Plötzlich ChefinCarina Flosbach über ihren Einstieg beim Marienheider Familienunternehmen

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Blick auf drei Menschen vor einer Leinwand.

Aus eigener Erfahrung berichtete Carina Flosbach (r.), hier mit Barbara Herbst vom Bundesverband „Der Mittelstand“ und Berater Bernd Wiesen.

Die Wipperfürtherin Carina Flosbach (30) berichtet anderen Mittelständlern aus eigener Erfahrung zum Thema Unternehmensnachfolge.

Eigentlich wollte Carina Flosbach (30) Schritt für Schritt die Nachfolge ihres Vaters Dieter Flosbach antreten. Doch nachdem der Unternehmer im Sommer 2022 verstarb, übernahm sie wortwörtlich mit dem Sprung ins kalte Wasser die Geschäftsführung der Werner Flosbach GmbH, einem Fachhandel für Dach- und Fassadenbaustoffe mit insgesamt 135 Mitarbeitern an neun Standorten.

Im Rahmen einer Veranstaltung des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft, Bergisches Rheinland, berichtete Flosbach jetzt in der Firmenzentrale in Marienheide-Rodt anderen Verbandsmitgliedern von ihrer Nachfolgegeschichte und den ganz persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen. Begleitet wurde sie dabei von Bernd Wiesen, einem Experten für Unternehmensmanagement, der als Berater im Hintergrund der Firmenumgestaltung der Flosbach GmbH tätig war.

Unternehmen wurde als Bleihandel in Wipperfürth gegründet

Das Fachhandelsunternehmen Flosbach hat Werner Flosbach 1965 in Neeskotten bei Wipperfürth als Bleihandel gegründet. Aus dem zunächst im Nebenerwerb geführten Bleiverkauf wurde ein stark wachsender Vertrieb für Bedachungen und Fassaden. 1987 übernahm Dieter Flosbach die Firma von seinem Vater Werner und ließ das Unternehmen mit dem Kauf der Firma Karl Zimmermann, der Alma und der Strierath GmbH auf neun Niederlassungen von Ruppichteroth bis Neuss anwachsen.

Carina Flosbach ist quasi in der Firma aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie Betriebswirtschaft, bestand die Masterprüfung im International Business und Intercultural Management und arbeitete in einer Unternehmensberatung in Kalifornien.

Da sich 2018 die Bedingungen für die Arbeit von Einwanderern in den USA änderten, entschied sie sich, wieder in ihre alte Heimat zu ziehen und mit in das Familienunternehmen einzusteigen. Bernd Wiesen erinnert sich noch gut an die Zeit als Carina Flosbach die Nachfolge antrat. „Welches Ziel hast du für dich und für das Unternehmen? Wie willst du es machen?“, erinnert sich Wiesen an die damals entscheidenden Fragen – die Carina Flosbach nicht sofort beantworten konnte, da sie noch gar nicht geplant hatte, das väterliche Unternehmen weiterzuführen. „Die Alternative wäre gewesen die Firma zu verkaufen, aber das wollte ich nicht“, betont die seit 2022 tätige Geschäftsführerin.

Marienheider Unternehmen jetzt mit einheitlichem Logo

Bei der Unternehmensführung weiche sie erheblich vom Vater ab, sagt die Wipperfürtherin. „Ich kam nach der Arbeit in den USA zurück in ein sehr starres Unternehmen.“ Doch die Umstellung mit einer neuen, gemeinsam mit den Mitarbeitern und von unten erarbeiteten Organisations- und Kommunikationsstruktur, mit vielen Gesprächen und Geduld sei gelungen. Drei der vier Gesellschaften, die zu Flosbach gehören, sind in der letzten Woche zu einer GmbH verschmolzen und nutzen nun alle das Flosbach-Logo.

Langjährige Mitarbeiter blieben, die Aufgabenverteilung wurde deutlicher. „Mein Vater hat in der Firma alles gemacht, war in jedem Vorgang drin“, erzählt die 30-Jährige. Fachstellen wie Personaler oder Controller gab es nicht. Dafür sei Dieter Flosbach auch immer mit der Firma beschäftigt gewesen, etwas das sie für sich nicht wollte, wenngleich auch ihre Tage lang seien, sagt Carina Flosbach.

Ich kam nach der Arbeit in den USA zurück in ein sehr starres Unternehmen.
Carina Flosbach über ihren Einstieg in das Familienunternehmen

Doch auch Schwierigkeiten stellten sich in der Unternehmensnachfolge, etwa eine hohe Steuerbelastung die bei der Unternehmensübergabe drohe oder dadurch dass eine junge Frau eine andere Dominanz mitbringe als der Vater. Geduld war nötig, um Mitarbeiter, dazu zu bringen neue Strukturen anzunehmen. „Ich vermisse es schon, meinen Vater nicht als Mentor gehabt zu haben, andererseits habe ich so viel ausprobiert, was auch geklappt hat“, so Carina Flosbach.

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