Auf altmodische ArtNümbrechterin und Enkel wurden zu Brieffreunden

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Stehen wenigstens per Brief in engem Kontakt: Marie-Luise Stricker aus Nümbrecht und ihr Enkel Felix.

Stehen wenigstens per Brief in engem Kontakt: Marie-Luise Stricker aus Nümbrecht und ihr Enkel Felix.

Nümbrecht – Der tägliche Gang zum Briefkasten ist für die Nümbrechterin Marie-Luise Stricker und ihren Enkel Felix Stricker seit einiger Zeit immer mit großer Erwartung und Vorfreude verbunden. Denn der junge Mann, der in Köln im Masterstudiengang Geschichte studiert, und seine Großmutter in Oberberg können sich gerade nur sehr selten treffen. Dafür schreiben sie sich regelmäßig.

„Wir haben beide schon länger eine Affinität dazu, uns ganz altmodisch per handgeschriebenem Brief auszutauschen“, sagt der Morsbacher. Seine Großmutter berichtet, dass sie in der Vorweihnachtszeit rund 70 Briefe an Freunde, Bekannte und die Familie geschrieben hat. „Das macht mir große Freude und den Empfängern auch. Es lindert sehr die Einsamkeit, die viele von uns älteren Menschen gerade empfinden und hält geistig fit“, sagt Marie-Luise Stricker. Sie hat ihrem Neffen nicht nur ans Herz gelegt, statt des linierten Collegeblocks doch bitte schönes Briefpapier zu kaufen, sondern diskutiert mit ihm auch über Literatur.

Kurzgeschichten auf Briefpapier

Diese Gespräche hat Felix Stricker zum Anlass genommen – nun auf gutem Briefpapier –, seiner Oma eine Kurzgeschichte zu schreiben. „Ich bin ein Fan von Fantasyliteratur. Ein Genre, das seiner Großmutter nicht geläufig war. Darum habe ich mir für sie eine Fantasygeschichte ausgedacht“, berichtet der 23-Jährige. Die Geschichte erreichte Marie-Luise Stricker in einer Zeit, in der es ihr gesundheitlich schlecht ging und diese Art der Aufmunterung besonders willkommen war.

„Darum möchte ich alle Generationen ermuntern, wieder mit dem Briefeschreiben anzufangen.“ Und ihr Enkel ergänzt, dass diese Art der Kommunikation ein besonderes Gefühl mit sich bringe: eine ganz andere Art der Verbundenheit als bei einer kurzen Sprachnachricht oder einer E-Mail. „Wir nehmen uns bewusst Zeit füreinander, geben uns Mühe beim Schreiben und schaffen etwas, das der Andere aufbewahren kann“, beschreibt er seine Stunden mit Stift, Papier und dem Nachdenken über die richtige Formulierung. Denn eine Löschen-Taste gibt es beim Briefpapier nicht.

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In der Familie ist Felix Stricker der Einzige, der seiner Großmutter regelmäßig schreibt, und es verwundert nicht, dass er eine Neigung dazu hat. Denn er hat ein Journalismus-Studium in Gießen bereits beendet. Auch seine Großmutter hat eine kreative Ader, die sich außer in liebevollen Briefen in zarten Aquarellen und selbstgestalteten Grußkarten zeigt.

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