Hohe Beteiligung im Kreis„Stunde der Wintervögel“-Aktion so erfolgreich wie nie

Lesezeit 3 Minuten
In Formation: In Ehreshoven haben sich annähernd 200 000 Stare einen Schlafplatz eingerichtet.

In Formation: In Ehreshoven haben sich annähernd 200 000 Stare einen Schlafplatz eingerichtet.

Oberberg – Die „Stunde der Wintervögel“ war nicht nur bundesweit, sondern auch im Oberbergischen Kreis ein voller Erfolg. 903 Oberberger haben sich bisher an der Aktion des Naturschutzbundes (Nabu) beteiligt und die Vögel in ihrem Garten beobachtet, notiert und an den Nabu gemeldet. Das sind über 300 Oberberger mehr als noch vor einem Jahr. „Wegen Corona und dem Lockdown sind viele zu Hause und haben die Zeit für die Vogelbeobachtung genutzt. Das freut uns natürlich sehr“, sagt der oberbergische Ornithologe Heinz Kowalski.

Spitzenreiter im Oberbergischen ist der Haussperling, der insgesamt 4066 Mal gezählt wurde und dessen Vorkommen im Vergleich zu Vorjahr leicht zugenommen hat. Auf Platz zwei und drei folgen Kohlmeise und Blaumeise – und das, obwohl deutlich weniger Meisen gezählt wurden als sonst. 3150 Kohlmeisen flogen den Oberbergern vor die Nase. Das sind im Schnitt fast fünf Kohlmeisen pro Garten. Dennoch hat der Bestand im Vergleich zu 2020 um 22 Prozent abgenommen, ebenso wie der Bestand der Blaumeise, die die Vogelbeobachter 2813 Mal zählten, also durchschnittlich vier Mal pro Garten.

Grund für schwindende Meisen

„Das mag noch eine Auswirkung des Blaumeisensterbens aus dem vergangenen Jahr sein, allerdings waren die Meisen im Oberbergischen gar nicht so sehr davon betroffen“, erklärt Kowalski und hat gleichzeitig eine andere Vermutung für die sinkende Anzahl der Meisen: „Im Winter tauschen die Meisen ihre Plätze. Das heißt unsere Meisen fliegen an den Rhein oder in Richtung England und dafür kommen die Meisen aus dem Baltikum zu uns, wenn es dort winterlich kalt wird.“ Aufgrund des Klimawandels sei es jedoch in den Baltikumgebieten nicht so frostig gewesen wie sonst, deswegen seien viele Meisen dort geblieben und nicht nach Oberberg geflogen. Das habe dann zu einer geringeren Anzahl in den Gärten der Oberberger geführt, vermutet Kowalski.

Gut vertreten ist neben der Amsel, der Elster und dem Buchfinken im Oberbergischen auch der Star. 1781 Mal wurde er insgesamt gezählt und erlebte im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 33 Prozent. Deutlich wird die hohe Anzahl an Staren derzeit wieder in der Engelskirchener Ortschaft Ehreshoven, wo sich gut 200 000 Stare in einem Bambushain ihren Schlafplatz eingerichtet haben. „Dieser Schlafplatz besteht schon einige Jahre und es ist immer wieder spannend zu sehen, wenn die Stare abends in den Hain fliegen. Wenn es dunkel wird, fallen sie wie Steine reihenweise vom Himmel“, berichtet Kowalski.

Viel Dreck für Anwohner

Was für Vogelinteressierte und Spaziergänger ein interessantes Schauspiel ist, sorgt bei den Anwohnern in Ehreshoven jedoch nicht gerade für Freude, denn durch die große Schar der Stare falle auch viel Dreck an, weiß der Vogelexperte. Bis zur Brutzeit im März werden sie sich aber wohl noch im Hain aufhalten.

Spannend werden laut Kowalski nun die nachträglichen Recherchen, die auf die Vogelbeobachtung folgen. Vor allem durch das großflächige Fichtensterben hätten Vögel wie die Hauben- und Tannenmeise ihren Lebensraum verloren. „Die Waldvögel machen mir etwas Sorgen. Wo genau diese Vogelarten jetzt sind, weiß ich nicht.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Mit der Vogel-Aktion, die vom Nabu traditionell im Winter veranstaltet wird, um einen Überblick über den Vogelbestand und dessen Entwicklung zu erlangen, zeigt sich Kowalski insgesamt aber sehr zufrieden. „Im Oberbergischen wurden bisher 26 000 Vögel gezählt, damit ist die Statistik ziemlich sicher“, freut er sich. Der Klimawandel sei zwar spürbar, für ein Aussterben der Vogelarten sorge er aber nicht, sondern vielmehr dazu, dass sich Bestände Richtung Norden verlagern würden.

Auch das steigende Interesse am Nabu freut Kowalski sehr und er hofft, dass der Zuwachs der Mitglieder in den Ortsgruppen auch nach der Corona-Pandemie bestehen bleibe. Schade sei , dass keine Schulklassen an der Aktion teilnehmen konnten.

Gemeldet werden können Beobachtungen noch bis zum 18. Januar auf dieser Website.

KStA abonnieren