ProzessIm Verfahren gegen drei Nümbrechter kritisiert die Verteidigung die Kölner Ankläger

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Im Bild ist das Amtsgerichtsgebäude in Gummersbach zu sehen.

Am Amtsgericht Gummersbach fand der zweite Verhandlungstag statt.

Sieben Stunden Beweisaufnahme investierte das Gummersbacher Schöffengericht im Verfahren gegen drei Nümbrechter.

Der zweite Verhandlungstag in einem Verfahren gegen drei Nümbrechter (47, 44 und 41 Jahre) vor dem Schöffengericht in Gummersbach endete mit einem Paukenschlag und forderte auch sonst sehr viel Geduld von allen Beteiligten. Richter Ulrich Neef wollte bereits nach der sieben Stunden mit Unterbrechung andauernden Sitzung die Beweisaufnahme schließen, als der Verteidiger des 47 Jahre alten Angeklagten das Wort wünschte.

„Es geht nicht um die Arbeit von Ihnen direkt, Frau Staatsanwältin, aber mich macht die mangelnde Aufklärungsarbeit der Staatsanwaltschaft Köln fassungslos. Sie war zu keiner Zeit bemüht, den tatsächlichen Sachverhalt aufzuklären und weitere Personen, die am 29. Januar 2021 anwesend waren und zur Aufklärung maßgeblich beitragen könnten, als Zeugen zu laden“, führte der Rechtsanwalt aus. Er beantragte daraufhin, zwei Männer anzuhören, die die Angaben der Angeklagten bestätigen könnten.

Gericht ließ Zeugen vorführen und in der Zelle unterbringen

Den drei Angeklagten wird, wie berichtet, der Versuch einer gemeinschaftlichen Erpressung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Neben dem Geschädigten sagten noch drei weitere Zeugen aus, die, soweit sie sich erinnern und die Vorkommnisse gesehen hatten, die Aussage des Geschädigten bestätigten. Einer der Zeugen sorgte allerdings für Unmut beim Vorsitzenden Richter.

Neef hatte die polizeiliche Vorführung des 23-Jährigen anordnen müssen, nachdem dieser sich morgens mit den Worten „Ich bin gerade erst nach Hause gekommen, ich hab’ jetzt keine Lust und will erstmal schlafen“, beim Gericht entschuldigen wollte. Weil er, nun im Gericht angekommen, während der Verhandlungspause in der hauseigenen Zelle untergebracht werden musste und sich während seiner Aussage darüber beschwerte, riss dem Richter der Geduldsfaden.

Die drei angeklagten Nümbrechter belasten den Geschädigten

„Sie beschweren sich, dass ich Sie von der Polizei abholen lassen muss, weil Sie keine Lust haben, zu einem Gerichtstermin zu erscheinen, Anwesenheit aber Pflicht ist und ich Sie dann während einer Pause in keinem Hotelzimmer, sondern in einer Zelle im Gebäude unterbringen lassen muss? Das ist doch nicht ihr Ernst?“, fragte er den Zeugen, der daraufhin ohne weitere Kommentare seine Aussage fortsetzte.

Die drei Angeklagten indes ließen über ihre Anwälte aussagen, dass es der Hauptangeklagte sei, der vom angeblichen Geschädigten zu Boden geschlagen worden sei. Die beiden anderen Angeklagten, der Bruder und Schwager des 44-Jährigen, hätten sich lediglich eingemischt, um die beiden „Streithähne“ zu trennen, ebenso ein weiterer Bruder und Neffe. Voraussichtlich wird das Verfahren Anfang Februar fortgesetzt.

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