Kräuterkunde„Die für den Menschen tödlichsten Gifte finden sich im Pflanzenreich“

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Mit den Teilnehmern ihres Workshops fertigte Expertin Elke Fritsch sogenannte Kräuterbuschen.

  • Elke Fritsch hat in ihrem Garten in Eckenhagen mehr als hundert Heilpflanzen stehen.
  • In ihren Kräuter-Workshops gibt sie ihr Wissen über die Pflanzen weiter.
  • Sie erklärt wann und wie die Kräuter am besten eingesetzt werden, damit sie helfen.

Eckenhagen – „Es gibt kein Unkraut – nur Begleitkräuter“, sagte die diplomierte Kräuterfachfrau Elke Fritsch zu Beginn des Workshops „Die Kräuterapotheke Teil 1“ auf dem Konradshof oberhalb von Eckenhagen, bei dem ein „Kräuterbuschen“ gebunden werden sollte. Außerdem sei diese Bezeichnung sehr standortabhängig, da ein Unkraut im Garten oder auf dem Acker an anderer Stelle als wertvolle Arzneipflanze geschätzt werde.

So groß die Heilkraft mancher Kräuter jedoch ist, warnt Fritsch: „Die für den Menschen tödlichsten Gifte finden sich im Pflanzenreich. Deshalb ist beim Sammeln eine sichere Bestimmung unbedingt erforderlich.“ Ebenso notwendig sei bei einer (schwereren) Erkrankung die Diagnose eines Arztes oder Heilpraktikers und eine damit verbundene Behandlung.

Kräuter müssen im Frühling und Sommer gesammelt werden

In leichteren Fällen jedoch könne die Heilkraft der Kräuter ihre seit Jahrtausenden geschätzte Wirkung entfalten – oder eine medizinische Versorgung lindernd ergänzen. Um die Pflanzenheilkraft gerade in den Wintermonaten zur Verfügung zu haben, wurden von alters her Kräuter im Frühling und im Sommer gesammelt und getrocknet. Und damit die Heilung besonders gut funktionierte, war auch ein Segen „von oben“ wünschenswert.

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Schon bei den Germanen wurden daher Kräuterbuschen gebunden, mit einer himmelwärts strebenden Königskerze im Zentrum, die gleichzeitig Blitze bei Gewitter abwehren sollte. Diese Sträuße wurden sodann Freya, der nordischen Göttin der Liebe und der Ehe, gewidmet, um ihren Segen für die Familie zu erflehen. Diese Rolle übernahm seit der Christianisierung die Jungfrau Maria. Besonders gut eignet sich die trockene Sommerzeit von Mitte August bis Mitte September zum Kräutersammeln, aufgrund des dann höheren Anteils ätherischer Öle.

Kräuterstrauß als Hausapotheke

Da das Wetter in diesem Sommer nach der Trockenphase im Juni nicht sehr stabil ist, hatte Fritsch verschiedene Kräuter schon auf Vorrat gesammelt, da feucht gesammelte Pflanzen zusammengebunden schimmeln würden. So hatte sie etwa Johanniskraut, Baldrian, Beifuß, Kamille, Pfefferminze, Wermut, Wasserdost, Weidenröschen, Ringelblumen und Thymian bereitgelegt. Nach einem Rundgang durch ihren außergewöhnlich umfangreichen Kräutergarten mit mehr als hundert Heilpflanzen erklärte Elke Fritsch, dass entsprechend der „Zahlenmagie“ ein Neuner-Kräuterbuschen gebunden würde.

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Elke Fritsch mit Workshop-Teilnehmern im Kräutergarten.

Die Zahl 3 symbolisiere einerseits die göttliche Dreifaltigkeit und andererseits die drei Lebensphasen einer Frau, von der Jugend über die Reife bis zur Weisheit – und „9“ ist das Produkt aus beidem. Dabei konnte jeder Teilnehmer einen individuell auf seine Familie abgestimmten Strauß als Hausapotheke zusammenstellen, denn während in einer Familie Magenprobleme vorherrschen, seien es in einer anderen die Atemwege. Im Winter könne dann ein passendes Kraut herausgezupft und daraus Tee bereitet werden. Traditionell würden die Reste des Vorjahresstraußes am Abend nach dem Binden eines neuen Kräuterbuschens mit einem Dank verbrannt.

An diesem Samstag findet ein weiterer Kräuterworkshop mit einer „Salbenküche“ statt. Anmeldungen unter 0170/3 43 27 44.

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