„Mein größter Gewinn“: Claudia Christl aus Lindlar musste ganz plötzlich einen Defibrillator eingepflanzt bekommen.
SommerwettbewerbFür die Lindlarerin ist ihr Airbag fürs Herz ihr größter Gewinn

Im Garten ihrer Hauses in Lindlar sitzt Claudia Christl aus Lindlar.
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Es ist ein von außen unscheinbares Kästchen, nicht größer als eine Streichholzschachtel. Claudia Christl aus Lindlar bekam es vor einem knappen halben Jahr eingepflanzt, unterhalb der linken Achsel, nahe dem Herz. Es handelt sich um einen Defibrillator, der im Ernstfall ihr Leben retten könnte. Für die 52-Jährige ist ihr „Defi“ ihr größter Gewinn.
Vom Kardiologen direkt ins Krankenhaus nach Köln
Es war am 14. Februar 2025 – der Valentinstag. „Diesen Tag werde ich nie vergessen.“ Die Lindlarerin hatte einen Termin bei ihrem Kardiologen in Lindlar. Er wollte bei seiner Patientin ein Stress-EKG durchführen. Christl war vor sechs Jahren an Krebs erkrankt, hat die schwere Krankheit aber mit Bestrahlung und Chemotherapie gut überstanden. „Seitdem bin ich in engmaschiger medizinischer Kontrolle“, erzählt sie – und dazu gehören eben auch regelmäßige Besuche beim Kardiologen.
Claudia Christl war vor dem Arzttermin noch beim Rückensport gewesen, „ich hatte noch meine Sportsachen an“, erinnert sie sich. Beim Stress-EKG musste sie Rad fahren, die Belastung wurde alle zwei Minuten erhöht, parallel dazu beobachtete der Arzt die Herztätigkeit mit dem Ultraschallgerät. „Plötzlich rief er ‚Stopp, sofort aufhören‘,“ erinnert sich Christl.
Mir wurde plötzlich klar, dass ich großes Glück gehabt habe, dass meine Herzerkrankung bei der Untersuchung aufgefallen ist. Das hätte auch anders ausgehen können.
„Ich habe erst gar nicht verstanden, dass er mich meinte und dachte zunächst, das gilt der Arzthelferin.“ Als der Kardiologe ihr sagt, dass man sie umgehend mit dem Notarztwagen ins Uniklinikum Köln verlegen müsse, wollte Claudia Christl das zunächst gar nicht glauben. „Ich kam mir vor wie im falschen Film, denn ich fühlte mich ja gut.“ In der Kölner Klinik erfolgte unter anderem eine Untersuchung mit einem Herzkatheter.
Die Ärzte teilten der Lindlarerin mit, dass sie ihr einen Defibrillator einsetzen wollten. Das Gerät überwacht die Herzfunktion, und wenn das Herz – wie bei Claudia Christl geschehen – völlig aus dem Takt gerät, setzt es einen Stromstoß frei. Die ersten Wochen mit dem implantierten Defi seien nicht leicht gewesen, erinnert sich die 52-Jährige. „Es fühlte sich wie ein Fremdkörper an.
Gelassener leben mit dem Airbag fürs Herz
Dazu kam Unsicherheit – ich hatte noch nicht wirklich verstanden, was mit mir eigentlich los war. Und ich hatte Angst, dass ich es psychisch nicht schaffen würde.“ Bei einem gesunden Herz zeigen die Linien des Elektrokardiogramms (EKG) gerade Linien und regelmäßige Ausschläge an. Doch Claudia Christls Pumpe hatte unter dem Stress verrückt gespielt. „Da waren keine Linien mehr, sondern nur noch ein einziges Gewusel“, erzählt die Lindlarerin.
Einige Wochen nach der OP musste sie zum Fäden ziehen zu ihrem Hausarzt. „Dabei kam ich mit einer sehr netten Arzthelferin ins Gespräch. Als ich sagte, dass man mir einen Defibrillator implantiert habe, sagte sie mir, ‚ das hätte mein Sohn auch gut brauchen können‘.“ Claudia Christl hakte nach und erfuhr so, dass der Sohn der Arzthelferin im Vorjahr an plötzlichem Herzversagen verstorben war, mit gerade ein mal 43 Jahren.
„Das hat bei mir einen Schalter umgelegt“, sagt Christl. „Mir wurde plötzlich klar, dass ich großes Glück gehabt habe, dass dies bei der Untersuchung aufgefallen ist. Die Sache hätte auch anders ausgehen können. Jetzt bin ich wirklich dankbar für den Defibrillator und betrachte ihn als ein Geschenk.“ Auch innerlich habe das kleine Kästchen etwas in ihr verändert, sagt die Lindlarerin „Ich rege mich nicht mehr so schnell auf und denke mir ‚entspannt Euch‘, wenn andere dies tun.“ Ihr Arzt habe den Defibrillator mit einem anderen Lebensretter verglichen. „Der Defi ist jetzt ihr Airbag, der im Notfall immer für sie da ist.“