ComedyRené Steinberg testet neues Programm in Bergneustadt

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Der Kabarettist René Steinberg bei seinem Auftritt in Bergneustadt.

René Steinberger hält radikale „Spaßmaßnahmen“ für dringend erforderlich.

Bei drei Probeläufen vor Publikum hat René Steinberg sein Programm vervollkommnet. Die Reaktionen in Bergneustadt zeigen: Die Gags sind gut.

Dringend benötigte Spaßmaßnahmen – zu diesen hat am Freitagabend René Steinberg im Bergneustädter Schauspiel-Haus gegriffen. Wieder einmal hat sich der Comedian aus dem Ruhrgebiet vor seiner Tour hierher begeben, um dem genannten Programm vor der anstehenden Tour einen letzten Schliff zu geben.

Der Abend beginnt mit ein paar Aufwärmübungen für das noch ruhige Bergneustädter Publikum. Dazu summt er beispielsweise die ersten Takte von Pippi Langstrumpf, bevor das Publikum die Melodie dann weiterführt. So kommt langsam Leben in den Saal – man ist bereit für die radikaleren Spaßmaßnahmen, die Steinberg in seinem Programm verordnet.

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Diese werden in Deutschland aus seiner Sicht dringend benötigt, Goethes Faust ist dafür nur ein Omen: Faust sei trotz seiner Stellung als Akademikers schwermütig und ernst. Typisch deutsch, wie Steinberg unter lauten Lachern betont: „Hier ist selbst der Präsident des Kölner Karnevals ein Bestatter.“

Deshalb erklärt Steinberg an diesem Abend, wie Deutschland, angefangen in Bergneustadt, mehr Spaß gelingen kann. Wichtig sei vor allem ein Perspektivwechsel. Weniger Tristesse, mehr südamerikanische Lebensfreude. Steinberg macht es vor: Singend befiehlt er beispielsweise seinem Sohnemann, das Zimmer aufzuräumen. Auch für Stress im Büro oder beim Einkauf hat er gesungene Vorschläge parat – sehr zur Freude des Publikums.

Manche Pointe zündet in Bergneustadt nicht

Sein Humor aus dem Alltag kommt an, leichte technische Probleme oder Pointen, die nicht wie erhofft zünden, überspielt Steinberg vor einem dankbaren Publikum lässig. Die Interaktion mit dem Publikum gelingt bestens. Der Kabarettist rät in vielerlei Hinsicht zum Perspektivwechsel – so auch bei Ärger über Politik. Auch hier gelte: Mehr Spaß wagen!

Es folgt ein unterhaltsamer Ausflug zu Christian Lindner und Markus Söder, Karl Lauterbach wird treffend imitiert. Das sorgt ebenso für Lacher wie Steinbergs persönliches Schattenkabinett mit Außenminister Helge Schneider und Kanzler Udo Lindenberg. Eine Regierungserklärung, gesungen auf Lindenbergs Klassiker „Cello“ ist eine der gelungensten Pointen des Abends.

Im Schauspiel-Haus gibt es kaum ein Halten. Über das häufige Ärgernis der Politik hin zum Männerbild im Wandel und dem Gendern: René Steinberg lässt keinen wunden Punkt aus. Sein Humor allerdings ist versöhnlich, der Gemeinschaftsgedanke spricht durch die Pointen. Humor für Erwachsene, aber nicht altbacken, sondern quirlig.

Um die guten Seiten des Sprachwandels zu betonen, rezitiert Steinberg beispielsweise bekannte Passagen aus Goethes Faust und schließt damit den Kreis zur ersten Hälfte.

Das Publikum sorgt auf Aufforderung für eine Geräuschkulisse, vervollständigt Zitate und singt lachend die Partysongs mit, mit denen Steinberg die Geschichte ausschmückt. René Steinberg schließt passend: „Am Ende der Geschichte stehen Liebe und unverhohlene Freude.“ Ein treffender Schlusssatz, sowohl für den neuen Faust als auch für diesen gelungenen Abend.

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