Weltbester Handballer„Jo“ Deckarm feiert in Gummersbach 70. Geburtstag

Lesezeit 4 Minuten
Die 1978er Weltmeister um Heiner Brand, Gerd Rosendahl und Jo Deckarm treffen sich in Gummersbach und genießen bei Eric Stremme ein Bergisches Reibekuchenessen.

v.l.n.r.
Eric Stremme
Kurt Klühspies 
Heiner Brand
Reinhard van der Heusen
Arnulf Meffle
Klaus Wöller
Arno Ehret
Manfred Freißler
Horst Spengler 
Harald Ohly
Winfried Damm
Thomas Krokowski
Claus Hormel
Jürgen Söhngen (Physio)
Vordere Reihe:
Walter Don
Gerd Rosendahl
Joachim Deckarm

Joachim Deckarm (vorne) im Kreise der Weltmeistermannschaft von 1978.

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere beendete ein Sportunfall die weitere Entwicklung von Ausnahmehandballer Joachim Deckarm.

Mitte der 1970er Jahre galt Joachim Deckarm als der damals weltbeste Handballer. Auf der sogenannten Königsposition im linken Rückraum war er beim VfL Gummersbach und in der Nationalmannschaft das Maß der Dinge. 1978 wurde er Weltmeister mit Deutschland und seine Entwicklung als Handballer schien noch längst nicht ihren Zenit erreicht zu haben. Und mit dem VfL sammelte er Titel um Titel. Doch seine Karriere wurde jedoch jäh beendet, als er am 30. März 1979 beim Halbfinalrückspiel des VfL im Europapokal der Pokalsieger im ungarischen Tatabánya schwer verunglückte. Deckarm wachte erst nach 131 Tagen aus dem Koma wieder auf und kämpfte sich zurück ins Leben, so gut ihm das noch möglich war.

Am heutigen Freitag feiert „Jo“ im Kreise seiner Freunde den 70. Geburtstag. Mit dabei ist auch der überwiegende Teil der 1978er Weltmeistermannschaft um Heiner Brand und Kurt Klühspies. Am Samstag fahren sie gemeinsam zum Spiel der deutschen Mannschaft in die Arena nach Köln, wo die deutsche Auswahl auf das Team von Österreich trifft. Für Heiner Brand ist es zugleich die Rückkehr an den Ort, an dem das deutsche Team im Jahr 2007 mit ihm als Trainer Weltmeister wurde. An die Zeit als Spieler beim VfL und in der Nationalmannschaft mit Joachim Deckarm erinnert er sich noch gut. „Jo kam 1973 zum VfL und war schon damals ein überragender Schütze“, so Brand.

Der Weg von Jo Deckarm beim VfL war nicht einfach 

Doch sein Weg beim VfL Gummersbach sei zunächst nicht einfach gewesen. Auf seiner Position Halblinks habe auch Hansi Schmidt gespielt, so dass Jo nur wenige Spielanteile bekommen habe. „Das war schon ein Kampf“, erinnert er sich. Jo Deckarm sei in der Nationalmannschaft auf seiner Position schon längst die Nummer eins gewesen, während er beim VfL noch immer habe hinten anstehen müssen. Und anfangs sogar auch Linksaußen gespielt habe.

Bereits 1974 hatte Deckarm sein Länderspieldebüt gegeben. Heiner Brand war da noch in der B-Nationalmannschaft, eine Juniorennationalmannschaft habe es noch nicht gegeben, erinnert sich Brand. Ab 1974 bildeten Brand, Klühspies und Deckarm dann die erfolgreiche Achse im Rückraum, die 1978 schließlich den WM-Titel nach Deutschland holte. Der VfL konnte sich in dieser Zeit rühmen, sechs Weltmeister in seinen Reihen zu haben, denn neben Brand und Deckarm gehörten Erhard Wunderlich, Rudi Rauer, Claus Fey und der vom OSC Reinhausen gewechselte Gerd Rosendahl zum Team. Doch der Meistertitel blieb den Blau-Weißen in dieser Besetzung verwehrt.

Schon bald überschatte der Unfall von Jo Deckarm das sportliche Geschehen. Handballdeutschland erfuhr die Nachricht aus dem Fernsehen und war geschockt. Dass Deckarm wieder aufwachte, war eine Art Erleichterung, für den einstigen Ausnahmehandballer aber zugleich der Startschuss für einen unglaublich beschwerlichen Weg. Dabei riss der Kontakt zu seiner 1978er WM-Mannschaft nie ab. Im Gegenteil, Deckarm ist ein fester Bestandteil dieser Runde geblieben. „Vielleicht ist Jo sogar der Grund dafür, dass wir über all die Jahre sehr eng miteinander verbunden geblieben sind“, sagt Heiner Brand. Erst im vergangenen Jahr fand das Treffen der Runde in Gummersbach statt. Bis zum Hotel von Eric Stremme hat es Deckarm nicht weit. Heute steht er im Mittelpunkt, was nie sein Ding gewesen ist. Obwohl er als Sportler individuell unglaublich stark gewesen sei, habe er ihn vor allem als Teamplayer erlebt, sagt der 78er -Weltmeister.

Heute lebt der Jubilar in Gummersbach. Heiner Brand und andere Freunde holten ihn 2018 in die Kreisstadt. Seitdem lebt er in einem Seniorenheim. Nicht zuletzt wegen der immer weniger gewordenen Kontakte in Saarbrücken, wo er zuvor gelebt hatte, sei die Entscheidung getroffen worden, sagt Brand. Regelmäßig vorbei kommen auch ehemalige Teamgefährten wie Klaus Schlagheck oder Werner Lettgen. „Wir wechseln uns ab“, sagt Brand.

Die Runde hat sogar eine eigene Whatsapp-Gruppe, damit klar ist, wann wer geht. Zu den regelmäßigen Gästen gehören aber auch Klaus Westebbe, Jochen Feldhoff, Jochen Brand, Gerd Rosendahl, Jutta Becker und Urban Wrona. Seitdem Jo Deckarm wieder in Gummersbach ist, kann man ihn bei fast allen Heimspielen des VfL sehen. Jo ist zum festen Bestandteil der VfL-Familie geworden, die ihm als Sportler unglaublich viel zu verdanken hat und ihm die Wertschätzung und Anerkennung bis zum heutigen Tag zurückgibt. 

KStA abonnieren