Vier engagierte Lindlarer haben gemeinsam ein altes Heimatlied rekonstruiert, dass schon fast verloren schien.
HeimatliedVier engagierte Lindlarer rekonstruieren eine verloren geglaubte Melodie

Sie wollen das Lindlarer Heimatlied wiederbeleben (v.l.): Marianne Frielingsdorf, Thilo Fünger, Rosalinde Wiemann und Berthold Blumberg.
Copyright: Dennis Börsch
Von Kindesbeinen an kannte Marianne Frielingsdorf das Lindlarer Heimatlied. „O Lenkeln , du ming Dörpchen kleen, ech han dech geen“ (O Lindlar, du mein Dörfchen klein, ich hab Dich gern) – so lauten die ersten Zeilen des Refrains. Der Text stammt aus der Feder von Carola Lob (siehe Infokasten), einer bekannten und beliebten Heimatdichterin.
Traditionell erklang das Lied immer nach den Theateraufführungen der St.-Reinoldus-Steinhauergilde, wurde aber auch gerne bei anderen Gelegenheiten, wie der Kirmes, gesungen. Den Text hat die Verfasserin mit viel Liebe und Humor geschrieben und dabei auch die Eigenheiten von Lindlar gut getroffen: „die Hüser stont hie nit so strack ... de Stroßen jont jett em Zickzack“.
Die Noten waren nirgendwo zu finden
Doch irgendwann geriet das Heimatlied in Vergessenheit – was auch daran liegen mag, dass viele Jüngere das Lenkeler Platt weder sprechen noch verstehen. Marianne Frielingsdorf aber hat einen Wunsch. Sie will die Erinnerung an das Heimatlied wachhalten und es wieder neu beleben. Den Text fand sie im Lindlarer Gemeindearchiv.
Die Melodie, das wusste die Lindlarerin, stammte von Walter Hammerschlag. Doch die Noten waren nirgends zu finden. Marianne Frielingsdorf wandte sich an Rosalinde Wiemann. Bis zu ihrer Pensionierung vor 21 Jahren war Wiemann Leiterin der Grundschule in Süng. Dort gehörte das Heimatlied zur Tradition. „Bei mir hat kein Viertklässler die Schule verlassen, ohne dass er das Heimatlied singen konnte“, erzählt Wiemann.
Ein Computerprogramm hilft
Sie sang Marianne Frielingsdorf das Lied vor, die wiederum nahm es mit ihrem Handy auf und übergab die Audiodatei an Berthold Blumberg, langjähriger Dirigent und Vorsitzender des Musikvereins Frielingsdorf. Blumberg wiederum griff auf das Computerprogramm „Sibelius“ zurück– benannt nach dem bekannten finnischen Komponisten. Das Programm kann Audiodateien in Noten umsetzen. Mehrfach gingen Dateien und Noten hin und her, bis Berthold Blumberg sicher war, die richtigen Töne notiert zu haben.
Als nächstes kam Thilo Fünger von Foto Fünger mit ins Boot. Marianne Frielingsdorf, die wunderbar zeichnen kann, gab Fünger eine ihrer Ansichten vom Lindlarer Ortskern. Karte mit Text gestaltetMit einer Bildbearbeitungssoftware gestaltete Fünger eine Postkarte, auf der Vorderseite das Bild von Lindlar und den Refrain, auf der Rückseite die Strophen. Die Karte ist bei Foto Fünger erhältlich und soll helfen, das Lied wieder bekannt zu machen.
„Die Karte erfreut sich großer Beliebtheit“, freut sich Marianne Frielingsdorf. Währenddessen ist Berthold Blumberg dabei, das Lindlarer Heimatlied für Blasorchester zu arrangieren, die Arbeit ist bereits fast abgeschlossen. Noch steht nicht fest, wann das wiederentdeckte Heimatlied zum ersten Mal wieder aufgeführt werden soll – nur, das dies in naher Zukunft geschehen wird.
Nachdem die Rekonstruktion des verloren geglaubten Liedes gelungen ist, sind ganz unverhofft auch die Original-Noten wieder aufgetaucht – bei der Lindlarer Steinhauergilde. Mechthild Neuenhaus, die dort sehr aktiv ist, übergab sie an Frielingsdorf.
Das Lindlarer Heimatlied Der Refrain: Oh Lenkeln, du ming Dörpchen kleen. Ech han dech geen, ech han dech geen. Oh Lenkeln, du ming Dörpchen kleen, ech han dech jo su geen.
Strophe 1. Aus Lenkeln es der schönste Oet op Goddes wieder Welt. Un do drop geven ech ming Woet, dat et öch all gefällt, dat et öch all gefällt.
2. De Hüser stont hie nit su strack wie en em Dorp am Ring. De Stroßen jont jett em Zickzack, doch dat muß jrad su sing, doch dat muß jrad su sing.
3. De Wäng singk wieß, de Pöste schwazz, de Finsterläden jrön. Wann ech dat sinn, dann säht ming Häzz: „Wat es aus Hüschen schön, wat es aus Hüschen schön!“
4. Kastanien un Lengebööm derr süht mer hie su vill. Un Vögel höppen dren eröm un drieven do ehr Spill, un drieven do ehr Spil
l. 5. Un wer us ausen Dorp trok us un wönnt nun en der Stadt. Der denkt noch döckes an zo Hus un senkt op Lenkler Platt, un senkt op Lenkler Platt.
Carola Lob (1882 bis 1950) wurde als Tochter eines Steinbruchunternehmers in Lindlar geboren. Ihr Vater verstarb schon früh. 1914, im Alter von 32 Jahren, wurde Carola Lob Geschäftsführerin des Steinbruchbetriebs, für eine Frau war das in der damaligen Zeit höchst ungewöhnlich, zumal Lob unverheiratet blieb. Von 1919 bis 1933 saß sie für die Zentrumspartei im Lindlarer Gemeinderat. Sie engagierte sich außerdem sehr stark im sozialen und kirchlichen Belangen. Carola Lob schrieb verschiedene Heimatlieder und Theaterstücke, die von der Steinhauergilde aufgeführt wurden. Auf Anregung der Heimatforscherin Ursula Homberg wurde in Lindlar eine Straße nach Carola Lob benannt.