In Marienheide organisieren die Zwar-Gruppen viele Freizeitaktivitäten für Menschen ab 60 Jahren
Gemeinsam statt einsamZwar-Gruppe bringt Menschen im Alter 60+ in Marienheide zusammen

Gemeinsam Spaß haben (v.l.) Michael, Monika, Klaus-Peter, Irene, Birgit und Magdalene.
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Mit ihren 62 Jahren ist Birgit das „Küken“ in der Runde. Michael und Klaus-Peter sind beide vor kurzem 70 geworden, Monika, Irene und Magdalene liegen dazwischen. Die sechs treffen sich alle 14 Tage donnerstagabends im Mehrgenerationenhaus der Caritas, um einen geselligen Abend zu verbringen, mit dem Kartenspiel Rommé. Es wird viel gescherzt, gelacht, geneckt und auch ein bisschen geschummelt.
Michael macht gerne spitze Bemerkungen, Birgit ist quirlig, Irene und Magdalene erscheinen eher zurückhaltend. Und Monika? An diesem Abend gewinnt sie ein Spiel nach dem anderen und kostet ihren Triumph aus.
Ein geselliger Abend mit Rommé und viel Gelächter
Was die sechs ganz unterschiedlichen Charaktere zusammengebracht hat, ist die „Zwar-Gruppe“. Die Abkürzung steht für „Zwischen Alter und Ruhestand“. Dort treffen sich Frauen und Männer, die in der Regel über 60 Jahre alt sind und lieber gemeinsam statt einsam einem Hobby frönen wollen. Im Gegensatz zu einem Verein bedarf es bei „Zwar“ keiner Mitgliedschaft und keiner Verpflichtung. Wer kommen mag, der kommt.
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Mittlerweile haben Dutzende von Marienheider Bürgerinnen und Bürger über „Zwar“ zusammengefunden. Das Angebot reicht von Radfahren, Wandern, Schwimmen und Nordic Walking, Gesellschaftsspielen und Boule, Musik und Gesang bis hin zu Wissenschaft und philosophischen Gesprächen, wo man sich gerade mit der Frage „Aus was bestehen wir?“ beschäftigt. Und die Genuss-Gruppe trifft sich zum gemeinsamen Schlemmen.
Neues in Planung: Linedance, Paartanz, Foto- und Schachgruppe
Birgit und Magdalene sind gleich in mehreren Gruppen aktiv und schwärmen vom ersten „Linedance-Abend“, der kürzlich stattfand. Demnächst soll es auch eine Paartanz-Gruppe, eine Foto- und eine Schachgruppe geben.
Mit dem großen Gemeinschaftsraum des Mehrgenerationenhauses der Caritas im Ortskern von Marienheide steht ein idealer Treffpunkt für die Gruppen zur Verfügung. Manche treffen sich ein oder zweimal im Monat, andere seltener. Die Zwar-Treffen in Marienheide wurden von Dunja Kühr-Honermann von der Caritas und Anette Molter, Seniorenberaterin der Gemeinde Marienheide, angestoßen. Das Rathaus lud alle Bürgerinnen und Bürger zwischen 60 und 70 Jahren zu einem ersten Infoabend im Januar dieses Jahres ein.
„Als Vorbild diente uns Wipperfürth, wo es Zwar schon seit ein paar Jahren gibt“, sagt Kuehr-Honermann. Rund 120 Marienheider kamen dann, sehr zur Freude der Organisatoren. Bald darauf fand ein erstes Basisgruppen-Treffen mit rund 50 Interessenten statt, und dort schon bildeten sich die ersten Gruppen. Nach fast einem Jahr hat sich unter dem Zwar-Dach ein eigenes Orga-Team gebildet – was auch deshalb wichtig ist, weil Kühr-Honermann und Molter zum Jahreswechsel aussteigen.
Michael erzählt, was er an Zwar so schätzt: „Ich bin auch anderweitig engagiert. In Oberberg muss sonst man immer fahren, hier bin ich in acht Minuten da.“ Und Monika freut sich: „Ohne Zwar hätten wir uns nie getroffen.“
Weitere Infos und Termine der Zwar-Gruppen bei Dunja Kühr-Honermann, (0 22 61) 30 61 21, dunja.kuehr-honermann@caritas-oberberg.de
Zwischen Alter und Ruhestand (Zwar)
Im Jahr 1979 wurde an der Universität Dortmund die Idee zu dem Projekt „Zwischen Alter und Ruhestand“ (Zwar) entwickelt, um „junge Alte“ zusammenzubringen, die sich in Gruppen selbst organisieren. Heute existieren in NRW über 300 Zwar-Netzwerke in rund 85 Kommunen für Menschen ab 55 Jahren.
Oberbergs erste Zwar-Gruppe gründete sich 2019 in Wipperfürth. Zwar will Frauen und Männer zusammenbringen, die in einer ähnlichen Lebenssituation und Altersgruppe sind und die Spaß haben an gemeinsamen Aktivitäten. Das Besondere: Zwar ist kein Verein, es gibt keine Satzung und keinen Vorstand. Wer Lust hat, gemeinsam etwas zu unternehmen, ist eingeladen, eine Verpflichtung zur Teilnahme gibt es nicht.
Die Grundidee von Zwar reicht aber noch weiter: Menschen, die gemeinsam zwanglos ihre Hobby pflegen, sind eher bereit, Verantwortung für andere zu übernehmen und sich zu helfen. Das wiederum kann der Vereinsamung im Alter entgegenwirken. Zudem kann die Gesellschaft von der Erfahrung der Generation 60+ profitieren. www.zwar-ev.de

