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111 Jahre alte RaritätRestaurierte Klais-Orgel in Morsbach-Holpe wird Ostern eingeweiht

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Zu sehen sind drei Männer vor einer Orgel in der Kirche St. Mariä Heimsuchung in Morsbach-Holpe.

Musikdirektor Dirk van Betteray (l.) lässt sich von Orgelbauer Matthias Joanning (M.) und dem Auszubildenden Nicolai Wagner die Reinigung der Klais-Orgel in Holpe erläutern.

Experten bescheinigen dem Instrument mit 720 Pfeifen im Ortsteil Holpe überregionale Bedeutung. 

„Es ist schon ein kleines Wunder: Da steht in einer katholischen Dorfkirche in einer protestantisch geprägten Landschaft die schönste und am besten erhaltene, historische Orgel aus der Zeit um die Jahrhundertwende der ganzen Gegend, die darüber hinaus durch ihre spezielle Bauweise sogar überregionale Bedeutung besitzt.“

Mit diesen Worten beschreibt Musikdirektor Dr. Dirk van Betteray die Klais-Orgel in der Pfarrkirche St. Mariä Heimsuchung in der Morsbacher Ortschaft Holpe. Zurzeit wird das Instrument aufwändig gereinigt.

„Trotz regelmäßiger Wartung ist nach mehr als 30 Jahren eine Reinigung notwendig, in Holpe besonders, da das Gehäuse nach oben und hinten offen ist und so der Schmutz leicht in die Orgel gelangt“, schildert van Betteray die jetzige Situation. Die Orgelbühne gleicht momentan einer Baustelle. Orgelbauer Matthias Joanning und der Auszubildende Nicolai Wagner von der Bonner Orgelbauwerkstatt Klais sind seit Mitte Februar im Einsatz.

Morsbacher Pfarreigemeinschaft startet Spendenaktion für die Orgel

Bei der Reinigung werden alle Teile der Orgel berücksichtigt. Dazu müssen der Spieltisch und auch die 720 Pfeifen ausgebaut, gereinigt und nachintoniert werden. Für diese Maßnahme gibt es einen erhöhten Zuschuss vom Kölner Erzbistum wegen des großen historischen Wertes des Holper Kleinods. Dennoch muss die Gemeinde einen nicht geringen Betrag aufbringen, dafür bittet sie um Spenden.

„Die Orgel ist ein wunderbares Instrument, mit ihren 111 Jahren eine alte Dame mit eigenem Charakter“, sagt Organist van Betteray und schwärmt: „Auch nach 27 Jahren entdecke ich immer noch neue Möglichkeiten und freue mich jedes Mal, wenn ich damit musizieren kann. Es ist faszinierend, welche Symbiose die Orgel und die sehr gute Akustik der Holper Kirche eingehen.“

Am Ostersonntag, 9. April, wird das Instrument um 9.15 Uhr feierlich eingeweiht und in Betrieb genommen. „Im anschließenden Osterhochamt mit dem Kirchenchor werden dann Orgelwerke der deutschen Romantik erklingen“, kündigt Kantor van Betteray an.


Zum Hintergrund

Das Kleinod von Holpe, erbaut 1911/12 von der Bonner Orgelbauerfamilie Klais, ist ein rein pneumatisch traktiertes Instrument, das trotz zweier Weltkriege unverändert bis heute in einem guten Zustand erhalten geblieben ist und immer noch regelmäßig zur Ehre Gottes erklingt. Sie hat 13 Register, zwei Manuale und Pedal. Von ihrer technischen Seite her ist die völlig erhaltene pneumatische Traktur eine nur noch selten zu findende Besonderheit der Orgel in Holpe. Dort ließ man die originale Kalkantenanlage für den Balgtreter in Funktion, als 1936 ein elektrisches Orgelgebläse einbaut wurde.

„All dies zeigt, dass es sich bei der Holpener Orgel einerseits um ein wertvolles Stück orgelbaulicher Geschichte mit überregionaler Bedeutung handelt“, betont der Fachmann Dr. Dirk van Betteray. Die Orgel in Holpe mit ihrer konsequent deutsch-romantischen Disposition ist ein originales Zeugnis der deutschen Orgelbaukunst in der Spätromantik. Das Instrument gilt aus musikhistorischer und orgelbaulicher Sicht als Rarität in Deutschland. Die Firma Klais hat in oberbergischen Kirchen in den Jahren 1900 bis 1990 übrigens 23 Orgeln gebaut. Holpe war 1911/12 die fünfte oberbergische Orgel. 

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