Gefährlicher SchulwegLindscheider Kinder müssen weiter über die L320 zum Bus

Lesezeit 4 Minuten
Drei Schulkinder stehen am Rand der L 320. Diese viel befahrene Straße müssen sie auf dem Weg zum Schulbus überqueren.

Kinder müssen auf dem Weg zum Schulbus in Lindscheider Mühle die viel befahrene L 320 überqueren.

Eine neue Haltestelle in Nümbrecht-Lindscheid sollte ein Beitrag zur Verkehrssicherheit sein. Doch die Zusage wurde jetzt wieder kassiert. 

Eigentlich sollte mit dem Fahrplanwechsel der Oberbergischen Verkehrsgesellschaft (Ovag) am 11. Dezember auch eine neue Haltestelle auf der Linie 346 in der Nümbrechter Ortschaft Lindscheid angefahren werden. Doch abgesehen von dem Schulbus, der zum Schulzentrum Ruppichteroth fährt, kam kein Bus.

Dabei hat die Lindscheiderin Nadine Engelberth die Aufnahme des Ortes in den Fahrplan schriftlich. Ebenso liegt der Mutter eines siebenjährigen Grundschulkindes ein Entwurf der geplanten Fahrstrecke vor – und die erfolgreiche Testfahrt eines Ovag-Busses auf dieser Route hat sie persönlich miterlebt. Bereits im Juli hatte ihr die Gemeinde mitgeteilt, dass der Linienbus nach dem Fahrplanwechsel im Dezember nach Lindscheid hineinfahren werde, allerdings sollte es vorerst nur eine provisorische Haltestelle geben.

Zunächst war eine Überquerungshilfe im Gespräch

Die Nümbrechter Gemeindeverwaltung hatte diese Mitteilung nach einer entsprechenden Zusage der Ovag vom Juni verfasst, in der auch mitgeteilt wurde, dass der Oberbergische Kreis als Aufgabenträger ebenfalls grünes Licht gegeben habe. Doch dann berichtete Bürgermeister Hilko Redenius dem Nümbrechter Bauausschuss, dass die angekündigte Fahrplanänderung von der Ovag nun doch nicht umgesetzt werde.

Zum Hintergrund: Rund 15 Schülerinnen und Schüler aus Lindscheid müssen täglich die viel befahrene L 320, auf der in diesem Bereich Tempo 100 erlaubt ist, überqueren, um zur Bushaltestelle „Lindscheider Mühle“ zu gelangen. Um die Sicherheit der Kinder auf dem Schulweg zu erhöhen, war schon seit längerem ein barrierefreier Ausbau der bisherigen Haltestelle mit einer Überquerungshilfe im Gespräch.

Mitarbeiter war nicht autorisiert

Diese Überlegungen scheiterten jedoch an fehlenden Umsetzungsmöglichkeiten von straßenbautechnischen Richtlinien an diesem Abschnitt der Landesstraße (wir berichteten). Daraufhin hatten die Grünen im Februar im Verkehrsausschuss beantragt, dass der Bus dann eben zu den Kindern kommen solle, um diesen die gefährliche Straßenüberquerung zu ersparen.

Und was ist nun der Grund dafür, dass die Pläne einer neuen Haltestelle in Lindscheid geplatzt sind? Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner erklärt, dass die Zusage zur Beseitigung der (auch aus Sicht der Ovag sehr unglücklichen) Situation von einem Mitarbeiter erteilt wurde, der dafür gar nicht autorisiert gewesen sei und inzwischen nicht mehr für die Ovag arbeite.

Wir Eltern müssen uns ständig als Lotsen abwechseln.
Nadine Engelberth

Nach erneuter Prüfung des Anliegens bestünden Bedenken hinsichtlich der störungsfreien Befahrbarkeit der angedachten neuen Streckenführung, so Güllner. Zwar sei es grundsätzlich möglich, einen Bus durch den Ort zu bewegen. Doch es bestehe das Risiko, dass ungeübtere Fahrer in den recht engen Straßen Schäden verursachen oder dass der Bus nicht mehr durchkomme, wenn die Strecke zugeparkt werde. Darüber hinaus würde sich die Fahrzeit bei einem Abstecher in den Ort pro Fahrt um sieben Minuten verlängern, was umfassende Änderungen des gesamten Linienplans notwendig machen würde.A

Hauptgrund für die Rücknahme sei jedoch die Bewertung der Strecke als „in der Praxis nicht fahrbar“ gewesen. Wer das „grüne Licht seitens des Aufgabenträgers“ gegeben hat, sei weder bei der Ovag dokumentiert noch könnten deren Ansprechpartner beim Kreis diesen Vorgang nachvollziehen.

Güllner betonte, dass es nicht im Interesse der Ovag liege, Kinder im Straßenverkehr zu gefährden. Eine Lösung könne aber nicht allein von der Ovag entwickelt werden. Sollte als einzige Möglichkeit nur die Fahrt durch den Ort bestehen, müsse in Kooperation mit der Gemeinde eine uneingeschränkte Befahrbarkeit der Strecke sichergestellt werden, etwa durch Parkverbote oder bauliche Maßnahmen. Mit einem entsprechenden zeitlichen Vorlauf ließen sich dann die verlängerte Fahrtzeit in die Pläne einarbeiten und die zusätzlich erforderlichen Ressourcen aufbauen.

Allzu lange warten möchte Nadine Engelberth aber nicht mehr. Erst als nach der Zusage im Sommer Ende November noch keinerlei Anzeichen zum Bau einer zumindest provisorischen Haltestelle erkennbar waren, schöpfte sie Verdacht und hakte nach. „Es geht um das Leben unserer Kinder“, empört sie sich. „Wir Eltern müssen uns ständig als Lotsen abwechseln, damit sie sicher über die Straße kommen – das ist kein Zustand.“ Wenn der Fahrplan nicht innerhalb eines halben Jahres geändert werden könne, müsse jetzt eben eine Übergangslösung her: „Den Worten sollten Taten folgen – es gibt zum Beispiel auch kleinere Taxibusse.“

KStA abonnieren