Offene GartenpforteChrista und Reiner Budde-Hielscher aus Bergneustadt zeigten ihr Anwesen

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Christa Budde-Hielscher zieht ihren eigenen Salat in einem Hochbeet.

Christa Budde-Hielscher zieht ihren eigenen Salat in einem Hochbeet.

Bei der „Offenen Gartenpforte“ gewährten Christa und Reiner Budde-Hielscher Einlass in ihr Paradies in Bergneustadt-Pernze.

„Unsere Hauptakteure sind die Tiere im Garten“, sagte Christa Budde-Hielscher am Samstag in der Bergneustädter Ortschaft Pernze bei der „Offenen Gartenpforte Rheinland“, an der sich am vergangenen Wochenende fünf Gartenbesitzer aus Oberberg in Bergneustadt, Gummersbach, Lindlar, Reichshof und Waldbröl beteiligt hatten. Damit meint sie keine großen Haustiere, sondern Insekten, Vögel, Reptilien und kleine Säugetiere.

Das etwa 1800 Quadratmeter große Areal rund um ihr Wohnhaus und das angrenzende Elternhaus ist in vielfältiger Weise naturnah gestaltet und flächendeckend bewachsen. Die Gärtnerin setzt dabei vor allem auf Bäume, Sträucher, Kräuter und unzählige Stauden. Gras gibt es dazwischen zwar auch, aber eher als von Blüten durchsetzte Wiese denn als Rasen.

Eine Ringelnatter bei ihrer Mittagsmahlzeit.

Eine Ringelnatter bei ihrer Mittagsmahlzeit.

Die Wege durch den grünen Dschungel hat sie im Handumdrehen gemäht, das Schnittgut wird getrocknet und dann an die Esel eines Bekannten verfüttert. Ihr Mann Reiner unterstützt sie bei der Arbeit mit zahlreichen handwerklichen Tätigkeiten und erläutert: „Gärtnerisch ist Wildnis zwar negativ besetzt, aber für die Vielfalt unerlässlich.“

„Mir ist wichtig, dass wir hier einen möglichst großen Artenreichtum haben, der den Tieren Nahrung und Versteckmöglichkeiten bietet“, erklärt Christa Budde-Hielscher. Für Schottergärten hat sie kein Verständnis: „Die machen zwar anfangs keine Arbeit, aber später wächst Unkraut umso besser darin.“ Diese „Beikräuter“ haben bei ihr keine Chance. Alles ist dicht bepflanzt über die gesamte Vegetationsperiode: „Davon habe ich höchstens ein Drittel gezielt selber gepflanzt – alles andere hat sich seinen Standort selbst gesucht.“

Mir ist wichtig, dass wir hier einen möglichst großen Artenreichtum haben, der den Tieren Nahrung und Versteckmöglichkeiten bietet.
Christa Budde-Hielscher

Sie zeigt auf eine Stelle unter der Kastanie, wo haufenweise „Ährige Teufelskralle“ wächst: „Die Blätter kommen in den Salat, und im Frühjahr hatten wir hier ein wunderschönes Krokusfeld.“ Unterhalb der Veranda sonnt sich eine kleine Ringelnatter auf den Blättern einer weißen Seerose im Gartenteich. Sie hat eine Insektenlarve aus dem Wasser gefischt und verspeist dort ihr Mittagsmahl.

Nicht weit davon ist ein Totholzstapel aufgeschichtet, der nicht nur Igeln und Käfern als Versteck dient, sondern auch Unken und Molchen, die außerhalb des Wassers überwintern. Neben mehreren bepflanzten Zinkwannen, die von zahlreichen Insekten angeflogen werden, steht eine Gartenbank und lädt zum Verweilen und Beobachten ein: „Ich möchte zeigen, dass auch auf kleinen Flächen Vielfalt entstehen kann – jeder Quadratmeter zählt.“

Ingeborg Hamann ist aus Overath gekommen, um sich die grüne Wildnis anzuschauen. Zuvor war sie im Naturgarten von Gabi und Carsten Ingwersen in der Waldbröler Ortschaft Wilkenroth. Vor zwei Jahren hat sie begonnen, ihren eigenen Garten von etwa 1000 Quadratmetern naturnah umzugestalten und ist erstaunt, mit wie wenig Aufwand das möglich ist: „Ich habe immer gedacht, dass mir Beruf und Kinder keine Zeit dafür lassen.“ Beeindruckt hat sie besonders der Kartoffelturm und die Beobachtung, wie gut Johannisbeeren im Halbschatten wachsen: „Es ist so wichtig, dass wir voneinander lernen.“


Tipps von der Gärtnerin

Die Lieblingspflanzen von Christa Budde-Hielscher sind die „Rote Lichtnelke“ („Weil die früh und lange blüht“) und der blau leuchtende Ehrenpreis. Auch die Margerite hat es ihr angetan: „Die blüht so schön und zeigt, dass die Wiese in Ordnung ist.“ Nicht leiden kann sie das „Behaarte Schaumkraut“, weil es stark aussamt, sowie das „Drüsige Springkraut“ und den „Japanischen Staudenknöterich“, die als invasive Arten das Gleichgewicht der heimischen Pflanzen stören, ebenso die Forsythie: „Der Strauch sieht zwar schön aus, bietet Insekten aber keinerlei Nahrung.“

In das urige Ambiente ist ein Wasserhahn integriert.

In das urige Ambiente ist ein Wasserhahn integriert.

Auch drei Tipps hat die Gärtnerin: 1. Im Frühjahr samendes Unkraut ausreißen, am besten bei Regen: „Ich hacke fast nie.“ 2. So dicht pflanzen wie möglich und die Pflanzen dann aussamen lassen: „Pflanzen, die sich ihren Platz selbst gesucht haben, wachsen viel besser.“ 3. Mutterboden abtragen und die freiliegende Schicht mit Sand auflockern, was den anspruchslosen Wildkräutern und -blumen optimale Bedingungen bietet: „Am besten nur zertifiziertes, mehrjähriges Saatgut verwenden.“

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