Björn Rolfs betreibt den Campingplatz an der Aggertalsperre und erlebt dort einen Alltag zwischen Stress und Lagerfeuermomenten.
CampingplatzBjörn Rolfs arbeitet in Gummersbach dort, wo andere Urlaub machen

Ob beim Rasenmähen, am Bootssteg oder beim Reparieren: Björn Rolfs ist seit fast fünf Jahren auf seinem Campingplatz an der Aggertalsperre permanent im Einsatz.
Copyright: Dennis Börsch
Ein bisschen wie ein Dauereinsatz im Notfall-Modus – so fühlt sich der Tag mit Björn Rolfs an. Er ist Betreiber des Campingplatzes an der Aggertalsperre und für so ziemlich alles verantwortlich, was dort passiert. Als wir ihn treffen, ist er längst mittendrin im Geschehen. Zwischen Müllsäcken, Bootsverleih und Restaurantplanung bleibt kaum Zeit für einen Kaffee. Und Pausen? Fehlanzeige.
„Man denkt, man hat mal fünf Minuten, aber dann kommt wieder was dazwischen“, sagt Rolfs, während er ein paar Scherben vom Boden aufhebt. „Einen Zehn-Liter-Eimer habe ich dieses Jahr damit schon vollgemacht“, sagt er und ergänzt: „Mich wundert's, dass wir nicht mehr Schnittwunden hier haben.“ Dass ihm heute ein Campingplatz gehört, hätte Rolfs vor zehn Jahren nicht gedacht. „Ein Traum war das nie. Es hat sich einfach alles irgendwie ergeben“, erzählt er.

Für Björn Rolfs kann der Tag auch mal mehr als acht Arbeitsstunden haben.
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Eigentlich ist er gelernter Industriemechaniker und passionierter Motorradfahrer – bis ein schwerer Unfall 2005 alles veränderte. Mehr als 23 Monate war er krankgeschrieben, das Arbeitsamt erklärte ihn für „nicht mehr vermittelbar“. „Ich war den ganzen Tag zu Hause, oder bei der Krankengymnastik“, erinnert er sich. In diesem Zeitraum half der heute 42-Jährige ehrenamtlich auf dem Campingplatz an der Agger aus und übernahm Aufgaben, die mit seinen Verletzungen möglich waren.
„Das hat mir geholfen, wieder einen Rhythmus zu finden.“ Als sein ehemaliger Arbeitgeber ihn 2018 entließ, ergab sich die Chance: Die vorigen Platzbesitzer suchten jemanden für die Nachfolge. Gemeinsam mit seiner damaligen Partnerin Miriam unterschrieb Rolfs die Verträge. Zum 1. Januar 2021 – mitten in der Corona-Pandemie – übernahm er den Campingplatz. „Ich habe es nie bereut“, sagt er heute.
Ich kann mir nicht mehr vorstellen, von 9 bis 17 Uhr im Büro zu sitzen oder in der Halle zu stehen.
Sein Team ist klein, aber eingespielt: vier Angestellte unterstützen ihn, darunter auch seine ehemalige Lebensgefährtin Miriam. Ehrenamtlich helfen zudem seine Mutter und ein Nachbar aus. Gemeinsam stemmen sie das, was andere ihren „Urlaub“ nennen. „Ich verstehe heute viel besser, warum Leute aus Derschlag sich einen Wohnwagen hier hinstellen, um Urlaub zu machen“, sagt Rolfs. „Früher hätte ich das belächelt, aber heute sehe ich das mit ganz anderen Augen.“
Der Alltag auf dem Campingplatz ist alles – nur nicht planbar. Gegen 8 Uhr morgens beginnt Björn Rolfs meist den Tag, oftmals auch deutlich früher. Im Sommer endet er selten vor 23 Uhr. Zwischenzeitlich betreut er die Gaststätte „Kleine Auszeit“ mit Biergarten, organisiert Bestellungen, nimmt Reservierungen für den Platz und das Restaurant an, schneidet Hecken, mäht Rasen, schraubt, fegt oder räumt auf. Und dann ist da noch der Bootsverleih. Die kleinen Tretboote sind vor allem im Sommer besonders beliebt.
Brandschäden auf Tretboot durch Einweggrills an der Aggertalsperre
Am Steg wird gerade eines der Boote für die nächste Fahrt vorbereitet. Rolfs greift sich einen Lappen und wischt die Sitze ab. „Nur damit ihr nicht direkt nass werdet“, sagt er lachend – und erklärt den Gästen in wenigen Sätzen die Regeln auf dem Wasser. Wenig später zeigt er uns ein anderes Tretboot – mit Brandspuren. „Da haben Leute einfach mit einem Einweggrill drauf gegrillt. Der Kunststoff ist angeschmolzen.“ Auch solche Vorfälle sind Alltag auf dem Campingplatz.
Ein Thema, das Björn Rolfs besonders beschäftigt, ist der Müll. „Die Menschen gehen nicht gut mit Dingen um, die ihnen nicht gehören“, sagt er. „Sie lassen alles stehen und liegen.“ Besonders nach heißen Wochenenden türmen sich die Müllberge, nicht nur an der Sammelstelle. „Montags sieht das hier manchmal aus wie ein Schlachtfeld.“

Auch den Bootsverleih für die Gäste übernimmt er und packt überall mit an.
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Das Problem ist nicht nur auf dem Platz sichtbar, sondern betrifft das gesamte Gebiet rund um die Aggertalsperre. „Ich sammle eigentlich jeden Tag Müll von Leuten, die einfach gehen und ihre Sachen liegen lassen – besonders an den Feuerstellen.“ Das müsse sich dringend ändern. Trotzdem ist Björn Rolfs stolz auf das, was der Platz in Gummersbach-Lantenbach bietet. Mit rund 65 Dauercamperplätzen, 15 Stellplätzen für Wohnmobile, einer Zeltwiese, einen Hundestrand, Grillstellen und Stegliegeplätzen sei die Anlage zwar kein klassisches Touristenziel, doch die Atmosphäre mache es aus.
„Wir sind nicht der Gardasee. Wenn das Wetter schlecht ist, kann man hier nicht viel machen – Rad- und Wanderwege sind begrenzt, aber wenn du abends auf der Treppe sitzt und siehst, wie sich fremde Leute ums Lagerfeuer versammeln, völlig egal wie alt, dann weißt du: Du hast etwas richtig gemacht.“ Auch nach stressigen und langen Tagen und gelegentlich schwierigen Begegnungen mit Gästen – Rolfs möchte nichts anderes mehr machen. „Ich kann mir nicht mehr vorstellen, von 9 bis 17 Uhr im Büro zu sitzen oder in der Halle zu stehen.“