Lindlarer Politik entsetztUmfrage zu den neuen Stadtterrassen in Lindlar wurde manipuliert

Lesezeit 2 Minuten
Zwei Männer sitzen auf neuen Bänken an einer Straße in Lindlar.

Auf diese mobilen Stadtmöbel an der Hauptstraße bezog sich die Umfrage, bei der Manipulation in großem Stil festgestellt wurde.

Von den rund 1500 Rückmeldungen zu den sogenannten Stadtterrassen in Lindlar stammen mehr als die Hälfte von den gleichen Absendern.

Mit Enttäuschung und auch Wut haben Politiker am Mittwochabend auf die Mitteilung reagiert, dass bei der Umfrage zu den sogenannten Stadtterrassen in Lindlar in großem Stil manipuliert worden ist. Wie Nicole Mirgeler, zuständig für die Gemeindeentwicklung, im Haupt- und Finanzausschuss mitteilte, habe es bei der Online-Umfrage auf der Homepage der Stadt mehr als 1500 Rückmeldungen gegeben. Das sei eine auffällig hohe Zahl. Doch nicht nur die schiere Menge war auffällig, auch die zahlreichen übereinstimmenden Antworten. Bis gestern Mittag wurden bei der Online-Umfrage knapp 1700 Teilnehmer registriert.

Überprüfung durch IT-Experten bestätigte den Manipulationsverdacht

Die Überprüfung durch IT-Experten habe den Verdacht bestätigt, dass in großem Stil betrogen worden sei. Von den Rückmeldungen stamme deutlich mehr als die Hälfte von nur wenigen Absendern. Auch bei der analogen Umfrage habe es Manipulationen gegeben.

Die Umfrage wird am heutigen Freitag gestoppt, kündigte Mirgeler an. Die Befragung ist Teil des Verkehrsexperimentes „Stadt-Terrassen“. Dabei stellt das Zukunftsnetz Mobilität NRW, in dem Lindlar Mitglied ist, die mobile Straßenmöblierung in der Hauptstraße kostenfrei zur Verfügung. Die Umfrage bezieht sich auf diese Stadtmöbel. Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken fiel sehr unterschiedlich aus. Teils massiv kritisiert wurden die Farben, der Standort und auch, dass Parkplätze wegfallen. Auf der anderen Seite gab es Lob für die Sitzgelegenheiten, Fahrradabstellmöglichkeiten und die bepflanzten Blumenkübel. Auch Alternativ-Vorschläge habe es eine Reihe gegeben.

Lindlar: Bei der anonymen Umfrage war keine Registrierung notwendig

Bei der anonymen Umfrage, für die keine Registrierung erforderlich war, seien auch Kommentare unter der Gürtellinie und gegen Personen gerichtet, erfolgt, teilte Bürgermeister Georg Ludwig mit. Aber nichts, was auch justiziabel sei, wie er auf Nachfrage sagte. Man könne sicher die IP-Adresse und damit auch den Urheber dieser Manipulation ermitteln, antwortete die Verwaltung der Politik.

Die Manipulation sei absolut inakzeptabel, dadurch werde die ganze Umfrage wertlos, kritisierte Sven Engelmann für die CDU. Marie-Luise Burkelc von der SPD war persönlich tief betroffen: „Unsere Arbeit wird mit Füßen getreten. Die Zeit, die wir uns damit intensiv beschäftigt haben, war vergebens, die Umfrage ist nun wertlos“.

Und Patrick Heuwes, Fraktionschef der Grünen, sprach von hoher krimineller Energie. Er wollte wissen, aus welcher Richtung die Manipulation kommen. Die Auswertung ist noch nicht im Detail erfolgt, aber die manipulierten Rückmeldungen enthielten alle negative Kommentare. Harald Friese, Fraktionschef der FDP, forderte, bei Umfragen künftig immer eine Registrierung vorzuschalten, auch wenn sich dann weniger Menschen an der Umfrage beteiligen würden.

KStA abonnieren