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„Nicht gefährlich“
Unweit der Aggertalsperre bei Gummersbach wurde ein Wolf gesichtet

3 min
Das Bild zeigt einen Wolf im Wald.

Im Wald bei Erlenhagen ist das Tier in den vergangenen 14 Tagen in jeder Nacht auf der Wildkamera gewesen. 

Nach 2017 ist in Gummersbach wieder ein Wolf gesichtet worden. Bilder von dem Tier fing eine Wildkamera ein.

Ein Wolf ist in Gummersbach gesehen worden – im Bereich rund um die Ortschaft Erlenhagen oberhalb der Aggertalsperre. Dort ist Alexander Marx Jagdpächter. Er berichtet im Gespräch mit dieser Zeitung, dass das Tier in den vergangenen 14 Tagen jede Nacht auf den Aufnahmen seiner Wildkamera zu sehen ist.

Die Bilder hat Marx auch dieser Zeitung zur Verfügung gestellt. Und sie sind von bestechender Qualität, wenn man bedenkt, bei welchen Lichtverhältnissen der Wolf aufgenommen worden ist. Eine der Aufnahmen zeigt, wie der Wolf mit einem gerissenen Rehkitz in der Schnauze über eine Wiese läuft.

Eine Aufnahme zeigt den Wolf mit einem Rehkitz in der Schnauze, das er offenbar gerissen hat.

Eine Aufnahme zeigt den Wolf mit einem Rehkitz in der Schnauze, das er offenbar gerissen hat.

Bereits im Mai 2017 hatte es in Gummersbach-Apfelbaum eine verifizierte Wolfssichtung gegeben, danach war es still geworden. Ob es sich bei dem Tier, das nun bei Erlenhagen gesehen wurde, um einen männlichen oder einen weiblichen Wolf handelt, darüber ist man sich in Jagdkreisen aber noch nicht abschließend einig. Marx sagt, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Fähe, also einen weiblichen Wolf, handeln dürfte. Und es scheint so, als ob der Wolf nicht allzu scheu ist.

So berichtet Marx weiter, dass das Tier auch auf dem Hof von Landwirt Eckhard Budde im benachbarten Bernberg gesehen worden ist, als Budde gegen 21 Uhr in seinen Traktor habe einsteigen wollen. Als er dann das Licht angemacht habe, sei der Wolf in vielleicht 20 Metern Entfernung zu sehen gewesen. Dies zeige, dass die Tiere die Zivilisation nicht meiden würden.

Spaziergänger sollen ihre Hunde auf jeden Fall anleinen

Kein Wunder, dass sich die Nachricht von der Wolfssichtung rasch verbreitet. Marx berichtet, dass die Menschen schon besorgt seien, auf jeden Fall aber verunsichert. In seinem Jagdrevier hat der Jäger Hinweisschilder aufgestellt und auf die Anwesenheit eines Wolfs aufmerksam gemacht. Spaziergänger sollen ihre Hunde auf jeden Fall anleinen. Und Kinder, die er zuletzt im Wald mit ihren Rädern gesehen hat, habe er auch auf den Wolf hingewiesen, sodass diese erst einmal das Weite gesucht hätten.

Und wie kann man mit dem Wolf nun umgehen? Dass die Tiere in den Revieren von Jägern nicht gerne gesehen seien, daraus macht Alexander Marx keinen Hehl. Er betont aber sehr deutlich, dass der Abschuss eines Wolfs unter hohen Strafen stehe. Also bleibe nur, sich mit der Situation zu arrangieren, wie Marx sagt. In seinem Revier spürt er bereits Veränderungen bei der Tierwelt. Rehe würden sich anders verhalten, Wildschweinrotten seien gar nicht mehr zu sehen und vermutlich nicht mehr da.

Jäger berichten, dass sich das Rehwild zurückzieht

Bernd Steinhausen, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, reagierte am Montag wenig überrascht darüber, dass bei Gummersbach ein Wolf gesichtet worden ist. Im Südkreis habe man mindestens drei, sagt er. Er merke das daran, wie das Rehwild reagiere: Das ziehe sich immer weiter zurück, was dessen Bejagung enorm schwer mache. Und die Wildschweine würden sich zu größeren Rotten zusammenschließen, weil sie so besser gegen den Wolf gewappnet seien. Für Steinhausen ist völlig klar: „Der Wolf ist inzwischen gang und gäbe. Er verbreitet sich immer mehr.“

Der Vorsitzende bestätigt, dass es Überlegungen gibt, den Wolf in das Landesjagdgesetz NRW aufzunehmen, um so einen Abschuss der Tiere zu regeln. Er hält davon nichts und sagt: „Ich persönlich würde keinen Wolf schießen. Wir müssen mit der Situation klarkommen“, sagt Steinhausen, der möglichen Angriffen aus dem Weg gehen will. 

Der Lindlarer Dietmar Birkhahn ist Wolfsberater des Landesamtes für Umwelt, Natur und Klima. Er sagt, dass man den Wolf am besten in Ruhe lasse. Schilder sollte man nicht aufstellen. Das befördere nur Panik, die nicht angebracht sei, und locke Touristen an. An den Beobachtungen sei er interessiert. Er vermutet, dass es sich bei dem Tier um einen Wanderwolf handelt. Dass die auftauchen, sei typisch für die Jahreszeit. Auf keinen Fall aber sei der Wolf gefährlich, betont Birkhahn.