Von Mozart bis Orient-ExpressJunge Philharmonie begeistert mit Konzert auf Schloss Homburg

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Klassik Open-Air Schloss Homburg, Foto: Robin Klein

Klassik Open-Air Schloss Homburg, Foto: Robin Klein

Beim Klassik-Open-Air in Nümbrecht boten die Musiker um Dirigent Volker Hartung zwei höchst unterschiedliche Konzerthälften.

Der markante Turm, ein idyllischer Vorhof: Erneut bot Schloss Homburg dem traditionellen Klassik-Open-Air die perfekte Kulisse. Im Zwinger des Nümbrechter Schlosses konzertierte am Sonntag die Junge Philharmonie Köln unter der Leitung von Volker Hartung.

Das junge Orchester besteht ausschließlich aus Absolventen der rheinischen Musikhochschulen in Köln und Düsseldorf. Zu hören gab es unter freiem Himmel ein spannendes Programm: Die erste Hälfte umfasste ausschließlich Werke der Klassik, die zweite Hälfte sollte die etwa 550 Zuhörer in den Swing der 1920er und 30er Jahre entführen.

Auftakt mit der kleinen Nachtmusik vor Schloss Homburg

Die Mischung begründete der Dirigent so: „In Deutschland wird Musik meist in Schubladen gespielt. Mal nur Barock, mal nur Romantik. Aber die Mischung verschiedener Stile, die man alle respektiert, das ist doch das Spannende.“  So begann der Abend mit Mozarts Kleiner Nachtmusik. Gebannt lauschten die Zuhörer der lebendig gespielten, weltbekannten Melodie des ersten Satzes.

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Auf die bekannte Nachtmusik folgte eine weniger bekannte ukrainische Melodie von Peter Tschaikowsky. Als Solist an der Geige zu hören war der Ukrainer Gregori Ambartsumian. Über eine langsame, emotionale Melodie führte er in einen bewegteren zweiten Teil, der auf einem mehrtaktigen Triller endet, bevor der Geiger zur ersten Melodie zurückkehrte und das Stück in schwebendem Streicherklang sein Ende fand.

Ambartsumian war auch bei „Navarra“, einem Stück geschrieben für zwei Violinen und Orchester, solistisch tätig, diesmal mit seiner russischstämmigen Kollegin Anna Gertsel. Die Auswahl dieser Solisten war ein stummes, aber schönes Zeichen, das die Junge Philharmonie bewusst setzte. Das Stück begann ruhig, doch dann spielte sich das geigende Duo durch einen wilden Tanz voller schneller Sechzehntelläufe, glissandi und pizzicati durch alle Tonlagen. Als sie die letzten Töne gespielt hatten, brachen sich Jubelstürme im Zwinger von Schloss Homburg Bahn.

Im zweiten Teil dann der erwartete Gegensatz: Der um Blech- und Holzbläser, einen Schlagwerker und einen Pianisten vergrößerte Orchesterapparat erweckte mit einer Menge Spielfreude den Swing der 20er und 30er Jahre zum Leben. Bei „Blue Skies“ von Irving Berlin hielt auch bei hartgesottenen Klassikfans kein Fuß still. Geradezu zu einem Tanz verführte der Tango „Ole Guapa“von Arie Malando. Südamerikanisches Lebensgefühl hielt Einzug in das Nümbrechter Schloss, das Feuer des Orchesters machte diese Stück unwiderstehlich.

Dirigent zauberte Trillerpfeife aus dem Frack

Dasselbe galt für den „Czardas“ von Victor Monti: Das virtuose Spiel von Solistin Anna Gertsel nötigte dem Publikum Staunen und andauernden Applaus ab. Der „Orient-Express“ von Gerhard Mohr bildete den offiziellen Ausklang: Da imitierte das Orchester zu Beginn die Geräusche eines Zuges, bevor Volker Hartung aus seinem Frack eine Trillerpfeife hervorzauberte und zur Abfahrt blies.

Die Reise ging mit diesem kurzweiligen, mitreißend gespielten Stück aber keineswegs zu Ende. Erst als der letzte Ton der dritten Zugabe, Dvoraks „Humoresque“, verklang, bekamen die Musiker um ihren Dirigenten, was sie sich redlich verdient haben: Standing Ovations und donnernden Applaus.

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