Ein KennenlernenOberbergs erste Bürgermeisterinnen Larissa Weber und Anne Loth

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Zwei Bürgermeisterinnen: Larissa Weber und Anne Loth im Gespräch und beim Spaziergang durch die Kreisstadt.

Zwei Bürgermeisterinnen: Larissa Weber und Anne Loth im Gespräch und beim Spaziergang durch die Kreisstadt.

Gummersbach/ Waldbröl/ Wipperfürth – Ein kurzes Hallo, ein Spaziergang durch die Gummerbacher Innenstadt. Kennen sie sich? „Nein, wir haben in den vergangenen Tagen nur viel voneinander gehört.“ Denn schließlich liegen die beiden Städte, in denen Larissa Weber und Anne Loth am vergangenen Sonntag ihren gemeinsamen historischen Erfolg gefeiert haben, gar nicht so nah beieinander: Wipperfürth, die älteste Stadt im Bergischen, und Waldbröl, die alte Kreisstadt im damals gleichnamigen Kreis, trennen laut Routenplaner immerhin fast 40 Kilometer auf dem denkbar kürzesten Weg.

Wir haben die beiden zusammengebracht – ziemlich genau in der Mitte, in der Kreisstadt Gummersbach. Denn schließlich haben sie jetzt eines gemeinsam: Seit Sonntag gibt es in beiden Städten erstmals eine hauptamtliche Bürgermeisterin.

Ist das etwas Besonderes? Larissa Weber runzelt die Stirn: „Ja, leider immer noch.“ Natürlich gebe es im Moment eine Oberbürgermeisterin in Köln – aber viel mehr auch nicht. Dabei hätten beide nichts lieber, als wenn es nichts Besonderes wäre. „Dass das Frauenthema nach der Wahl so aufkommt, das hat mich schon überrascht“, sagt Anne Loth. Und die Fragen danach, was denn jetzt anders werde – mit einer Frau an der Spitze im Wipperfürther Rathaus? „Die haben mich eher verstört. Was soll denn anders sein?“

Spaziergang durch die Kreisstadt

Weber (41) nickt – und schmunzelt. Sie habe da diese Geschichte gehört von einem jungen Mann, der in Baden-Württemberg Bürgermeister geworden ist: „Als er dann sagte, die Sitzungen im Rathaus müssten kürzer werden, denn er wolle auf jeden Fall noch seine Kinder noch ins Bett bringen, wurde er bejubelt.“ Wenn sie das in Waldbröl machen würde, meint Weber, „dann sagen alle: Siehst Du, ich haben es doch gewusst!“

Auch schon während des Wahlkampfes, so die Mutter von zwei Kindern, hätten sie die Fragen danach, wie sie das mit der Familie vereinbaren könne, gestört. Aber sie kannte das: Schließlich war sie schon 2014 in Waldbröl angetreten. „Damals gab es dieselben Fragen.“

Zwei Bürgermeisterinnen: Larissa Weber und Anne Loth im Gespräch und beim Spaziergang durch die Kreisstadt.

Zwei Bürgermeisterinnen: Larissa Weber und Anne Loth im Gespräch und beim Spaziergang durch die Kreisstadt.

Für Anne Loth (48) hingegen ist das alles Neuland. Die bisherige Geschäftsführerin der Ökumenischen Initiative und Mutter von vier Kindern, die sich als Einzelbewerberin mit Unterstützung von CDU und SPD im ersten Wahlgang mit 59,6 Prozent durchsetzte, muss sich erst noch Abläufe Politik und Verwaltung gewöhnen.

Oder auch nicht: „Gerade als jemand der von außen kommt: Wenn ich den Satz höre, dass man das schon immer so gemacht habe, könnte ich aus der Haut fahren“, sagt sie lachend. Weber kennt den Betrieb schon: Seit 24 Jahren arbeitet sie in der Verwaltung. Bevor sie jetzt Bürgermeisterin wird, arbeitet sie als Leiterin des Ordnungsamtes in der Gemeinde Reichshof. Nach der achtbaren Wahlniederlage vor sechs Jahre, als sie es gegen Amtsinhaber Peter Koester (CDU) fast in die Stichwahl geschafft hätte, engagierte sich weiter in der Politik – als Sachkundige Bürgerin, so wohl für die SPD als auch für die FDP.

Zwei Bürgermeisterinnen: Larissa Weber und Anne Loth im Gespräch und beim Spaziergang durch die Kreisstadt.

Zwei Bürgermeisterinnen: Larissa Weber und Anne Loth im Gespräch und beim Spaziergang durch die Kreisstadt.

Parteilos blieb Weber dennoch. Ein Grund: „Mir gefällt es nicht, wenn – so wie ich es in Waldbröl oft beobachten konnte – Anträge nur abgelehnt werden, wenn sie von den anderen kommen.“ Ihr gehe es um die Sache – und um eine parteiübergreifende Zusammenarbeit.

Die könnte Larissa Weber auch noch dringend brauchen: Dieselben Waldbröler, die sie mit fast 65 Prozent zur Bürgermeisterin gewählt haben, sorgten für einen schwer durchschaubaren Rat. 15 von 17 Direktmandaten gingen an die traditionell starke CDU, die bisher traditionell auch den Bürgermeister stellte, mit 16 Sitzen sind sie auch weiterhin die mit Abstand stärkste Fraktion. Funktioniert das in den kommenden Jahren? Weber lächelt: „Das kriegen wir schon hin.“

Zwei Bürgermeisterinnen: Larissa Weber und Anne Loth im Gespräch und beim Spaziergang durch die Kreisstadt.

Zwei Bürgermeisterinnen: Larissa Weber und Anne Loth im Gespräch und beim Spaziergang durch die Kreisstadt.

Anne Loth hat es da einfacher: Auch sie ist parteilos, aber CDU und SPD, die sie unterstützten, sind zwar kleiner geworden, haben aber auch im neuen Rat immer noch 25 der 38 Sitze. Kein Grund für Loth, sich darauf auszuruhen. „Ich habe auch schon das Gespräch zu den anderen Fraktionen gesucht – von mir aus.“

Und in der Politik und in der Verwaltung wollen sie sich ohnehin weniger oft über „das Frauenthema“ unterhalten. Es geht im ihre Städte – beide mit einer Randlage im Oberbergischen – um eine bessere Verkehrsanbindung, aber auch um mehr Selbstbewusstsein. Und um mehr interkommunale Zusammenarbeit – im Falle Waldbröls auch über die Kreisgrenze in Richtung Süden. Nicht unbedingt zwischen Waldbröl und Wipperfürth, trotzdem: Auf dem Steinmüllergelände mitten im Kreis lernen sich Weber und Loth kennen, fragen sich aus und tauschen Telefonnummern aus.

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Am Ende kommt es sogarzu einer weiteren ersten Begegnung: Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein läuft den künftigen Kolleginnen über den Weg und nutzt die Gelegenheit zur persönlichen Gratulation. Man wird sich wiedersehen.

Spätestens in der nächsten „Bürgermeisterrunde“ – zu der jetzt auch zwei Bürgermeisterinnen gehören. „Die Einladung dazu habe ich schon bekommen – mit dem Glückwunsch zum Wahlsieg“, erzählt Weber. „Ich auch – genau so“, sagt Loth. Beide schmunzeln.

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