaals falle zumindest vorübergehend eine für das kulturelle Leben der Stadt wichtige Bühne weg, wie Dieter Rath, Sprecher der Jägerhof-Genossenschaft, betont.

Aber auch der Kneipenbereich im Erdgeschoss des Vorderhauses – der seit Jahrzehnten beliebte Altstadt-Treffpunkt – soll runderneuert werden. So schön die Aussicht auf eine aufgehübschte Gastronomie auch ist, so groß ist indes auch die Sorge die manchen Genossen derzeit umtreibt. „Wenn die Gäste einmal weg sind, holt man sie nur sehr schwer zurück“, bringt es Rath auf den Punkt. Für Donnerstagabend ist deshalb eine erste und offene Sammlung von Ideen geplant, wie Umbau und Ausschank parallel laufen könnten. Auch Menschen, die nicht Mitglied der Jägerhof-Genossenschaft sind, seien dazu willkommen, betont Dieter Rath.

Wenn die Gäste einmal weg sind, holt man sie nur schwer zurück.
Dieter Rath, Sprecher der Jägerhof-Genossenschaft

Eine Alternative wäre die vorzeitige Übernahme durch einen Pächter, der später auch den umgebauten Jägerhof führen würde. Auch der Name von Heinz Jaeger fällt immer wieder. Im Gespräch mit dieser Zeitung stellt der 74-Jährige allerdings klar, dass das Kapitel Jägerhof für ihn abgeschlossen sei, er zur Einarbeitung der Nachfolger aber natürlich bereit sei.

Favorit ist die Übernahme des Thekenbetriebs durch Ehrenamtler

Die unter den Genossen derzeit wahrscheinlichste Option orientiert sich am Modell der Dorfkneipe in Gummersbach-Hülsenbusch, dort stehen Mitglieder der Dorfgemeinschaft selbst am Hahn, ein ähnliches Modell ist für das frühere Café Kremer in Waldbröl geplant. Einen Hauptorganisator mit Schankerlaubnis und ein Team von ehrenamtlichen Wirten kann sich auch Bürgermeister Thul gut vorstellen. „Die Genossenschaft hat 250 Mitglieder, das müsste sie stemmen können.“

Ähnlich sieht es Dieter Rath. Morgen Abend solle zudem über Öffnungszeiten, ein begrenztes Küchenangebot und die Zusammenarbeit mit Getränkelieferanten gesprochen werden. Besonders Stammgäste des Jägerhofs wolle man ins Boot holen.


Seit dem Jahr 1910 haben drei Generationen der Familie Jaeger einiges im Bergneustädter Jägerhof angesammelt – und das muss nun raus. „Praktisch gibt es aus jedem Jahrzehnt einige Schätzchen“, verrät Heinz Jaeger (74, Foto). Kannen und Gläser aus den Anfangsjahren etwa oder Sitzgelegenheiten aus den 1930er-Jahren. Komplett überblickt selbst Jaeger den Fundus noch nicht, beim Ausräumen kommen ihm praktisch täglich längst vergessene Gegenstände zwischen die Finger. „Ich bin selbst gespannt, was ich noch finde“, erklärt Jaeger mit einem Lachen.

Sicher ist dagegen: Gegenstände aus dem urigen Bestand können Interessierte zu Beginn von Jaegers Abschiedsparty am Freitag, 3. Februar, zwischen 19 und 21 Uhr, sowie am darauffolgenden Samstag, 4. Februar, ab 10 Uhr im Bergneustädter Jägerhof, Hauptstraße 47, genauer unter die Lupe nehmen und erstehen. (sfl)

KStA abonnieren