Abo

Gewalt an FrauenOberbergischer Aktionstag zeigt erschütternde Realität

3 min
Kinderschuhpaare stehen aufgereiht am Boden im Gummersbacher Forum.

Emotionales Zeichen gegen Gewalt: Im Jahr 2024 waren 47 Kinder und Jugendliche von häuslicher Gewalt betroffen.

Ein Aktionstag im Forum Gummersbach rückt Femizide, häusliche Gewalt und die Lage betroffener Kinder in den Fokus.

Im Forum Gummersbach haben zahlreiche Akteurinnen und Akteure ein starkes Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen gesetzt. Der Aktionstag, der in dieser Form zum zweiten Mal stattfand und erstmals im Forum veranstaltet wurde, zeigte eindrucksvoll, wie viel Engagement im Oberbergischen Kreis vorhanden ist – und wie notwendig es ist, hinzuschauen, statt wegzusehen.

„Gewalt gegen Frauen ist kein Randthema und kein Einzelfall – sie betrifft uns als Gesellschaft. Jeder Tag, an dem wir nicht hinschauen, ist ein Tag zu viel“, erinnerte die Gleichstellungsbeauftragte des Oberbergischen Kreises, Magdalena Tertel.

Wegschauen ist keine Lösung

Schon die ersten Programmpunkte machten die emotionale Wucht des Themas deutlich. Acht Schülerinnen und Schüler der Jakob-Moreno-Schule eröffneten den Tag mit einer kraftvollen Trommelaktion unter der Leitung von Verena Gröger-Sasserath.

Besonders eindringlich wirkte das Mahnmal der Kinderschuhe. Kleine Schuhe, sorgsam arrangiert, die Kinder symbolisieren, die in gewaltbelasteten Familien leben oder selbst Opfer werden. „Dieses Jahr setzen wir bewusst einen Fokus auf die Kinder“, erklärte Nadine Zournatzidis vom Kreisjugendamt des Oberbergischen Kreises. „Sie geraten oft in Vergessenheit, dabei erleben viele von ihnen Gewalt zu Hause oder tragen die Folgen mit.“ Es tue weh, sowas zu sehen. „Soll es auch“, so Zournatzidis.

Gewalt ist jetzt nicht unbedingt ein Thema, mit dem man sich in der Vorweihnachtszeit beschäftigen will. Aber für viele Frauen ist es leider die Realität
Nina Sommer, Gleichstellungsbeauftragte

Ein weiterer trauriger Blickfang war eine große Deutschlandkarte, auf der 101 verurteilte Femizide verzeichnet waren. „Das sind bei weitem nicht alle, aber schon dieser Anblick ist zu viel“, erklärte Uta Ufer vom Aggerverband. Neben der Karte lagen rote Zettel mit Beschreibungen der realen Fälle – viele davon schwer zu ertragen. Auf einem Zettel stand ein Fall aus Köln: Ein 53-jähriger Mann sticht auf seine frühere Partnerin ein und stößt sie aus dem vierten Stock. Sie stirbt und hinterlässt vier Kinder. Ein Beispiel von vielen. Besucherinnen und Besucher konnten zusätzlich mit kleinen Fähnchen weitere bekannte Fälle auf der Karte markieren.

Im vergangenen Jahr hatte eine Betroffene sogar öffentlich von ihrem Leidensweg erzählt, nachdem sie von ihrem Partner mit Säure übergossen worden war. Wie sensibel dieses Thema behandelt werden muss, betonte auch Nina Sommer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gummersbach. „Gewalt ist jetzt nicht unbedingt ein Thema, mit dem man sich in der Vorweihnachtszeit beschäftigen will. Aber für viele Frauen ist es leider die Realität.“ Auch das Risiko der Retraumatisierung sei groß, wenn Betroffene in die Öffentlichkeit treten. Umso wichtiger sei ein respektvoller Umgang.

Politische Unterstützung gab es ebenfalls. „Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist keine Privatsache“, sagte Landrat Klaus Grootens in seiner Rede. Gummersbachs Bürgermeister Raoul Halding-Hoppenheit verwies darauf, dass die Stadt statistisch zwar sicher sei, das Sicherheitsgefühl vieler Frauen jedoch ein anderes Bild zeichne. „Als Vater einer Tochter, als Sohn einer Mutter und als Ehemann sage ich Nein! Das wollen wir nicht akzeptieren.“