Jetzt wird gefeiertWipperfelder Schützen feiern 100. Geburtstag

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Das Festzelt zum 100. Geburtstag war voll.

Wipperfeld – Die Zeiger stehen genau auf 18 Uhr, als Dr. Carsten Brodesser MdB am Samstagabend den Messinghahn in das hölzerne 30-Liter-Fass donnert. Mit zwei Schlägen bringt der Schirmherr den „Almrausch“ zum 100. Geburtstag der Sebastianusschützen endgültig auf Kurs. Das bayerisch-königliche Weißbier fließt, die Wipperfelder haben sich in ihre schönste Tracht geworfen – es kann losgehen.

Genau 583 Tage sind vergangen, seit die Landesregierung den ersten Corona-Lockdown verkündet hat. Und tatsächlich reiben sich nicht wenige Besucher ungläubig die Augen, nachdem sie den Eingang passiert haben. Genau 502 gut gelaunte Lederhosen und Dirndl hüpfen durch die hölzerne Kulisse. Vor der Tür sind die Kontrollen scharf, im Gegenzug entfallen drinnen Abstände und Maskenpflicht. „Ein ungewohntes, aber sehr schönes Gefühl“, spricht Louisa Gerber für Viele.

Zutritt nur für Geimpfte, Genesene und frisch Getestete

Neben Genesenen und Geimpften dürfen auch Getestete mitfeiern – vorausgesetzt, das Ergebnis ist nicht älter als sechs Stunden. Im Schießstand hat die Bruderschaft eine eigene Teststrecke eingerichtet, um diese Frist problemlos zu wahren. „Insgesamt haben wir die Voraussetzungen so angepasst, dass unser Almrausch als Tanzveranstaltung einzuordnen ist“, erklärt Bernd Lamsfuß vom Organisationsteam der Grünröcke. Wer die Nachbarschaft um St. Clemens kennt, weiß ohnehin, dass der Name keine Tarnung, sondern Programm ist. Die ersten Dirndl schunkeln sich schon zu den Tönen des Musikvereins Olpe warm.

Schützen feiern Wiedersehen nach über eineinhalb Jahren

Bereits am Freitagabend hatten zahlreiche Wipperfelder die Lederhose übergestreift, um den runden Geburtstag ihrer Schützen mit einem Festkommers zu würdigen. Brudermeister Jürgen Becker und sein Vize Georg Bücheler begrüßten neben den Vereinen des Kirchdorfes auch die Vorstände und Majestäten aller Grünröcke des Wipperfürther Bezirksbundes. „Viele von uns feiern heute ein Wiedersehen nach über anderthalb Jahren“, verriet Markus Wasserfuhr, Sprecher der Wipperfelder Bruderschaft. Diese stehe für Ehrenamt und Engagement und damit für „den Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält“, lobte Robert Hoppe, Bundesmeister des Kölner Diözesanverbandes, der die Jubilare mit der Hochmeisterplakette auszeichnete. Die Glückwünsche der Stadt überbrachte Vize-Bürgermeister Heribert Berster.

Die Schützenkapelle unter Leitung von Steffi Deckers hatte ein festliches Programm ausgesucht. Zwischen Musikstücken und Grußworten blickten Becker und Bücheler auf Anekdoten und Meilensteine aus 100 Jahren Schützenwesen zurück . Viel Lob von allen Seiten erhielten die Jubilare für ihr Engagement um die Schützenjugend. (sfl)

Im Küchenbereich, den das Landhotel Napoleon, die Bauernschänke in Ente und Haus Hembach gemeinsam stemmen, herrscht Hochbetrieb. Beim Jubiläumsrausch kommen Haxe und Sauerkraut auf die Gabel. Besonders beliebt ist das „Alm Brettl“, berichtet Küchenchefin Daniela Stuntebeck – gut ein Meter Holz, mit einem imposanten Turm aus Käse, Brot, Obazda, Frikadellen und Radi. Das Ensemble hat seinen Preis, aber an den Tischen herrscht Einigkeit, dass der Preis heute zweitrangig ist. Hauptsache, es ist wieder etwas los im Kirchdorf.

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Gleich nebenan schickt Zappes Markus Mausbach das Helle jetzt im Akkord auf den Weg. Theoretisch gibt es das Festbier als Maß, sowie als halben und drittel Liter. „Aber heute gehen nur die großen Gläser raus“, winkt Sophie Bauer-Stuntebeck ab. Gemeinsam mit einem Dutzend Freundinnen versorgt sie den Wipperfelder Almrausch drei Tage lang mit Flüssigem. Dabei sei es im Vorfeld eine echte Herkulesaufgabe gewesen, Kellner zu finden, verrät Bernd Lamsfuß. Nahezu alle, die sich in der Vergangenheit in und um Wipperfeld einen Zuschuss im Service verdienten, hätten sich während der Pandemie neue Branchen gesucht. Auf der Bühne erobern die „Rebellen“ das Publikum bereits mit den ersten Tönen. Die Band aus der Nähe von Würzburg dreht richtig auf, kein Wunder nach 20 Monaten Zwangspause. Es ist 19 Uhr. Eine Stunde nach dem Fassanstich steht die halbe Alm bereits auf den Tischen.

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