Kulturzentrum in GummersbachAuch Gebete in der früheren Gaststätte

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Am Samstag wurde das alevitische Kulturzentrum von der Vorsitzenden Fadime Polat (r.) und unzähligen Gästen bei einem großen Fest eingeweiht.

Am Samstag wurde das alevitische Kulturzentrum von der Vorsitzenden Fadime Polat (r.) und unzähligen Gästen bei einem großen Fest eingeweiht.

Gummersbach – Die Popcornmaschine ploppt pausenlos, vor den Grillflammen dreht sich ein mächtiger Fleischspieß, Kinder toben. Obwohl es draußen schüttet, wird auf dem Gummersbacher Steinberg gefeiert. Dort haben Oberbergs Aleviten am Samstag ihr neues Kulturzentrum eingeweiht, eingezogen ist es in die frühere Gaststätte Hermannsburg. Diese hat der Trägerverein des Alevitischen Kulturzentrums 2019 gekauft.

„Wir waren auf der Suche nach vor allem großen Räumen“, blickt Vorstandsmitglied Feyzullah Cam zurück. „Denn wenn aus unserer Gemeinschaft jemand stirbt, dann kommen sofort alle zusammen – und dafür reicht keine Wohnung.“

Platz für Kinder und Jugendliche im Kellergeschoss

Etwa 180 Mitglieder hat der Verein, seit einem Jahr ist Fadime Polat die Vorsitzende. „Wir wollen hier auf dem Steinberg vor allem den Kindern und Jugendlichen Platz geben“, sagt die 32-Jährige. Mutter-Kind-Gruppen kommen da ebenso zusammen, am Sonntag beginnt ein Saz-Kurs – Saz, so heißt die traditionelle Langhalslaute. „Im Obergeschoss richten wir zudem einen Gebetsraum ein.“ Der soll dann zum Beispiel in der zwölftägigen Fastenzeit Imamlar genutzt werden. Und eine Kegelbahn gibt es auch noch.

Zu den Ehrengästen bei der Eröffnung gehört ein besonderer Nachbar: „Ich wohne nebenan“, verrät Bürgermeister Frank Helmenstein und deutet ins Grüne. Er weiß, wie wichtig es ist, dass Menschen wie die Aleviten einen solchen Treffpunkt haben. „1960 war meine Mutter die erste Griechin in Gummersbach – und es hat bis in die 1980er Jahre gedauert, bis es dann die Deutsch-Griechische Gesellschaft gab.“

Besonders freue es ihn, sagt Helmenstein, dass das neue Kulturzentrum der gesamten Nachbarschaft offenstehen soll. Bei 126 Nationen in der Kreisstadt sei es wichtig, dass man aufeinander zugehe, weiß der Rathauschef.

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Gebaut worden ist die Hermannsburg 1870 als Bauernhof, 1892 wurde aus dem Haus auf der höchsten Stelle des Steinberg eine Gaststätte und ein beliebtes Ausflugsziel für Menschen aus der Region. Auf die Mitglieder des Kulturzentrums warten nun noch viel Arbeit, viel ist aber bereits getan. „Und alles in Eigenleistung“, betont Vorsitzende Fadime Polat, nicht ohne Stolz.

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