„Quax, der Bruchpilot“Flugzeug von Filmstar Heinz Rühmann wird in Lindlar verschrottet

Lesezeit 4 Minuten
Der deutsche Schauspieler und Hobbyflieger Heinz Rühmann im Mai 1981 vor seinem Flugzeug, das jetzt in Oberberg seine letzte Reise antrat.

Der deutsche Schauspieler und Hobbyflieger Heinz Rühmann im Mai 1981 vor seinem Flugzeug, das jetzt in Oberberg seine letzte Reise antrat.

Mit „Quax, der Bruchpilot“ hat Heinz Rühmann einst einen Erfolg gefeiert. Einige der erhaltenen Teile werden zum Verkauf angeboten.

Das trübe Wetter passt zu den traurigen Resten, die auf einem großen Trailer verzurrt sind. Unter dem Spannnetz lassen sich der Rumpf und einige weitere Teile eines Sportflugzeugs erkennen. Die Kennung lautet „D-EHEG“. Und da die Bezeichnung eines Flugzeugs auch bei einem Wechsel des Besitzers bleibt, lässt sich die Historie der Sportmaschine lückenlos nachverfolgen: Es ist das ehemalige Flugzeug von Schauspieler Heinz Rühmann, vielmehr der Rest davon.

Diese Teile befinden sich auf ihrer letzten Reise, sie führt zum Entsorgungszentrum Leppe. Dort sollen sie verschrottet werden.

Als „Quax, der Bruchpilot“ flog Heinz Rühmann über die Leinwand

Heinz Rühmann war ein begeisterter Flieger, das zeigte er nicht nur in dem Film „Quax, der Bruchpilot“, für den er in allen Szenen selbst geflogen ist. Der 1902 geborene Schauspieler machte 1930 den Flugschein und flog bis zu seinem 85. Lebensjahr mit seiner Maschine, einer französischen „Robin DR-400-180R Remorqueur“ – mit dem Kennzeichen „D-EHEG“. Für ihn war Fliegen ein Stück Freiheit.

Doch wie kommt die Maschine des Schauspielers nach Marienheide und warum wird sie verschrottet? Die letzten Besitzer leben in Marienheide, wollen aber nicht genannt werden. Sie haben das Logbuch, und auch der Schlüssel der Maschine ist noch da. In einem Ordner ist zudem die Historie dokumentiert.

Reste des Flugzeugs mit der Kennung „D-EHEG“ liegen auf einem Autoanhänger.

Das Kennzeichen „D-EHEG“ zeigt, dass dies die ehemalige Sportmaschine von Heinz Rühmann ist. Die Reste wurden nun verschrottet.

„Heinz Rühmann war ein begeisterter Flieger und er flog zuletzt diese französische Robin“, erzählen die Eigentümer. Im Alter von 85 Jahren habe er die Fliegerei aufgegeben und das Flugzeug verkauft. Erworben habe die Maschine der Segelflugclub in Betzdorf-Kirchen. Auf dem Flugplatz Wingendorf war die Maschine dann viele Jahre stationiert. Die ursprünglich orangefarbenen Zierstreifen seien durch graue und blaue ersetzt worden, sonst habe es eigentlich keine Änderungen am Flugzeug gegeben, berichtet einer der Besitzer und zeigt auf die blauen Streifen, die auf dem Rumpf noch zu sehen sind.

In die Schlagzeilen geriet die Maschine am 15. Juni 2012. Beim Landeanflug habe sich das Flugzeug, vermutlich verursacht durch einen Hubschrauber, überschlagen und sei kopfüber auf die Landebahn gestürzt. Die drei Insassen wurden dabei verletzt, eine Person schwer. Der Flugunfall sorgte damals für Schlagzeilen. Dass es die frühere Maschine von Heinz Rühmann war, fand in der Berichterstattung keine Erwähnung.

Bei einem Absturz wurde das Flugzeug stark beschädigt

Das Flugzeug wurde bei dem Überschlag stark beschädigt, der Motor herausgerissen, die Tragflächen wurden abgeknickt. Eine Reparatur des Sportflugzeugs sei nicht mehr rentabel gewesen und der Verein habe es in einem Hangar gelagert und dann später zum Verkauf angeboten. Er habe zufällig davon erfahren. Und es habe ihn direkt gereizt, die ehemalige Maschine des bekannten Schauspielers Heinz Rühmann zu kaufen, berichtet der Marienheider. Nicht nur den Film „Die Feuerzangenbowle“ habe er gesehen, sondern zahlreiche andere, in denen der Schauspieler mitgewirkt und teilweise auch Regie geführt hat.

Ein altes Foto von Heinz Rühmann mit Fliegerkappe.

Heinz Rühmann (1902–1994) war ein begeisterter Pilot.

Jahrelang habe die Robin bei ihm gestanden und zu Dekorationszwecken gedient. Dann benötigte er den Platz und der Torso sei nach draußen verlegt worden. Dort habe ihm die Witterung entsprechend zugesetzt, sodass er immer unansehnlicher geworden sei. Deshalb habe die Familie dann auch beschlossen, die Maschine zu verschrotten.

Einige Teile sollen jedoch erhalten bleiben und werden zum Verkauf auf einer Internetplattform angeboten, darunter der Pilotensitz. Er könne sich vorstellen, dass es dafür Interessenten gebe, denn wer könne schon von sich behaupten, einen Sitz zu haben, auf dem Heinz Rühmann gesessen habe, überlegt der Marienheider. Auch das Bordbuch und ein paar weitere Teile von Flugzeug „D-EHEG“ sollen online neue Besitzer finden.

Ein bisschen Wehmut ist schon dabei, als die Besitzer an den traurigen Überresten auf dem Trailer die Geschichte von Heinz Rühmanns Flugzeug erzählen. Doch die Erinnerung an dieses besondere Deko-Stück und zahlreiche Bilder werden bleiben. Dann wird der Anhänger angekoppelt und die Reste von „D-EHEG“ starten zu ihrer letzten Reise. Und nicht über den Wolken, wie im Lied von Reinhard Mey, sondern banal auf der Straße, verschwimmen die Lichter des Fahrzeugs nach und nach ganz im Nebelgrau.

KStA abonnieren