Das Kleinsthaus stand einst in Hilden, jetzt ist dort eine Ausstellung zur Frauengeschichte zu sehen.
Ausstellung zu FrauenFreilichtmuseum Lindlar eröffnet ein neues Haus

Petra Dittmar steht vor den beiden Kleinsthäusern aus Hilden.
Copyright: Dennis Börsch
Ein neues Haus wurde am Donnerstag im Lindlarer Freilichtmuseum eingeweiht – das zweite Kleinsthaus aus Hilden. In dem 200 Jahre alten Fachwerkhaus ist nun die überarbeitete Dauerausstellung „Land – Frauen – Arbeit in der Weimarer Republik“ untergebracht. Hohe Mieten, steigende Immobilienpreise: Wohnungsnot ist in vielen Städten ein drängendes Problem.
Doch das Phänomen ist nicht neu. Vor rund 200 Jahren war auch im aufstrebenden Hilden, in der Nähe von Düsseldorf, der Wohnraum knapp. 1831 baute das Ehepaar Andreas und Helena Geiger dort ein kleines Häuschen mit rund 40 Quadratmeter Grundfläche. Dort lebte die sechsköpfige Familie, zudem war in dem Haus eine Werkstatt untergebracht, Andreas Geiger war Schreiner von Beruf.
Zu sechst auf weniger als 40 Quadratmetern
Das Lindlarer Museum erwarb um 1990 zwei benachbarte Kleinsthäuser aus Hilden, die vom Abriss bedroht waren. Sie wurden abgebaut und in Einzelteilen eingelagert. Erst in den Jahren von 2013 bis 2015 konnte das erste dieser beiden Häuser – Hilden 1 – wieder aufgebaut werden. Bedingt durch die Corona-Pandemie und andere, drängendere Bauprojekte musste Hilden 2 etwas länger warten, doch nun ist das Ensemble wieder komplett.
Zur Eröffnung des Hauses war auch eine Delegation aus Hilden angereist. Rund 50 Gäste waren gekommen, die Feier wurde aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen in die nahe gelegene, schattige Umweltwerkstatt im Obergeschoss des Müllershammers verlegt.
Bestehende Ausstellung wurde angepasst
Die Wissenschaftlerinnen Petra Dittmar und Marie Kramm, die die Ausstellung „Land - Frauen -Arbeit in der Weimarer Republik“ erstellt hatten, standen vor der Herausforderung, die Schau an die neuen Räume anzupassen und zu überarbeiten. Die Dauerausstellung greift verschiedene Themen auf wie Arbeit, Mode, Werbung sowie Frauen und Politik.
Mitte der 1920er Jahre war rund ein Drittel aller Frauen in Deutschland berufstätig, viel mehr als noch im Kaiserreich. Im Dienstleistungsbereich entstanden neue Berufe, etwa als Sekretärin oder Telefonistin. Ein beruflicher Aufstieg oder gar eine leitende Stellung blieb den Männern vorbehalten.
Auch die Mode änderte sich
Im ländlichen Raum vollzog sich der Wandel nur langsam. Mit dem Aufkommen der Winterschulen bestand jetzt aber auch für Frauen im landwirtschaftlichen Bereich die Möglichkeit, sich fortzubilden. Das neue Frauenbild spiegelt sich in Werbung und Mode wider. Ein Raum der Ausstellung zeigt alte Schaufensterfotos und Anzeigen der Drogerie Stöcker aus Hückeswagen.
Kürzere Röcke, tief sitzende Taillen und Strumpfhosen ersetzen die langen Kleider und Korsagen der Kaiserzeit, der Bubikopf kam in Mode. Zu den beliebtesten Freizeitvergnügen zählte in den 1920er Jahren ein Besuch in einem der zahlreichen Kinos.
1919 führte die Weimarer Republik das Frauenwahlrecht ein. An einer Wand hängen Wahlplakate und Aufrufe, die sich ausdrücklich an die neuen weiblichen Wählerinnen wenden. Doch in der politischen Praxis blieb die Politik fast ausschließlich in der Hand der Männer. Dass es um 1920 auch in Lindlar schon Frauen gab, die ihrer Zeit weit voraus waren, zeigt das Museum anhand der Kurzbiografien von Carola Lob, Luise Kremer und Klara Kiwitz.
Die Ausstellung „Land – Frauen – Arbeit in der Weimarer Republik“ ist zu den Museumsöffnungszeiten zu sehen. Das Museum bietet regelmäßig Führungen zum Thema „Der weibliche Blick“ an. Weitere Informationen und Anmeldungsmöglichkeiten gibt es online. freilichtmuseum-lindlar.lvr.de/