Party anlässlich des 20. Geburtstags der gemeinsamen Gleichstellungsarbeit von Gummersbach und Wiehl.
Forum XXelleTanzen im Namen der Gleichstellung

Die Gleichstellungsbeauftragten Nina Sommer (Gummersbach, 2.v.l.) und Verena Kahl (Wiehl) mit den Bürgermeistern Raoul Halding-Hoppenheit (l.) und Ulrich Stücker bei der Feier in der Halle 32.
Copyright: Dennis Börsch
„Liebe Männer“, machte Gummersbachs Bürgermeister Raoul Halding-Hoppenheit am Freitagabend in der Halle 32 klar, „der Ball liegt bei uns.“ Was er meinte, war die Arbeit an gesellschaftlicher Gleichstellung, und die stand am Freitagabend in der Gummersbacher Halle 32 im Fokus.
Schon seit 20 Jahren sind die verschiedenen Events der Reihe „Forum XXelle“ aus Oberbergs Veranstaltungskalendern nicht wegzudenken (wir berichteten). Der runde Geburtstag bot jetzt Anlass, um das grundsätzliche Anliegen noch einmal in den Mittelpunkt zu rücken – und dabei zu feiern und zu guter Musik zu tanzen. Auch, wenn es noch viel zu tun gibt, wie die Gleichstellungsbeauftragten der Städte Gummersbach und Wiehl, Nina Sommer und Verena Kahl, unzweideutig klar machten.
Format existiert seit 20 Jahren
Bevor die Zeichen auf Party sprangen und die Liveband „Nachtexpress“ das Kommando übernahm, gab es kurze Ansprachen mit Rück- und Ausblick auf das moderne Format „Forum XXelle“, das seinerzeit aus dem Frauenforum Gummersbach und dem Wiehler Frauenforum hervorgegangen war. Dass es das Format jetzt schon 20 Jahre gibt, das sei nicht selbstverständlich, sagt Nina Sommer.
An der Bedeutung der Gleichstellungsarbeit habe sich aber nichts geändert: „Das Thema ist gleichbleibend wichtig, es hat sich leider nichts verändert“, erklärte sie am Rande der Feier.
Unsere Vorgängerinnen haben ein Stück weit die Hoffnung gehabt, dass sich die Zeiten bessern würden, aber wir stellen fest: Das ist gar nicht der Fall.
Niederschwellige Angebote„Unsere Vorgängerinnen haben ein Stück weit die Hoffnung gehabt, dass sich die Zeiten bessern würden, aber wir stellen fest: Das ist gar nicht der Fall.“ Vor allem die Zahlen von häuslicher Gewalt gegen Frauen sind drastisch gestiegen, in der freien Wirtschaft haben wir immer noch das Auseinanderklaffen der Gehälter zwischen Frauen und Männern. Gleichzeitig sinke die Zahl der Frauenhäuser als sichere Fluchtorte, weil Mittel gestrichen würden, ergänzt Verena Kahl.
Das Problem ist noch das alte, das Forum XXelle hat sich hingegen über die Jahrzehnte immer wieder neu erfunden. Es kamen Bildungstouren neu zum Angebot hinzu. Gleich geblieben ist, dass die Angebote ausdrücklich niederschwellig sind, so dass jedes Mädchen und jede Frau teilhaben kann – so sind (mit Ausnahme der Fahrten) die Veranstaltungen in der Regel kostenlos und man muss sich auch nicht im Vorfeld anmelden, betont Kahl.
Und in Zukunft? Es sollen mehr junge Frauen und Mädchen angesprochen werden, es soll weiter auch Veranstaltungen für Männer geben. Männer waren auch am Freitag Teil des Programms: Raoul Halding-Hoppenheit hatte Frauen aus seiner Familie zum Thema befragt, wie er sagte. Und die rieten anderen Frauen dazu, mehr Mut, mehr Selbstbewusstsein und mehr Egoismus an den Tag zu legen. Und es brauche mehr männliche Feministen, die andere Männer aufklären.
Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker sagte, in Wiehl sei in den letzten zehn Jahren in Sachen Gleichstellung viel passiert, es seien einige Frauen in Führungspositionen ausgerückt. „Peinlich, dass man das überhaupt erwähnen muss, denn das sollte selbstverständlich sein“.
Behörden als Vorbilder?
Die Wahrheit sehe allerdings anders aus: 2020 habe es in den 80 deutschen Großstädten mehr Bürgermeister mit dem Vornamen Thomas gegeben als Bürgermeisterinnen, sagte er. Gleichstellung, so Stücker, sei eine Frage der Haltung – sie beginne in den Köpfen. Behörden könnten das vorleben.
Der Eintritt zur Party war frei, spenden konnte man für Nina + Nico e.V., die Anlauf- und Beratungsstelle für Kinder, junge Menschen und Frauen bei sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt.


