Wolfsgebiet Oberbergischer KreisLandwirte sind besorgt wegen ihres Viehs

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Wolf

Ein Wolf in einem hessischen Freigehege (Symbolbild)

Oberbergischer Kreis – Ein Jahr ist es her, dass weite Teile des Oberbergischen Kreises als Verdachtsgebiet ausgewiesen wurden, bevor das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz im vergangenen August Oberberg dann zu einem echten Wolfsgebiet erklärte. War zuvor eine einsame Wölfin durch Engelskirchens Wälder gestreift, so bekam dann Ende April, Anfang Mai ein Wolfspaar, das sich bei Eitorf-Obereip im Rhein-Sieg-Kreis angesiedelt hatte, Nachwuchs. Das führte zu jener Neubewertung.

Seither sind die Sorgen von Oberbergs Landwirten nicht kleiner geworden, im Gegenteil. Davon berichtet Franz Bellinghausen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. Er blickt etwa auf das Wolfsgebiet Schermbeck am Niederrhein: In Hünxe ist wohl am 4. Januar dieses Jahres ein Pony gerissen worden, ebenso am 25. Oktober vergangenen Jahres in Bottrop.

Zuspruch bekommen Oberbergs Landwirte vom Schafzuchtverband NRW: Dieser fordert ein entschiedenes Vorgehen gegen Wölfe, die immer wieder Schafe reißen.

So soll etwa im Wolfsgebiet Schermbeck die Wölfin „Gloria“ zum Abschuss freigegeben werden, da sie längst gelernt habe, Schutzzäune zu überwinden: „Unklar ist, ob sie übersprungen oder untergraben wurden.“ Nicht mehr hinnehmen will der Verband Vorwürfe, dass solche Zäune nur selten fachgerecht installiert würden. (höh)

„Die Zahl der Risse nimmt bundesweit zu, weil auch die Zahl der Wölfe steigt“, sagt der Engelskirchener Bellinghausen. Er hat gerechnet: Innerhalb der vergangenen zwei Jahre gingen 78 Schafe und 14 Damwildtiere auf das Konto von Wölfin Gloria in der Region um Hünxe. „Und längst sind nicht mehr nur Schafe und Ziegen ihre Beute, sondern eben auch Ponys und kleine Pferde.“

Befürchtungen wegen der Nähe zum Rhein-Sieg-Kreis

Zudem gewöhnten sich die Wildtiere immer mehr an ihre menschlichen Nachbarn und lernten, über Schutzzäune hinweg zu springen. Bellinghausen: „Wir fürchten, dass die drei Eitorfer Wölfe auf Wanderschaft in Richtung Oberberg gehen könnten. Weit ist das ja nicht.“

Dietmar Birkhahn aus Lindlar ist als Wolfsberater für das Landesamt tätig. Er kann die Sorgen der Landwirte verstehen, er betont aber auch: „Jeder Nutztierhalter muss Schutz schaffen und zum Beispiel die vom Land geförderten Zäune richtig aufstellen. Das soll am Niederrhein mangelhaft geschehen sein.“ Die dort getöteten Ponys seien Shetland-Ponys gewesen, also die kleinste Pferdeart überhaupt.

„Jeder, der den Wolf in seiner Umgebung weiß, darf niemals nachlässig sein und die Tiere über Nacht auf der Weide lassen. Sie müssen in den Stall.“ Dass die Eitorfer Wölfe ihre Pfoten ins Oberbergische setzen, hält der Fachmann für unwahrscheinlich. „Denn die Sieg ist eine natürliche Grenze. Nördlich des Flusses hat es bisher keine Risse gegeben.“

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Ebenso widerspricht er der Befürchtung, Wölfe könnten mit einem Sprung ohne weiteres Zäune überwinden: „Bundesweit hat das nicht mal eine Hand voll Tiere bisher gelernt“, sagt Birkhahn. „Von Natur aus springt ein Wolf einfach nicht über Zäune.“

Tiere vom Fuchs gerissen, nicht vom Wolf

Die zuletzt im Rhein-Sieg-Kreis tot aufgefundenen Schafe seien definitiv ebenso keine Wolfsopfer wie eine tote Pute in Eitorf. „Da hat klar ein Fuchs zugebissen.“

Von der zuletzt im Oktober 2019 bei Engelskirchen nachgewiesenen Wölfin fehlt nach Birkhahns Angaben weiterhin jede Spur. „Sie könnte weitergewandert oder auch gestorben sein, das werden wir nie erfahren.“ Bauer Franz Bellinghausen ist sicher, dass es aber nur eine Frage der Zeit ist, bis im Oberbergischen Kreis wieder ein Wolf gesichtet wird.

„Und er ist dann ganz sicher nicht willkommen.“ Sollten weitere Nutztiere zu Schaden kommen, so fürchtet Bellinghausen, dass etliche Kollegen Weiden und Wiesen aufgeben, weil sie diese aufgrund der in Oberberg schwierigen Topographie nicht gegen Wölfe sichern können. Die Folge sei dann wohl, dass solche Flächen aufgegeben werden. „Und das wird die Landschaft sehr deutlich verändern.“

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