Das Manifest zur Verteidigungspolitik, das namhafte SPD-Politiker unterschrieben haben, stößt nicht nur auf Zustimmung, auch in Oberberg.
SPD OberbergBeucher ist Mitunterzeichner des Manifests zur Verteidigungspolitik

Friedhelm Julius Beucher sagt, das denken nicht verboten sein dürfe.
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Rund 14 Tage vor dem Bundesparteitag der SPD sorgt ein mit „Manifest“ überschriebenes Papier für Diskussionen. So wird unter anderem gefordert, Gespräche mit Russland zu führen. Also weniger Waffen und mehr Diplomatie im Angriffskrieg auf die Ukraine. Einer der rund 100 Mitunterzeichner ist der Ehrenvorsitzende der oberbergischen SPD, Friedhelm Julius Beucher. Im Gespräch mit dieser Zeitung sagt er, dass er sich der Friedenstradition von Friedensnobelpreisträger und Bundeskanzler Willy Brandt verpflichtet fühle.
„Wechselseitiges Aufrüsten hat in der Welt noch nie zu Frieden geführt“, sagt Beucher. Dass das Papier 14 Tage vor dem Bundesparteitag der SPD veröffentlicht worden ist, kommt für viele Sozialdemokraten zur Unzeit. Beucher indes sagt, dass jeder sehen müsse, dass in der Partei um einen Weg gerungen werde. Mit Blick auf das Bündnis der SPD mit den Unionsparteien im Deutschen Bundestag sagt der Bergneustädter, dass man natürlich zu seinem Koalitionspartner stehen müsse. Er betont allerdings auch, dass „denken nicht verboten“ sein dürfe. „Man muss immer offen sein für Diskussionen“, so der ehemalige Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Sportausschusses.Beucher will das „Manifest“ als Denkanstoß verstanden wissen. „Das ist gewiss keine Liebeserklärung an Putin“, so der Oberberger.
Oberbergs SPD-Chef nennt das Manifest „schädlich“
Gänzlich anderer Meinung ist der aktuelle Vorsitzende der oberbergischen SPD, der Gummersbacher Thorsten Konzelmann. „Ich lehne dieses Manifest ab. Wir brauchen keine Kursänderung“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Vielmehr müsse es darum gehen, dass der Kurs, der im Koalitionsvertrag von SPD und Union festgeschrieben worden sei, beibehalten werde. Mit Blick auf den in 14 Tagen stattfindenden Parteitag der SPD findet Konzelmann ein solches Papier „schädlich“.
In dem Papier wird unter anderem „keine Stationierung neuer amerikanischer Mittelstreckenraketen in Deutschland“ sowie die „schrittweise Rückkehr zur Entspannung der Beziehungen und einer Zusammenarbeit mit Russland“ gefordert. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius reagierte in der ARD hörbar verärgert auf das Papier. Er stellte klar, dass er „kein Verständnis“ dafür habe, wie hier Ursache und Wirkung verwechselt würden. Niemand habe sich gegen diplomatische Bemühungen in dem Krieg verwehrt.