Fünf Wochen zu frühTabea Kaulisch bekam im Holland-Urlaub ihr Baby

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Wenn zweie eine Reise tun – kommen manchmal drei zurück: Tabea und Kay Kaulisch mit Sohnemann Eric (inzwischen ein Jahr alt).

Wenn zweie eine Reise tun – kommen manchmal drei zurück: Tabea und Kay Kaulisch mit Sohnemann Eric (inzwischen ein Jahr alt).

  • Fünf Wochen zu früh bekam Tabea Kaulisch die Wehen – auf einem Campingplatz in den Niederlanden
  • Dann musste alles ganz schnell gehen, aber die Telefonverbindung zur Hebamme war schlecht
  • Im Januar erwartet die Familie ihr zweites Baby

Dieringhausen – Dass ihre Fruchtblase geplatzt ist, bemerkt Tabea Kaulisch am frühen Morgen um 5.20 Uhr – im Wohnmobil, auf dem Campingplatz, in Holland. Eine vorbereitete Kliniktasche haben sie und Ehemann Kay nicht mit in den Urlaub genommen. Warum auch? Der errechnete Geburtstermin ist ja erst in fünfeinhalb Wochen. Der kleine Mann, der sich an diesem Morgen früher als geplant ankündigt, wird diese Ferien ordentlich durcheinanderwirbeln.

Seit fünf Jahren fährt das junge Dieringhauser Ehepaar jedes Jahr an die Küste nach Renesse. Auch im Juni 2018 soll es nicht anders sein, obwohl Tabea (23) in der 35. Woche schwanger ist. Es war ihr Wunsch, vor der Ankunft des allerersten Babys noch mal fünf Tage Seeluft zu schnuppern. Kay (29) weiß: Einer schwangeren Frau darf man keinen Wunsch abschlagen. Zumal die Ärztin keine Bedenken hat. Es ist ja noch Zeit bis zur Geburt.

Zurück nach Deutschland kam nicht in Frage

Am zweiten Juni-Tag kommt das Paar mit seinem alten grünen VW-Wohnwagen auf dem Campingplatz „Zeeuwse Kust“ an – und Tabea und Kay Kaulisch genießen die Seeküste. Am nächsten Tag frühstücken sie gemütlich, spazieren über den Strand von Renesse, grillen abends. Und gehen ins Bett. Ein untrügliches Gefühl beendet die Nacht. Tabea weckt ihren Mann: „Schatz, die Fruchtblase ist geplatzt.“ Die Männerantwort: „Warum meinst Du das?“ Die werdende Mutter energischer: „Glaub’ mir, ich weiß es!“ Und Kay Kaulisch ist plötzlich hellwach, springt aus dem Bett, läuft auf und ab. Tabea ruft ihre Hebamme in Morsbach an, die Frauen beratschlagen sich. Zurück nach Deutschland ? Kommt nicht infrage. Allein rechtzeitig bis zur Grenze zu kommen scheint unmöglich.

Während Kay also zur Rezeption des Campingplatzes läuft, um Hilfe zu holen, ruft Tabea mit dem Handy die Nummer eines Krankenhauses in der Nähe an. Sie wird mit der gynäkologischen Abteilung verbunden, die Frau am Telefon sagt ihr immer wieder auf Englisch, sie solle nach „Chosch“ kommen. In diesem Moment versteht die aufgeregte Dieringhauserin nicht, dass die Klinikmitarbeiterin den Ort Goes meint. Egal. Denn die Leitung bricht ohnehin ab – Tabea hört plötzlich nur noch ein Tuten.

„Ich werde Vater“

Kay, der an der Rezeption niemanden angetroffen hat, reicht es nun. Er wählt den Notruf. Keine zehn Minuten später biegt der Rettungswagen mit Blaulicht auf dem Campingplatz ein. Die Sanitäter laden Tabea und Kay ein und eilen Richtung Krankenhaus. Auf der Hälfte der halbstündigen Fahrt nach Goes setzen die Wehen ein. Es ist kurz nach 7 Uhr, als der Nottransport die Klinik erreicht.

Kay schickt noch schnell eine SMS an seine Eltern: „Ich werde Vater“. Keine halbe Stunde später sind die werdenden Großeltern Sonja und Stefan Kaulisch mit ihrem Camper von Oberberg auf dem Weg in Richtung Holland. Im Krankenhaus wird Tabea von der niederländischen Hebamme begrüßt, mit der sie telefoniert hat. Nachdem die Leitung zusammengebrochen war, hat die sich große Sorgen gemacht. Gerade wechselt die Schicht im Krankenhaus, den werdenden Eltern steht plötzlich eine deutsche Ärztin zur Seite. Der kleine Eric kommt am 4. Juni 2018 um 10.15 Uhr per Kaiserschnitt zur Welt. Knapp sechs Wochen zu früh, aber dafür sehr fit. Er ist 42 Zentimeter groß und 2285 Gramm schwer – und hat überglückliche Eltern.

Der kleine Eric ist zwar auf niederländischem Gebiet zur Welt gekommen – Niederländer ist er aber nicht.

Der kleine Eric ist zwar auf niederländischem Gebiet zur Welt gekommen – Niederländer ist er aber nicht.

Zweites Baby kommt im Januar

Vater Kay meldet seinen Sohn am nächsten Tag auf dem Standesamt von Goes an. Obwohl er in den Niederlanden geboren ist, ist Eric übrigens kein Holländer. Bis er mit seinen Eltern nach Deutschland aufbrechen kann, vergehen noch 13 Tage. Die Wohnmobile von den frisch gebackenen Eltern und Großeltern stehen derweil auf dem Krankenhaus-Parkplatz. Kays Chef bei Sabo hat Verständnis für den neuen Papa und verlängert dessen Urlaub. Eric bekommt viel Besuch, Tabeas Eltern und Geschwister reisen ebenfalls nach Holland.

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Erst vor wenigen Wochen hat Eric seinen ersten Geburtstag gefeiert. Er ist ein fröhlicher Kerl, lacht viel, treibt Schabernack. Und er wird bald ein Geschwisterchen bekommen. Tabea und Kay Kaulisch erwarten ihr zweites Kind Mitte Januar – dieser Termin wurde zumindest errechnet. Eines wissen die Dieringhauser schon: In den Urlaub fahren, werden sie in den Wochen davor garantiert nicht.

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