Enkeltrick und Fake-AnrufPolizei Oberberg warnt vor den häufigsten Betrugsmaschen

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Melanie Halbe und Torsten Ringsdorf von der Kreispolizei Oberberg kennen die Maschen der Cyberkriminellen.

Oberberg – Wie hoch die Zahl der Bürgerinnen und Bürger tatsächlich ist, die Opfer von Betrügereien in der digitalen Welt geworden sind, können Torsten Ringsdorf und Melanie Halbe von der Kreispolizeibehörde nur erahnen. Die Scham, Opfer geworden zu sein, halte viele Menschen davon ab, zur Polizei zu gehen, sagen sie. Der jährliche Schaden, der bei der Polizei von Betroffenen angezeigt werde, gehe aber selbst in Oberberg schnell in die Hunderttausende.

Und es scheint so, als würden die Kriminellen mit ihrem bisweilen perfiden Vorgehen den Nerv bei ihren Opfern treffen, diese sogar zu kennen. Sei es durch Schreckensmeldungen über einen angeblich schwer verunglückten Angehörigen oder durch das Vortäuschen der großen Liebe. Das Portfolio der Betrüger ist groß. Und es klappt, obwohl die Polizei immer wieder vor Betrügereien warnt. So auch vor dem Enkeltrick, dem falschen Polizisten oder Anrufern, die angeblich beim Computergiganten Microsoft arbeiten und den Computer des Opfers von Viren befreien wollen.

Kriminalität via Internet oder Telefon: Geringe Aufklärungsquote

Am Ende wird aber nur das Konto um einige hundert oder tausend Euro erleichtert, wie die beiden Polizeibeamten nur all zu oft von Geschädigten erfahren. Das ist das tägliche Brot der beiden, Ringsdorf als stellvertretender Kommissariatsleiter im Bereich Betrug, Kollegin Halbe als Sachbearbeiterin mit den Schwerpunkten Cyberkriminalität, Betrug, Falschgeld und Umwelt. Die Aufklärungsquote hält sich naturgemäß in Grenzen, denn die Kriminellen arbeiten in den meisten Fälle vom Telefon aus, sitzen in Call-Centern.

So auch im Fall der Enkeltrick-Betrüger, die, wie Halbe und Ringsdorf berichten, vielfach von Polen aus operierten und dabei zumeist auf familiäre Strukturen bauten. Der angeblich schwer erkrankte Angehörige, der ein teures Medikament braucht, ist nur eine der Maschen, mit denen die Täter an ihr Geld kommen. „Die Täter sprechen recht gut Deutsch und versuchen, ihr Opfer unter Druck zu setzen“, sagt Ringsdorf.

Fake-Anruf: Tochter verlangt nach Geld

Immer wieder höre man von Geschädigten, dass sie unbedingt am Telefon hätten bleiben und bloß kein anderes Telefon benutzen sollen. Andere Maschen sind, dass die vermeintliche Tochter ihre Eltern anruft und unbedingt Geld haben muss. So etwa für den Kauf einer Wohnung, die sonst weg sei.

Das rät die Polizei

Bei Betrugsversuchen

Was der Polizei vor allem bleibt, ist immer wieder darauf aufmerksam zu machen, nicht gutgläubig Bankdaten preis zu geben, nicht auf Links zu klicken, die per Mail oder WhatsApp kommen, und selbst bei schlechten Nachrichten über nahe Angehörige erst einmal Rücksprache zu nehmen. „Und im Zweifelsfall immer die Polizei anrufen. Lieber einmal zu viel als nachher Opfer zu sein.“ (ar)

Dass selbst Juristen auf solche Maschen schon hereingefallen sind, ist für die Polizei auch ein Beleg dafür, wie versiert die Täter vorgehen. „Die melden sich am Telefon mit ,Ich bin’s’ und schon sprechen Eltern dann den Namen ihrer Kinder aus, so dass die Kriminellen nur noch ,Ja’ sagen müssen und einen Fuß in der Türe haben“, erklärt Ringsdorf.

Call-Center und Microsoft-Betrüger

Ein anderer Täterkreis operiert von der Türkei aus. Und zwar ebenfalls aus Call-Centern. Auch diese Kriminellen schüren bei ihren Opfern Angst, indem sie behaupten, in der Nachbarschaft des Angerufenen sei eingebrochen worden und weitere Straftaten drohten. Aus diesem Grund solle man besser Schmuck und Bargeld an die Polizei übergeben, die gleich vorbeikomme. Tatsächlich kommt dann auch jemand, um die Wertgegenstände abzuholen – allerdings nicht die Polizei.

Von Indien aus, so der Kenntnisstand der echten Polizei, agieren die Microsoft-Betrüger. Ihnen gelinge es immer wieder, dass gutgläubige, vor allem ältere Opfer, die Betrüger auf den Rechner lassen und ihr Online-Banking-Passwort herausgeben. Was nicht nur für die Polizei für kaum möglich gehalten wird, passiert leider immer wieder.

Love-Scamming häufig über WhatsApp

So auch das sogenannte Love-Scamming, also der Betrug beim Online-Dating, das vielfach über den Messengerdienst WhatsApp über die Bühne geht. Die Spur der Täter führt laut Ringsdorf vor allem nach Nigeria. In die Niederlande geht derweil die Spur einer neuen Betrugsmasche. Via Messengerdienst Whatsapp geben sich Kriminelle als Sohn oder Tochter aus, deren Handy kaputt ist. Sie bitten darum, ihnen Geld zu überweisen, natürlich auf das Konto der Betrüger.

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Neben dem finanziellen bleibe in manchen Fällen auch ein psychischer Schaden bei den Opfern, wie Halbe sagt. Die Aufklärung der Straftaten stellt die Polizei allerdings vor Grenzen. Vielfach handele es sich um Auslandsstraftaten, das Verfolgen der eingesetzten Mobiltelefone sei problematisch, da diese nach einer erfolgreichen Geldübergabe von den Tätern weggeworfen würden.

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